Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → REDAKTION

USA/1328: Boston-Marathon-Anschlag das Werk von Doppelagenten? (SB)


Boston-Marathon-Anschlag das Werk von Doppelagenten?

Welche Rolle spielten die Tsarnaev-Brüder beim "Terrorkomplott"?



Eine Woche nach dem doppelten Bombenanschlag, der drei Zuschauer des Bostoner Marathons tötete und mehr als 180 zum Teil schwer verletzt zurückließ, gibt das schreckliche Ereignis Rätsel auf. Der mutmaßliche Haupttäter, der 26jährige Tschetschene Tamerlan Tsarnaev, der bei einer Schießerei mit der Polizei in der Nacht des 18. April ums Leben gekommen ist, stand spätestens seit 2011 unter der Beobachtung des FBI. Sein Bruder und mutmaßlicher Komplize, der 19jährige Medizinstudent Dzhokhar Tsarnaev, liegt derzeit schwer verletzt und nicht vernehmungsfähig in einem Bostoner Krankenhaus. Er soll unter anderem eine Schußverletzung im Mundbereich haben, die ihm das Sprechen unmöglich macht.

Über die Rolle der Tsarnaev-Brüder beim Anschlag und über die Ereignisse, als sie zur Strecke gebracht wurden, herrscht noch Unklarheit. Wenige Stunden, nachdem am späten Nachmittag des 18. April Fahndungsfotos der beiden in allen Medien veröffentlicht wurden, sollen sie den 26jährigen Polizisten Sean Collier in der Nähe des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in seinem Auto erschossen haben. Kurz darauf sollen sie einen schwarzen Mercedes-Geländewagen samt Fahrer entführt haben. Den Fahrer ließen sie rund eine halbe Stunde, nachdem sie ihn dazu gezwungen hatten, Bargeld für sie an mehreren Geldautomaten abzuheben, wieder laufen. Zuvor sollen sie ihm aufgetragen haben, der Polizei zu berichten, daß sie die Verantwortlichen für die Explosion der beiden Kochtopfbomben in der Nähe der Ziellinie des Marathons waren.

Während der rund halbstündigen Geiselnahme, in der der Mercedes-Fahrer mit seinen beiden Entführern den Memorial Drive in westlicher Richtung entlangfuhr, kam es zu einer merkwürdigen Episode. Wie die britische Sonntagszeitung Observer am 21. April berichtete, unterbrachen die Entführer ihre Fahrt, hielten "neben einem anderen Auto an und verbrachten einige Zeit damit, Objekte aus ihm in den gestohlenen Mercedes zu transferieren. Zu den Objekten gehörten mehrere Rohrbomben sowie Gewehre".

Nachdem der Entführte abgesetzt worden war und, wie befohlen, die Behörden benachrichtigte, kam es zu einer Verfolgungsjagd der Polizei nach dem schwarzen Mercedes, in deren Verlauf die Tsarnaevs Schüsse abgegeben und mehrere Sprengkörper aus dem Wagen geworfen haben sollen. In der Laurel Street im Herzen des Bostoner Vororts Watertown kam es kurz nach Mitternacht zu einer heftigen Schießerei. Als Tamerlan Tsarnaev eine Bombe Richtung Polizei warf, soll der Sprengkörper frühzeitig hochgegangen sein und ihn schwer verletzt haben. Beim Ausbrechen aus der Falle soll Dzhokhar Tsarnaev seinen am Boden liegenden Bruder überfahren haben, der kurz danach an Schuß-, Spreng- und Quetschverletzungen starb. Erst viele Stunden später am 19. April wurde der jüngere der beiden Brüder unweit des Orts des Schußwechsels blutüberströmt in einem Boot, das mit einer Persenning bedeckt im Garten eines Bewohners von Watertown auf einem Trailer stand, entdeckt und von der Polizei festgenommen.

