Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → REDAKTION

USA/1327: Boston-Marathon-Anschlag wirft unangenehme Fragen auf (SB)


Boston-Marathon-Anschlag wirft unangenehme Fragen auf

Geriet eine Anti-Terror-Übung außer Kontrolle?



Weltweit ist das Entsetzen über den Bombenanschlag, der am 15. April neben der Ziellinie des Boston-Marathons drei Zuschauer in den Tod riß und 176 Menschen zum Teil schwer verletzte, groß. In den USA herrscht zudem eine große Verunsicherung, seit am 17. April der Eingang von Briefen mit dem tödlichen Gift Rizin beim Büro von Präsident Barack Obama und des republikanischen Senators aus Alabama, Richard Shelby, in Washington bekanntgegeben wurde. Auch wegen der hysterischen Berichterstattung fühlen sich viele Amerikaner unweigerlich an den Herbst 2001 erinnert, als kurz nach den Flugzeuganschlägen auf das New Yorker World Trade Center und das Pentagon in Arlington anthraxhaltige Briefe an mehrere Politiker und Redaktionsräume an der US-Ostküste verschickt wurden. Beim 9/11-Anschlag kamen fast 3000, infolge der Anthrax-Briefe fünf Menschen ums Leben. Bis heute liegen die Hintergründe beider Aktionen im Dunkeln.

Am 18. April hat das FBI erstmals die Fotos zweier Verdächtiger in Verbindung mit dem Anschlag auf den Bostoner Marathon veröffentlicht. Die Bilder stammten von Überwachungskameras in der Nähe der Ziellinie. Die beiden Männer hatten schwarze Jacken und Baseball-Mützen an. Der ältere und stämmigere der beiden trug eine schwarze Baseballmütze mit dem Schirm nach vorne und darunter eine dunkle Sonnenbrille. Der jüngere und schmalere der beiden trug über lockerem schwarzen Haar eine weiße Baseballmütze mit der Sonnenblende nach hinten. Auf einem weiteren nur von den Medien verbreiteten Foto ist dieser Mann in der Nähe des achtjährigen Todesopfers Martin Richard eindeutig zu erkennen. Die Aufnahme wurde gemacht, nachdem er angeblich kurz zuvor einen Rucksack mit einer Bombe zurückgelassen hatte. Nur wenige Momente später explodierte die Sprengladung. Inzwischen hat die Polizei die beiden Täter identifiziert. Es handelt sich um die Tschetschenen Dzhokar und Tamerlan Tsarnaev.

Den letzten Meldungen zufolge hat die Polizei am Abend des 18. April - etwa fünf Stunden nach der Veröffentlichung der Fahndungsfotos - eine heiße Spur erhalten, nachdem es in der Nähe des berühmten Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, Massachusetts, auf der anderen Seite des Charles River gegenüber der Bostoner Innenstadt, zu einem Schußwechsel zwischen den Tsarnaev-Brüdern und einem MIT-Wachbeamten gekommen war. Zuvor sollen die Tsarnaevs versucht haben, eine Filiale der Einzelhandelskette der Firma 7-11 im Zentrum von Cambridge auszurauben. Der Sicherheitsbeamte ist von der Polizei tot in seinem Wagen aufgefunden worden. Kurz danach sollen die beiden flüchtigen Täter einen schwarzen Geländewagen Marke Mercedes samt Fahrer gekapert haben. Den Mann haben sie rund 30 Minuten später auf einer Tankstelle unversehrt laufenlassen.

