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NAHOST/1155: USA treiben die Jemeniten in die Arme von Al Kaida (SB)


USA treiben die Jemeniten in die Arme von Al Kaida

Obamas illegale Drohenangriffe säen Gewalt und Haß



Aus dem Jemen werden für die staatlichen Streitkräfte wichtige Erfolge im Kampf gegen islamistische Rebellen im Süden und Osten des Landes gemeldet. Nach Wochen blutiger Gefechte hat die Armee am 12. Juni die Städte Jaar und Zinjibar, beide in der Provinz Abyan, den militanten Anhängern der Gruppe Ansar Al Scharia, die dort seit über einem Jahr die Kontrolle ausgeübt hatten, entrissen. Beide Städte gelten nun als von "Terroristen" "gesäubert". Bei ihrer Offensive gegen Ansar Al Scharia, die als Schwesterorganisation von Al Qaeda in the Arabian Peninsula (AQAP) gilt, haben die Truppen des neuen jemenistischen Präsidenten Abed Rabbo Mansour Hadi entscheidende Unterstützung von den USA in Form von per Drohne durchgeführten Raketenangriffen der amerikanischen Spezialstreitkräfte und der CIA erhalten. Die große Empörung über die Drohnenangriffe und die vielen Zivilisten, die ihnen zum Opfer fallen, treibt jedoch viele Jemeniten in die Arme der Islamisten. Folglich könnte sich der taktische Erfolg der jüngsten Offensive der jemenitische Armee langfristig als strategische Niederlage erweisen.

Wie die Zeitschrift Yemen Today am 12. Juni berichtete, hatte drei Tage zuvor Hassan Abu Saleh im Namen von Al Kaida und Ansar Al Scharia damit gedroht, den Krieg in Jemen in die USA zu tragen. Er warf Präsident Hadis Verteidigungsminister Mohammed Nasser Ahmed vor, ein Mörder und Handlanger Amerikas zu sein, und bezeichnete Gerald Feierstein, den US-Botschafter in der Hauptstadt Sanaa, als den wahren Herrscher des Landes. Er behauptete, daß in Jemen Al Kaida wegen des brutalen Vorgehens der regulären Streitkräfte und der Drohnenangriffe der CIA und des Pentagons starken Zulauf verzeichnen würde. "Die Menschen glauben an unsere Sache. Sie verstehen, daß wir für die Zukunft unserer Kinder und noch wichtiger für unsere Religion kämpfen. Immer mehr Kämpfer schließen sich uns an, nicht weniger. Wenn ein Kämpfer getötet wird, nehmen zehn andere seinen Platz ein. Es scheint, als würden die Amerikaner nicht aus ihren Erfahrungen im Irak, in Afghanistan und Pakistan lernen", so Abu Saleh.

Die Äußerungen des Islamisten kann man nicht einfach als bloßes Gehabe abtun. In einem ausführlichen Artikel, der am 30. Mai in der Washington Post unter der Überschrift "In Yemen, U.S. airstrikes breed anger, and sympathy for al-Qaeda" erschienen ist, berichtete Sudarsan Raghavan aus Jemen über die höchst kontraproduktiven Auswirkungen der Drohenangriffspolitik der Regierung Barack Obamas. Wie aus der amerikanischen Presse zu entnehmen ist, hat Obama vor kurzem an die CIA und das Pentagon die Genehmigung erteilt, Drohnenangriffe im Jemen einfach auf Verdacht zu starten. Das heißt, es müssen keine gesuchten "Terroristen" im Visier sein oder irgendwelche Anschläge unmittelbar bevorstehen. Allein verdächtige Bewegungen reichen als Anlaß für einen Raketenabschuß aus. Und da praktisch jeder männliche Erwachsene im Jemen eine Waffe trägt, können die Opfer solcher Raketenangriffe später einfach zu "Militanten" erklärt werden. Aufgrund von Interviews mit Stammesältesten, Menschenrechtsaktivisten und Angehörigen von Getöteten in vier Provinzen des Jemens bekam Washington-Post-Reporter Raghavan jedenfalls den starken Eindruck, daß Obamas "geheimer Krieg" eine "starke Verschiebung der Sympathien hin zu ... AQAP" auslöste.

Von daher ist die Befürchtung, die der US-Staatsrechtler Glenn Greenwald am 12. Juni auf seinem vielbeachteten Blog Unclaimed Territory bei der Onlinezeitung Salon zum Ausdruck brachte, nämlich daß Obama mit seiner aggressiven Drohnenpolitik den nächsten 9/11 über die Bürger Amerikas bringen wird, nicht von der Hand zu weisen.

14. Juni 2012