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MILITÄR/893: US-Wundermaschine F-35 erweist sich als teurer Flop (SB)


US-Wundermaschine F-35 erweist sich als teurer Flop

F-35 weniger einsatzfähig als der A-10-Thunderbolt


Mit geschätzten Kosten für Entwicklung, Herstellung und Inbetriebnahme von sage und schreibe 1,4 Billionen Dollar gilt das Tarnkappen-Mehrzweckflugzeug F-35 Lightning II als teuerstes Rüstungsprojekt der Militärgeschichte. Die neue Wunderwaffe der USA gibt es in drei Versionen: die konventionelle F-35A, die senkrechtstartende F-35B und die trägergestützte Version F-35C. Somit soll die F-35 ab 2016 für mehrere Jahrzehnte zum wichtigsten Bomber-, Luftkampf- und Aufklärungsflugzeug des US-Militärs werden. Insgesamt plant das Pentagon 2.457 dieser modernen Flugzeuge für die Armee, Luftwaffe, Marineinfanterie und Marine zu beschaffen. Des weiteren sollen Hunderte F-35-Maschinen an Australien, Dänemark, Großbritannien, Italien, Kanada, die Niederlande, Norwegen und die Türkei verkauft werden, die sich allesamt an der Finanzierung des Projekts beteiligen und deren einheimische Rüstungsunternehmen zusammen mit US-Branchenprimus Lockheed-Martin an der Produktion des ersten Kampfjets der 5. Generation verdienen.

Das F-35-Projekt wird derart von Kostenexplosionen und technischen Pannen begleitet, daß einige Militärexperten das Vorhaben bereits für gescheitert halten. Nachdem im vergangenen Juni eine F-35-Maschine kurz vor dem Start auf dem Rollfeld in Florida aus bislang ungeklärten Gründen explodierte, mußte die geplante erste öffentliche Präsentation des Prestigeobjekts auf der internationalen Luftfahrtschau im englischen Farnborough im September abgesagt werden. Seit Jahren schlagen sich die Hersteller mit Problemen bei der Luftzufuhr herum. Die Testpiloten beklagen sich über Schwindelanfälle, die auf eine Kontaminierung ihrer Atemluft durch chemische Stoffe, die aus dem Treibstoff entweichen, zurückzuführen ist.

Dieses Problem ist möglicherweise gar nicht zu lösen, denn scheinbar hängt es damit zusammen, daß die F-35 - entgegen warnenden Stimmen aus der Luftfahrtindustrie - mit nur einem Motor konstruiert wurde, der wiederum einen gigantischen Schub erzeugen muß, damit die Maschine vom Boden abheben kann. Dennoch hat das US-Verteidigungsministerium die Serienproduktion genehmigt und 115 Exemplare des jeweils mehr als 160 Millionen Dollar kostenden Flugzeugs bauen lassen. Offenbar wollen das Beschaffungsamt im Pentagon und Lockheed-Martin die Testphase einfach überspringen und die unausgereifte Technik während des laufenden Betriebs verbessern. Kritiker halten die unübliche Vorgehensweise für einen schweren Fehler.

Anfang März veröffentlichte das Amt des Director of Operational Test and Evaluation (DOT&E) im Pentagon einen vernichtenden Bericht aus dem hervorgeht, daß es noch sehr lange dauern kann, bis die F-35 für operationstauglich erklärt wird. Die Mängel, welche die DOT&E-Prüfer unter der Leitung von J. Michael Gilmore in ihrer Studie hervorhoben, sind gravierend. Die Treibstofftanks sind derart über das gesamte Flugzeug verteilt, daß praktisch jeder Streifschuß einer gegnerischen Kampfmaschine oder Flakbatterie die F-35 gleich zur Explosion bringen kann. Die Elektrik gilt zudem als Brandgefahrenquelle, weshalb die Maschine wegen des Risikos einer Explosion, sollte sie vom Blitz getroffen werden, vorerst bei Gewitter am Boden bleiben muß. Hinzu kommt eine mangelhafte Aerodynamik: Luftverwirbelungen bei engen Flugmanövern, die im Luftkampf üblich sind, können dazu führen, daß das Düsenflugzeug einfach abstürzt.

Am 13. April berichtete Militärexperte Tyler Rogoway für den Blog Foxtrot Alpha von einer weiteren hochpeinlichen Panne. Den Angaben zufolge muß der eigens für die F-35B gebaute, 6,8 Milliarden Dollar teure Flugzeugträger USS America nachgerüstet werden und dafür 44 Wochen in die Werft. Als Start- und Landeplatz für die F-35 erwies sich das Schiff als ungeeignet. Weil die ungeheure Hitze des Düsenstrahls des Senkrechtstarters das Deck der America zum Schmelzen bringt, muß dieses neu gelegt bzw. beschichtet werden. Hinzu kommen umfangreiche Umbauarbeiten am Rumpf sowie an der Elektrik des Kriegsschiffs.

Ende letzten Jahres war es wegen der explodierenden Kosten bei der F-35 zu einem heftigen Streit im Kongreß und beim Militär gekommen. Aus Kostengründen regten die Befürworter des Projektes, die unter den vier Waffengattungen der USA hauptsächlich bei der Luftwaffe zu finden sind, an, die Flotte an A-10 Thunderbolts, auch Warthogs genannt, welche die F-35 bald ersetzen sollte, einzumotten. Im Armeekreisen löste der Vorschlag erbitterte Gegenwehr deshalb aus, weil sich die A-10-Maschine, von denen die US-Streitkräfte mehrere Hundert Stück besitzen und deren Herstellungskosten lediglich 10 Millionen betragen, in den letzten Jahren als hochzuverlässig bei der Unterstützung von bedrängten Bodentruppen in Afghanistan und im Irak erwiesen hat.

Im Nachhinein stellt sich die Entscheidung, auf den A-10-Donnerkeil vorerst nicht zu verzichten, als richtig heraus. Wie die US-Armeezeitung Stars & Stripes am 15. April berichtete, liegen die Fähigkeiten der F-35, was die Luftunterstützung für Bodentruppen betrifft, weit hinter denen der A-10 zurück. Während das hypermoderne Flugzeug nur 30 Minuten über dem Kampfgebiet halten und vier Bomben bzw. Raketen abwerfen kann, kann das angebliche Auslaufmodell mit ebenso viel Sprengkörpern bestückt werden, hat zudem eine Bordkanone und kann 90 Minuten über dem Schlachtfeld kreisen. Bisher hat sich die F-35-Maschine einen Namen vor allem als erstklassiges Subventionsprogramm für die US-Rüstungsindustrie gemacht. Ob sie in der militärischen Auseinandersetzung die in sie gesteckten Erwartungen jemals erfüllt, bleibt fraglich.

17. April 2015


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