Irgendwann danach ist es in der Kleinstadt Watertown, westlich von Cambridge, zwischen den beiden Tatverdächtigen und der Polizei zu einer Schießerei gekommen, bei der auch mehrere Sprengsätze explodierten. Die Polizei hat den älteren der beiden Tsarnaevs, den 26jährigen Tamerlan, festnehmen können; er starb kurz darauf im Krankenhaus an Schuß- und Sprengstoffverletzungen. Sein Bruder, der 19jährige Dzhokar Tsarnaev, befindet sich, offenbar schwerbewaffnet, noch auf der Flucht. Deswegen haben die Behörden im Großraum Boston den Ausnahmezustand ausgerufen. Der öffentliche Verkehr ist komplett eingestellt worden. Die meisten Schulen sind geschlossen. Im Westen der Stadt sind die Bürger geraten worden, zuhause zu bleiben und alle Türen und Fenster gut abzuschließen.

Wie auch immer die Jagd nach Dzokhar Tsarnaev ausgehen wird - sei es mit dessen Festnahme, seinem Tod im Kugelhagel oder durch Selbstmord -, so wirft der Anschlag auf den Boston-Marathon einige beunruhigende Fragen auf. Die zerfetzten Rucksäcke, in der sich die beiden Kochtopf-Bomben befanden und deren Bilder die Polizei bereits am 16. April veröffentlichte, waren schwarz. Die Rucksäcke, welche die beiden Tsarnaev-Brüder auf den Fahndungsfotos auf dem Rücken haben, sind dagegen beige. Bereits am 17. April hatten regierungskritische Aktivisten im Internet Bilder von der Ziellinie vor und nach dem Anschlag veröffentlicht, auf denen mehrere Männer mit schwarzen Rucksäcken zu sehen waren. Diese Personen trugen allesamt schwarze Jacken, beigefarbene Hosen und Stiefel. Einige von ihnen trugen schwarze Baseballmützen mit einem weißen Totenkopf-Logo. Andere wiederum scheinen Mikrophone im Ohr gehabt und mit irgendwelchen Stellen kommuniziert zu haben. Es soll sich hier um Angestellte des privaten Militärdienstleistungsunternehmens Craft International, das bevorzugt ehemalige Mitglieder der US-Spezialstreitkräfte beschäftigt, handeln.

Darüber hinaus gibt die Anwesenheit von Bombenentschärfungskommandos in der Nähe der Start- und Ziellinie des Boston-Marathons zu denken. Die Behörden bestreiten, daß es anläßlich der Großveranstaltung zu Anti-Terror-Übungen gekommen ist. Dagegen stehen die Aussagen zahlreicher Teilnehmer des Marathons, die sich über die Anwesenheit der Bombenentschärfungskommandos samt Spürhunden gewundert haben, jedoch mit der über Megaphon verbreiteten Botschaft, daß es sich hier lediglich um eine Übung handelte, beruhigt wurden. Dies hat unter anderem Ali Stevenson, der Trainer der Querfeldeinrennen-Mannschaft der Universität von Mobile, Tennessee, gegenüber mehreren Medien bezeugt. Um 12.53 Uhr am Tag des Rennens hatte die Tageszeitung Boston Globe unter Hinweis auf Behördenangaben getwittert, daß es "in einer Minute im Rahmen der Aktivitäten des Bombenräumdienstes zu einer kontrollierten Explosion gegenüber der Bibliothek kommen" sollte.

In den meisten "Terrorkomplotten" der letzten beiden Jahrzehnte in den USA, angefangen mit dem Lastwagenanschlag 1993 auf das New Yorker World Trade Center, war nachweislich auch die Polizei mit eigenen Spitzeln und Agents provocateurs involviert. Am 11. September 2001 trug die Durchführung mehrerer Anti-Terror-Übungen mit dazu bei, daß die US-Luftwaffe nicht rechtzeitig die vier gekaperten Passagiermaschinen von American und United Airlines abfangen konnte. Von daher ist der Gedanke, daß beim Boston-Marathon eine Anti-Terror-Übung bzw. -Ermittlung entweder außer Kontrolle geraten ist oder von irgendwelchen Stellen umfunktioniert wurde, nicht gänzlich von der Hand zu weisen. Es bleibt festzustellen, daß sich vier Tage nach dem Anschlag immer noch keine Gruppe dazu bekannt hat.

19. April 2013