Schattenblick → INFOPOOL → POLITIK → SOZIALES


BERICHT/015: "Den Blick auf Frauen in Not richten" - 25 Jahre Kontaktseminar Option für die Armen (idw)


Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen - 26.02.2015

"Den Blick auf Frauen in Not richten" - 25 Jahre Kontaktseminar Option für die Armen


Zum 25. Mal lud die Katholische Hochschule NRW vom Mitte Februar zum Kontaktseminar Option für die Armen nach Münster ein. Schwerpunkt des diesjährigen Treffens: Initiativen für Frauen in prekären Lebenssituationen. Rund 40 Ordensleute, Sozialarbeiter/innen und Studierende nutzten die fünftägige Weiterbildung, um mehr darüber zu erfahren und sich auszutauschen.

Was viele nicht wissen: Für viele Ordensgemeinschaften gehört ein explizites Engagement für Frauen zu den Grundlagen ihrer Gemeinschaft und ihrer Arbeit. Die Gründerin der Oberzeller Franziskanerinnen in Würzburg, Antonia Werr, rief schon 1855 eine Lebensgemeinschaft mit strafentlassenen Frauen ins Leben. Auf den Philippinen arbeiten die Schwestern der christlichen Liebe ganz im Sinne ihrer Gründerin Pauline Malinckrodt. Mit ihren Projekten ermöglichen sie blinden Kindern und Frauen schulische und berufliche Bildung.

Und natürlich die große Mary Ward: Sie gründete 1610 eine Frauengemeinschaft mit dem Ziel der Mädchenbildung. Besonderer Schwerpunkt des Seminars war die 1933 verstorbene österreichische Sozialpionierin und Politikerin Hildegard Burjan. In Wort und Bild zeichnete Sr. Susanne Krendelsberger aus Wien nach, wie aus der Tochter einer Mittelstandsfamilie die erste christlich-soziale Abgeordnete im österreichischen Parlament und eine im Glauben unerschütterliche Kämpferin für die Rechte von Frauen wurde.

Mit der Caritas Socialis gründete Hildegard Burjan eine Schwesterngemeinschaft, die sich heute in vielen Ländern der Welt nicht nur, aber doch sehr bewusst auch für Frauen einsetzt. Der "Mittagstisch für obdachlose Frauen" in München ist dafür ein Beispiel. Aber auch die erst vor kurzem eröffnete Schutzwohnung in Wien, in der Migrantinnen, die Opfer von Menschenhandel, sexueller Gewalt und Ausbeutung geworden sind, Zuflucht finden. Sechs Frauenorden haben mit dieser Einrichtung "SOLWODI Österreich" (Solidarity with Women in Distress) gegründet.

Wie schwer es mitunter EU-Migrantinnen in Deutschland haben, darauf machte Bernd Mülbrecht aufmerksam. Als Leiter des Hauses der Wohnungslosenhilfe in Münster begegnet er täglich Menschen, die von allen Sozialleistungen ausgeschlossen sind.

Auch das Projekt Marischa, das Joseph Müller vorstellte, will eine Hilfestellung in diesem Bereich sein: Freiwillige bringen nachts Prostituierten auf Münsters Straßenstrich Kaffee und stehen mit einer Dolmetscherin zum Gespräch zur Verfügung.

Mit dem Projekt "Zukunftsoptionen für ein Leben in Würde statt Betteln" unterstützt Steffi Beckmann die Arbeit der Pflegekräfte und der Sozialarbeiter im Haus der Wohnungslosenhilfe.

Schließlich gab es noch drei Besuche vor Ort: Anregende Gespräche über Hilfen für Männer und Frauen in Wohnungsnot gab es im Haus der Wohnungslosenhilfe der Bischof-Hermann-Stiftung und im Gertrudenhaus und Frauentreff des Sozialdienstes Katholischer Frauen (SKF Münster e.V.). In der "Alexianer Waschküche" in Münsters Bahnhofsviertel lernten die Seminarteilnehmer/innen einen Integrationsbetrieb mit Waschsalon und Bistro kennen.

Im Rückblick auf 25 Kontaktseminare erinnerte Prof. Dr. Andrea Tafferner an Prof. Ursula Adams, Pater Erich Purk OFMCap, Sozialarbeiterin Thea Haas und Prof. Josef Elberg, die Initiatoren dieses erstmals 1991 organisierten Treffens. "Das Zentrale hier ist die menschliche Begegnung", so Prof. Tafferner. Dem persönlichen und fachlichen Austausch werde viel Zeit eingeräumt.

Die Struktur der Veranstaltung, die von Prof. Tafferner und Dipl.-Sozialarbeiter Bernd Mülbrecht geleitet wird, entspreche auch heute den Absichten ihrer Gründer. Das wurde besonders deutlich durch einen Beitrag von Sr. Klarissa Watermann (Frankfurt), die 1992 beim Besuch des Kontaktseminars ihren eigenen Weg zur "Option für die Armen" fand. Auch ihre Gemeinschaft, die Dominikanerinnen von Bethanien, wurden "aus dem Frauengefängnis heraus" gegründet. Unter anderem dort, im Frauengefängnis, ist sie heute als Seelsorgerin tätig. Eindrücklich berichtete sie von ihren Erfahrungen bei der "Initiative Ordensleute für den Frieden".

"Option für die Armen", so Sr. Klarissa, "heißt Parteinahme. Es ist die freie Entscheidung, auf einer Seite zu stehen und aus dieser Sicht die Welt zu beurteilen."



Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution402

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen, Julia Uehren, 26.02.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. März 2015

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang