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MILITÄR/925: Syrienkrieg - vom Westen angeschoben, unterstützt und gewünscht ... (SB)


Syrienkrieg - vom Westen angeschoben, unterstützt und gewünscht ...


Seit dem Ausbruch des Syrienkrieges beobachten die UN-Friedenstruppen auf den Golanhöhen einen regen Verkehr über die Demarkationsline hinweg zwischen den israelischen Streitkräften und den syrischen Rebellen. Auf dem von Israel seit 1967 illegal besetzten Teil der Golanhöhen wurden in Feldlazaretten kriegsverletzte Syrer - darunter nicht nur Zivilisten, sondern auch Aufständische - behandelt. Immer wieder mußten die UN-Friedenstruppen mit ansehen, wie israelische Militärfahrzeuge an die Demarkationslinie fuhren und ihr Inhalt kistenweise irgendwelchen Männern auf dem syrischen Teil der Golanhöhen übergeben wurde. Stets hat Israel beteuert, hinter dem Treiben stehe lediglich die "humanitäre Hilfe".

Ende Juli, als die Syrische Arabische Armee (SAA) mit Hilfe der russischen Luftwaffe den Südwesten Syriens einschließlich des östlichen Golans von den Rebellen zurückeroberte, erklärte sich Israel auf Drängen der USA, Großbritanniens und Kanadas zur Aufnahme von 422 Mitgliedern der sogenannten Weißhelme bereit. Bei der Gruppe handelt es sich um eine nachweislich auf Betreiben des britischen Außenministeriums gegründete Zivilschutzorganisation, die London seit Jahren mit Propagandamaterial aus dem Kriegsgebiet versorgt, welches das "Regime" in Damaskus in ein schlechtes Licht setzen soll. Schon länger steht der Vorwurf im Raum, die Weißhelme seien keine reinen Katastrophenhelfer, sondern kämpften aktiv an der Seite diverser Dschihadisten-Gruppen gegen die SAA und seien in dem Zusammenhang auch an verschiedenen Greueltaten beteiligt gewesen.

Ein sonderbarer Medienvorfall, der sich am 4. September ereignete, hat die Beteuerungen Israels, nicht am Syrienkrieg beteiligt zu sein und nicht wie Saudi-Arabien, Jordanien, Katar und die Türkei zum Unterstützerkreis der Rebellen zu gehören, als gezielte Irreführung demaskiert. Am besagten Tag wartete die angesehene, auf Englisch erscheinende Jerusalem Post mit einem Online-Artikel auf, der die Rüstungshilfe der israelischen Streitkräfte für die Aufständischen in Syrien belegte, wobei er sowohl die gelieferten Waffensorten als auch teilweise ihre Empfänger nannte. Unter Berufung auf Angaben der israelischen Militärführung berichtete die Journalistin Anna Ahronheim unter anderem folgendes:

Im Rahmen der Operation Guter Nachbar, die 2016 gestartet wurde, hat das israelische Militär 1524 Tonnen Lebensmittel, 250 Tonnen Kleider, 947.520 Liter Treibstoff, 21 Generatoren sowie 24.900 Paletten mit Medikamenten und medizinischer Ausrüstung geliefert.

Vor einigen Jahren tauchten Berichte auf, daß Israel Rebellengruppen mit Waffen und Bargeld versorgte. Das Regime Bashar Al Assads behauptete, Israel rüste Terrorgruppen aus, seine Truppen hätten regelmäßig Waffen und Munition mit hebräischen Inschriften beschlagnahmt.

Den Berichten zufolge hat Israel mindestens sieben verschiedene Rebellengruppen auf den syrischen Golanhöhen, darunter die aufständische Miliz Fursan al-Joulan, die aus rund 400 Kämpfern besteht und 5000 US-Dollar monatlich von Israel erhalten haben soll, bewaffnet.

"Israel hat uns heldenhaft zur Seite gestanden. Ohne die Hilfe Israels hätten wir nicht überlebt", erklärte der Sprecher der Gruppe im Januar 2017 gegenüber dem Wall Street Journal.

Doch nach nur wenigen Stunden im Netz verschwand der aufschlußreiche Artikel Ahronheims wieder. Dank der Aufmerksamkeit unabhängiger Webseiten wie Information Clearinghouse - www.informationclearinghouse.info -, die diesen Bericht rechtzeitig abspeicherten und ihren Lesern zur Verfügung stellten, war es möglich, die Zitate in deutscher Übersetzung wiederzugeben. Auf Anfrage des russischen Nachrichtensenders RT führte am 5. September David Brinn, der leitende Redakteur der Jerusalem Post, das Verschwinden des Artikels auf "offensichtliche Sicherheitsbedenken" zurück. Seine Zeitung habe eine direkte Anweisung von der israelischen Militärzensur erhalten, den Artikel von der Webseite zu entfernen. Es gab dafür keinerlei Begründung, so Brinn. Auch auf Anfrage von RT war das Pressebüro der israelischen Streitkräfte zu keiner Stellungnahme bereit.

Interessanterweise haben die israelischen Streitkräfte am 3. September bestätigt, daß die Luftwaffe 202 Angriffe seit 2011 auf Ziele in Syrien durchgeführt hat. Die Israelis behaupten stets, daß sich diese Operationen ausschließlich gegen iranische Ziele richten oder die Belieferung der libanesisch-schiitischen Hisb-Allah-Miliz mit ballistischen Raketen aus dem Iran verhindern soll. Die hohe Zahl der geflogenen Einsätze spricht jedoch für die These, daß Israel auch des öfteren ins Kriegsgeschehen eingreift, um den Aufständischen aus schwierigen Situationen zu helfen. Jedenfalls gab ebenfalls am 5. September die SAA die Details eines größeren Waffenfunds bekannt, den sie vor kurzem bei der Befreiung der südlichen Provinz Quneitra gemacht hat. Bei dem in der Ortschaft Al-Rafid sichergestellten umfangreichen Arsenal handelt es sich nach Angaben der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur SANA um "größere Mengen TOW-Raketen aus den USA, israelischer Granaten, Raketenwerfer, Nachtsichtbrillen, Panzerfäuste sowie unterschiedlicher Munition und Mörsergranaten".

9. September 2018


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