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USA/1201: Neue Hinweise auf Vertuschung um den 11. September (SB)


Neue Hinweise auf Vertuschung um den 11. September

Rechtsberater der 9/11-Kommission belastet die Bush-Regierung


Auch nach dem Ausscheiden des reaktionären Republikaners George W. Bush aus dem Amt des US-Präsidenten und seine Ersetzung durch den als liberal geltenden Demokraten Barack Obama reißen die Hinweise auf staatliche Vertuschung in Verbindung mit den Flugzeuganschlägen vom 11. September 2001 nicht ab. Dies überrascht wenig. Schließlich galt die Nicht-Verhinderung der Anschläge auf das New Yorker World Trade Center und das Pentagon in Arlington als "größte Panne in der Geschichte der US-Geheimdienste", bis man im Herbst 2003 feststellen mußte, daß die Beurteilungen der CIA hinsichtlich der vom "Regime" Saddam Hussein ausgehenden Bedrohung, die den angloamerikanischen Einmarsch im März desselben Jahres begründet hatten, erstunken und erlogen waren. Stutzig macht zudem, daß kein einziger Verantwortlicher für das klägliche, wie zugleich sonderbare Versagen des gigantischen Sicherheitsapparats am 11. September 2001 zur Rechenschaft gezogen geschweige denn bestraft wurde.

Auch die nachträgliche Untersuchung der Vorfälle dieses denkwürdigen Tages hat sehr zu wünschen übrig gelassen. In dem Ende 2002 veröffentlichten Untersuchungsbericht der Geheimdienstausschüsse von Repräsentantenhaus und Senat hieß es, Bürokratie und ein Übermaß an Vorschriften hätten die rechtzeitige Ergreifung der 19 mutmaßlichen Flugzeugattentäter unmöglich gemacht. Das Dokument überzeugte jedoch nicht nur wegen der schwammigen, aussagelosen Schlußfolgerungen, sondern auch weil zahlreiche Seiten aus Rücksicht auf Saudi-Arabien, in dem das Al-Kaida-"Netzwerk" Osama Bin Ladens die meisten 9/11-Kamikazes rekrutiert haben soll, zum Teil oder gänzlich ausgeschwärzt waren. Der im Sommer 2004 veröffentlichte Bericht der 2002 von Bush jun. widerwillig eingesetzten "unabhängigen" 9/11- Kommission mag sich millionenfach verkauft haben, diente jedoch in erster Linie als Feigenblatt. Wichtige Zeugen wie Sibel Edmonds, die 2001 einen Spionagering im zentralen Übersetzungsbüro des FBI in Washington mit Verbindungen zu den Hintermännern der Flugzeuganschläge aufgedeckt und ihren Vorgesetzten vergeblich gemeldet hatte, und William Rodriguez, der Hausmeister des World Trade Center, der am Vormittag des 11. September massive Explosionen im unterirdischen Stockwerke der Zwillingstürme selbst erlebt hatte, blieben im Bericht der 9/11-Kommission völlig unberücksichtigt.

Als eines der größten Rätsel in Verbindung mit 11. September ist die sonderbare Tatenlosigkeit der US-Luftwaffe angesichts der fast gleichzeitigen Kaperung vierer Passagiermaschinen im amerikanischen Luftraum. Nicht zuletzt diese vermeintliche Überlistung des Luftabwehrsystems der USA bewegte in den ersten Stunden und Tagen viele Geheimdienstexperten zu der Aussage, daß die Attentäter von irgendwoher staatlicher Hilfe erhalten haben mußten. Doch in diesem Zusammenhang hat die 9/11-Kommission wenig Erhellendes beigetragen. Dafür gab es einen guten Grund. Wie Dan Eggens am 2. August 2006 in der Washington Post unter der Überschrift "9/11 Panel Suspected Deception by Pentagon - Allegations Brought to Inspectors General" berichtete, waren die Mitarbeiter und Mitglieder der 9/11-Kommission während der Untersuchung "zu dem Schluß gekommen, daß die ursprüngliche Geschichte des Pentagons, wie es auf die Terrorangriffe von 2001 reagiert" habe, "Teil eines absichtlichen Versuches gewesen sein" könnte, "die Kommission und die Öffentlichkeit in die Irre zu führen, statt einer Spiegelung der verwirrenden Ereignisse an jenem Tag ...".

In dem Post-Artikel zitierte Eggens Thomas H. Kean, der ehemalige republikanische Gouverneur von New Jersey, der den Vorsitz der Kommission innehatte, mit folgenden vernichtenden Worten: "Bis heute wissen wir nicht, warum NORAD [das North American Aerospace Command] uns das sagte, was es uns gesagt hat. Es war dermaßen weit von der Wahrheit entfernt ... Es war später eines dieser losen Enden, die einfach nicht verknüpft werden konnten."

Bestätigung für die Aussage Keans bezüglich der mangelnden Zusammenarbeit des Pentagons Donald Rumsfelds bei der Untersuchung der Hintergründe und des Ablaufes der Anschläge vom 11. September liefert nun John Farmer, der von 2002 bis 2004 leitendender Rechtsberater der 9/11-Kommission war. Der ehemalige Justizminister des Bundesstaates New Jersey hat ein Enthüllungsbuch über seine Arbeit bei der National Commission on Terrorist Attacks Upon the United States geschrieben, das am 15. April in den USA unter dem Titel "The Ground Truth: The Story Behind America's Defense on 9/11" erschienen ist. In dem Buch wirft Farmer der Bush-Regierung vor, der Öffentlichkeit die Wahrheit über den 11. September bewußt vorenthalten zu haben.

In einer Presseklärung des Verlegers Hougton Mifflin Harcourt, der das Buch in den USA herausgebracht hat, heißt es: "Farmer kommt zu dem absolut schlüssigen Urteil, daß die offizielle Version nicht nur gänzlich falsch ist, sondern dazu dient, einen falschen Eindruck der Ordnung und der Sicherheit zu erzeugen." In einem Artikel, der am 14. April in der Washington Post über das Buch erschienen ist, wird Farmer selbst wie folgt zitiert: "Mich hat es schockiert, wie groß der Unterschied zwischen der Wahrheit und der amtlichen Beschreibung war. ... Die Bänder [des NORAD] erzählten eine radikal andere Geschichte zu der, die man uns und der Öffentlichkeit zwei Jahre lang erzählt hatte. ... Das ist mehr als nur eine Verschönerung der Tatsachen, das ist die Unwahrheit."

18. April 2009