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ARBEIT/535: Myanmar - Visaregelungen mit Thailand in der Kritik (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 2. September 2013

Myanmar: Visaregelungen mit Thailand in der Kritik - Arbeitsmigranten müssen nach vier Jahren heimkehren

von Simba Shani Kamaria Russeau



Bangkok, 2. September (IPS) - Viele in Thailand lebende Arbeitsmigranten aus dem benachbarten Myanmar stehen vor einer unsicheren Zukunft. Denn die Visa derjenigen, die sich bereits seit vier Jahren in dem südostasiatischen Land aufhalten, werden in den nächsten Wochen ablaufen. Die Migranten appellieren daher an die Regierung von Myanmar, das geltende Abkommen mit Thailand zu überarbeiten.

Soe Moe Kyaw ging 2010 nach dem Tod seines Vaters, der die Reisbauernfamilie aus Mandalay in finanzielle Schwierigkeiten gebracht hatte, nach Myanmar. Seine Mutter borgte sich umgerechnet 266 US-Dollar von ihrer Schwester, um den Sohn durch einen Vermittler über die Grenze nach Thailand schleusen zu lassen.

Der junge Mann fand erst Monate nach seiner Ankunft im Nachbarland Arbeit in einer Fabrik in Mahachai, in der er seither für zehn Dollar täglich Tunfisch in Dosen abfüllt. Soe Moe Kyaw, der noch zwei jüngere Geschwister hat, träumte immer davon, seiner Familie mit selbstverdientem Geld zu einem besseren Leben zu verhelfen.

"Anfangs dachte ich, genug zu verdienen, um in den Reisanbau in Myanmar investieren können", erzählt er. "Die ersten Löhne musste ich aber dafür verwenden, meiner Tante die Schulden zurückzuzahlen. Auch wenn ich jetzt jeden Tag acht Stunden arbeite und manchmal noch Überstunden mache, reicht der Verdienst gerade dafür aus, meiner Schwester den Schulbesuch zu finanzieren."


Kostspielige Visa

Soe Moe Kyaw war illegal nach Thailand eingereist. Er musste sich also vorsehen, nicht entdeckt zu werden. "Oft versteckte ich mich, um nicht von der thailändischen Polizei festgenommen zu werden", berichtet er. Inzwischen hat er sich für viel Geld ein Visum besorgt. Doch sein Job ist nicht sicher. Zudem lebt er in der ständigen Angst, seine Aufenthaltsgenehmigung wieder zu verlieren.

Fast 80 Prozent der schätzungsweise drei Millionen Arbeitsmigranten in Thailand stammen aus Myanmar. Um die illegale Einwanderung einzudämmen, verständigten sich beide Regierungen 2003 in einem Memorandum darauf, Arbeitsmigranten ein zweijähriges Visum zu gewähren, das nach Ablauf für weitere zwei Jahre verlängert werden kann. Nach diesen vier Jahren müssen die Migranten in ihre Heimat zurück und dürfen frühestens nach drei Jahren wieder nach Thailand einreisen.

In den nächsten Wochen steht die Heimkehr von hunderttausenden Menschen aus Myanmar an. Doch Myanmar ist wirtschaftlich nicht in der Lage, so viele Rückkehrer wieder aufzunehmen. Zudem sind die Geldüberweisungen der im Ausland arbeitenden Bürger für deren Familien unverzichtbar geworden. Im vergangenen Jahr kamen auf diese Weise 566 Millionen Dollar zusammen - ein Segen für ein Land mit einer Arbeitslosenrate von 37 Prozent und einer Armut, die mehr als 26 Prozent der rund 60 Millionen Burmesen betrifft.

Auch die Familie der 32-jährigen Ma Cho ist dringend auf finanzielle Unterstützung angewiesen. 2003 zahlte sie einem Schleuser 110 Dollar, um nach Thailand zu kommen. Für zehn bis 15 Dollar täglich schält sie seitdem Garnelen. "Alle zwei bis drei Monate kann ich etwa 230 Dollar nach Hause schicken", berichtet sie. "Damit haben alle zu essen, und meine Tochter kann die Schule besuchen. Außerdem beteilige ich mich an dem neuen Haus, das meine Familie für mich und meine Tochter baut. Dort werden wir wohnen, wenn ich zurückkomme."

Ma Cho ist der Meinung, dass das Arbeitsabkommen zwischen den beiden Ländern sicherstellen müsse, dass die Migranten vor Ausbeutung geschützt werden. "Ich möchte unsere Regierung daran erinnern, dass wir drei Millionen Arbeitskräfte die Wirtschaft unterstützen."


Forderung nach humanem Mindestlohn in Myanmar

"Viele Migranten würden am liebsten nach Hause zurückkehren, weil sie ihre Angehörigen vermissen", sagt Sue Soe Nwe. "Doch das Leben in Myanmar ist hart." Wie die 33-Jährige erklärt, die in ihrem Dorf als Lehrerin gearbeitet hatte, reichte ihr Gehalt vorne und hinten nicht aus. "In der Region gibt es weder fließendes Wasser noch Strom. Und wenn kein Geld da ist, kann niemand zur Schule gehen."

Sue Soe Nwe hält es für dringend notwendig, dass in Myanmar bessere Jobs geschaffen werden. "Die Regierung sollte den derzeitigen Mindestlohn von etwa 1,5 Dollar pro Tag deutlich erhöhen. Damit die Menschen in unserem Land überleben können, müssen die Löhne steigen." (Ende/IPS/ck/2013)


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http://www.ipsnews.net/2013/08/hard-to-stay-harder-to-return/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. September 2013