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ASIEN/737: Hat eine von Osama Bin Ladens Frauen ihn verraten? (SB)


Hat eine von Osama Bin Ladens Frauen ihn verraten?

Angeblich gab es einen Maulwurf in dem Anwesen von Abbottabad


Auch mehr als drei Wochen nach der angeblichen Erschießung von Osama Bin Laden bei der Erstürmung eines Anwesens im Viertel Bilwal Town in der pakistanischen Garnisonsstadt Abbottabad herrscht völlige Unklarheit darüber, was dort in den frühen Morgenstunden des 2. Mai tatsächlich geschehen ist. Die Regierung der USA macht die Pakistaner verantwortlich dafür, daß sich Bin Laden mehrere Jahre lang ungestört in Abbottabad verstecken konnte. Islamabad behauptet seinerseits, sämtliche Erkenntnisse des Inter-Services Intelligence Directorate (ISI) über den "Topterroristen" mit Washington geteilt zu haben, und wirft den Amerikanern Vertrauensbruch vor, weil sie ohne Rücksprache die spektakuläre Operation durchgeführt haben.

Gegen letztere Behauptung sprechen viele Indizien, darunter Presseberichte und Aussagen von Augenzeugen, denen zufolge die pakistanische Armee am Boden die Aktion der US-Spezialstreitkräfte unterstützte, indem sie die Gegend um das Anwesen abriegelte, während sich die amerikanischen Kameraden von Hubschraubern aus dort absetzen ließen und zu Werke gingen. Bei der Operation wollen die Amerikaner Bin Laden, zwei Bewacher, einen seiner Söhne sowie eine Frau getötet und selbst keine Verluste erlitten haben - und das trotz des nachweislichen Absturzes eines ihrer Hubschrauber, von dessen Wrackteilen die Bilder es in alle Zeitungen und Nachrichtensendungen weltweit geschafft haben.

Demgegenüber steht die Aussage des Augenzeugen Mohammed Bashir, der auf der gegenüberliegenden Seite der Straße vom angeblichen Versteck Bin Ladens wohnt und der im pakistanischen Fernsehen erklärt hat, gesehen zu haben, wie ein Huschrauber, der zu Beginn der Aktion zehn bis zwölf Mann, darunter welche, die Paschtu sprachen, abgesetzt hat, in der Luft explodiert und zu Boden gestürzt ist, als er 20 Minuten später die Leute wieder abholen wollte. Bashir und einige seiner Nachbarn sollen dann auf das Gelände gegangen sein, um zu helfen, und haben überall Leichen, Leichenteile und brennende Wrackteile gesehen, als dann die pakistanische Armee und Polizei auftauchte, sie vertrieb, das Anwesen absperrte und die Toten und Verletzten barg. Über diese wenig bekannte Version der Ereignisse berichtete Gordon Duff am 17. Mai auf der Website der US-Antikriegsorganisation Veterans Today unter der Überschrift "Bin Laden Operation Was Not Successful - Eye Witness Claims".

Ein anderer Artikel hat in den letzten Tagen erhebliche Zweifel an der offiziellen Version des Geschehens aufkommen lassen. Präsident Obama behauptet, die US-Geheimdienste seien nur zu "45 bis 55 Prozent" sicher gewesen, daß man Bin Laden in dem Haus in Abbottabad vorfinden würde, und wird von den Medien dafür groß gelobt, das Risiko eines Fehlschlages auf sich genommen und dem SEAL Team 6 des Joint Special Operations Command den Befehl zur Erstürmung erteilt zu haben (Unter anderem mit dem Verweis auf sein mutiges Handeln in der Stunde der Entscheidung will der Demokrat im November 2012 die Präsidentenwahl wieder gewinnen und für sich eine zweite Amtszeit im Weißen Haus erreichen). Dagegen berichtete am 22. Mai die Londoner Sunday Times, die US-Elitesoldaten, die das Anwesen erstürmten, seien in Besitz eines Dokumentes gewesen, das "derart detailliert" die Anwesenden nach Namen und Alter identifizierte und die räumliche Aufteilung des Hauses in verschiedene Familienwohnungen beschrieb, daß man davon ausgehen müßte, daß die Angaben von einem "Maulwurf" dort stammten.

Das Dokument, das nach der Operation angeblich liegengelassen wurde und von Quellen beim pakistanischen Sicherheitsapparat Christina Lamb, der Korrespondentin der Times in Islamabad, gezeigt wurde, enthält nicht nur Bilder von Bin Laden selbst, seiner Frauen und Kindern, sondern auch eine Beschreibung dessen, wie der Al-Kaida-Chef normalerweise gekleidet und damit zu erkennen sei. In dem Artikel heißt es, die zwei älteren saudischen Ehefrauen Bin Ladens bezichtigten seine dritte und jüngste Gattin, die 28jährige Amal aus dem Jemen, den mutmaßlichen Auftraggeber der Flugzeuganschläge vom 11. September 2001 "entweder verraten zu haben, indem sie Informationen weitergegeben, oder indem sie es zugelassen hat, daß sie zu dem Anwesen verfolgt wurde".

Interessanterweise sollen die sechs Männer, die am späten Abend des 22. Mai den Flugplatz der pakistanischen Marine, Mehran, bei Karachi überfielen, gleich als erstes zwei Spionageflugzeuge vom Typ Orion P-3C zu jeweils einem Wert von 36 Millionen Dollar mit Panzerfäusten zerstörten, um sich anschließend ein 16stündiges Feuergefecht mit pakistanischen Spezialstreitkräften zu liefern, über genaueste Kenntnisse vom Gelände verfügt haben. Bei dem Überfall sollen vier Angreifer ums Leben und zwei entkommen sein, während zehn pakistanische Militärangehörige getötet und zwanzig verletzt wurden. In der pakistanischen Presse rätselt man über die Identität der Angreifer, die über eine ungewöhnlich gute militärische Ausbildung verfügt haben. Dazu paßt eine Aussage eines im bereits erwähnten Sunday-Times-Artikel zitierten Informanten Christina Lambs bei der CIA, der ihr gegenüber eine recht bezeichnende Erklärung dafür abgab, warum die offizielle Version vom Überfall auf Abbottabad "falsch oder lückenhaft" sein könnte: "Das Nachrichtenwesen kann nur im Stillen und Dunklen funktionieren - der Schutz von Quellen und Methoden ist sehr wichtig".

25. Mai 2011