Das Verhalten der Tsarnaev-Brüder mutet seltsam an. Wenn sie auf der Flucht waren, warum haben sie dabei soviel Aufmerksamkeit auf sich gezogen? Wenn sie aber als Märtyrer im Sinne des salafistischen Dschihads bzw. als tschetschenische Freiheitshelden sterben wollten - wie von vielen Medien spekuliert wird -, warum haben sie drei Tage damit gewartet und nicht ihren Freitod gleich nach dem Bombenanschlag in der Bostoner Innenstadt vor den laufenden Fernsehkameras der Welt inszeniert? Waren es wirklich sie, die den Polizisten Collier erschossen und den Mercedes-Fahrer entführten? Von keinem der beiden ist bekannt, daß er eine Waffenausbildung absolvierte. Und dennoch sollen sie sich eine Schießerei mit der Polizei geliefert haben, bei der mehr als 200 Schuß abgegeben wurden und die erst aufhörte, als den Behördenvertretern die Munition ausging. In den drei Tagen nach dem Anschlag ging Dzhokhar, der als leichtlebiger Marihuana-Konsument und Skateboarder bekannt war, seinem regulären Studentenleben nach; er besuchte an einem Abend sogar eine Party und soll in ausgelassener Stimmung gewesen sein. Verhält sich jemand so, der jeden Moment befürchten muß, wegen "Terrorismus" landesweit auf der Fahndungsliste zu stehen?

Gegenüber den Medien haben sich die Eltern der mutmaßlichen Täter von der Unschuld ihrer Söhne überzeugt gegeben. Doch nicht nur das. Sie haben den Verdacht geäußert, daß ihre Söhne von den US-Geheimdiensten in eine tödliche Falle gelockt wurden. In einem Interview, das am 19. April vom Nachrichtensender Russia Today live ausgestrahlt wurde, erklärte die Mutter, Zubeidat Tsarnaeva, das FBI hätte die Wohnung der Familie in Cambridge, Massachusetts, regelmäßig besucht und sie über die "extremistischen" Umtriebe ihres ältesten Sohnes Tamerlan unterrichtet. "Er ist reingelegt worden. Er wurde vom FBI drei bis fünf Jahre lang überwacht. Sie wußten, was er tat. Sie wußten, was er unternahm, und welche Webseiten er besuchte. Wie soll das also passiert sein? ... Sie kontrollierten jeden seiner Schritte, behaupten aber heute, es handelt sich hier um eine terroristische Tat!", so die entsetzte Frau.

Wie man inzwischen weiß, hat Tamerlan Tsarnaev die erste Hälfte des Jahres 2012 in Rußland - genauer gesagt in der autonomen Kaukasusrepublik Dagestan - verbracht. Es wird spekuliert, daß er dort Kontakt zu jenen Salafisten aufgenommen hat, die das kleine Land am Kaspischen Meer seit längerem mit Bombenanschlägen und Überfällen unsicher machen. Seine Familie bestreitet dies jedoch. Der private israelische Nachrichtendienst Debkafile, dem eine Nähe zum Mossad nachgesagt wird, geht in seiner am 20. April veröffentlichten Exklusivanalyse davon aus, daß mindestens der ältere der Tsarnaev-Brüder, wenn nicht sogar beide, vom FBI angeworben wurden, um für sie die dschihadistische Szene unter den Tschetschenen zu unterwandern. Dies würde auch die plötzliche Hinwendung zum Islam, die bei Tamerlan vor wenigen Jahren einsetzte, erklären. Der arbeitslose Studienabbrecher hatte auch Geld dringend nötig; 2010 brachte seine Frau das gemeinsame Kind zur Welt.

Debkafile geht weiter davon aus, daß sich Tamerlan Tsarnaev irgendwann gegen seine Auftragsgeber beim US-Geheimdienst wandte und zum Doppelagenten wurde. So erklären die israelischen Analytiker seine Beteiligung am Anschlag auf den Bostoner Marathon. Eine andere Auslegung der bisherigen Erkenntnislage wäre, daß Tamerlan Tsarnaev - mit oder ohne Wissen seines Bruders - in eine Anti-Terror-Ermittlung bzw. -Übung des US-Sicherheitsapparats am Rande des Boston-Marathons verstrickt war, die aus bisher unerklärlichen Gründen plötzlich keine Simulation mehr war. Dies würde auch die panikartige Reaktion der Brüder auf die Veröffentlichung ihrer Konterfeis in den Medien erklären. Dank der Aufnahmen vieler Kameras wissen wir lediglich, daß sich Tamerlan und Dzhokhar Tsarnaev in der Nähe der Ziellinie des Rennens befanden - mit Rucksäcken auf dem Rücken -, kurz bevor die beiden Bomben hochgingen. Bisher deuten die meisten Indizien darauf hin, daß ihre Rolle bei alledem die von Sündenböcken gewesen ist. Auch in US-Ermittlerkreisen werden die Tsarnaevs als kleine Figuren in einem größeren Komplott gehandelt. Es stellt sich daher die Frage, wer im Hintergrund die Fäden gezogen hat.

22. April 2013