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EHRENAMT/047: Unausgeschöpfte Potenziale - Neue Studie zum Engagement in der Freien Wohlfahrtspflege (idw)


Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg - 31.03.2014

Unausgeschöpfte Potenziale: Neue Studie zum Engagement in der Freien Wohlfahrtspflege



Die Freie Wohlfahrtspflege ist in Deutschland mit rund 1,7 Millionen Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber und als Sozialwirtschaft eine der wichtigen Wirtschaftsbranchen. Dabei wird oft übersehen, dass sich - nach Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege - weitere rund drei Millionen Menschen freiwillig in den sozialen Diensten, Einrichtungen und Verbänden der Freien Wohlfahrtspflege engagieren. Diesen Potenzialen widmete sich unter Federführung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ein mehrjähriges Forschungsprojekt, das seine Befunde morgen in Berlin erstmals präsentierten wird.

Von 2012 bis 2014 haben Holger Backhaus-Maul von der Universität Halle und sein Kooperationspartner Prof. Dr. Karsten Speck von der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg mit ihren wissenschaftlichen Mitarbeitern insgesamt 2.276 Organisationen in Deutschland befragt und 74 Experteninterviews mit Führungskräften geführt. Als konkreter Untersuchungsgenstand wurden der Paritätische Wohlfahrtsverband und seine Landesverbände in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Thüringen ausgewählt, die aufgrund ihrer Pluralität und Diversität der Verbände, Einrichtungen und Dienste als exemplarisch für die Freie Wohlfahrtspflege in Deutschland gelten können.

Ehrenamtliches Engagement in der Freien Wohlfahrtspflege wurde jahrelang als "angestaubt" und "in die Jahre gekommen" abgetan. Die Studie hingegen rückt die Vielfalt des Engagements und die Vielzahl der Tätigkeiten in den Vordergrund. So wird deutlich, dass Engagement in allen Bereichen sozialer Arbeit eine Selbstverständlichkeit ist und dass es dem Paritätischen Wohlfahrtsverband gelingt, gerade auch die mittleren und jüngeren Altersgruppen Engagierter durch zeitgemäße und flexible Engagementformen für sich zu interessieren. Besonders beeindruckend ist die Vielfalt der Engagements, die von der klassischen Mitgliedschaft, über die Selbst- und Nachbarschaftshilfe und alle nur denkbaren Varianten personenbezogener Dienstleistungen bis hin zu ehrenamtlichen Vorstands- und Führungsaufgaben in gemeinnützigen Organisationen reicht. Traditionsreiche Wohlfahrtsverbände, wie der Paritätische Wohlfahrtsverband, erzeugen und binden Engagement wie kaum eine andere Organisationsform in Deutschland, denkt man etwa an Parteien, Unternehmensverbände oder Gewerkschaften. Dabei - so die vorliegende Studie - erweist sich die Freie Wohlfahrtspflege in den in der Studie untersuchten Gegenstandsbereichen als eigendynamisch, partizipativ und gesellschaftspolitisch. Die quantitativen Befunde der vorliegenden Studie lassen zudem vermuten, dass die Schätzungen der Freien Wohlfahrtspflege tatsächlich deutlich übertroffen werden, würde die Freie Wohlfahrtspflege das Engagement nicht nur schätzen, sondern wissenschaftlich erheben.

Die Studie wird am morgigen Dienstag, 1.April 2014, im Rahmen einer eigenen Tagung erstmals einer breiten Fachöffentlichkeit in Berlin präsentiert. Die Tagung wird von Dr. Ulrich Schneider, dem Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, eröffnet, und schließt u.a. mit einem Diskussionsbeitrag von Dr. Gerhard Timm (Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, Berlin). Mit den Autoren der Studie diskutieren namhafte Verbände- und Engagementforscher, wie Prof. Dr. Rolf G. Heinze (Ruhr-Universität Bochum), Dr. Holger Krimmer (Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Essen) und Prof. Dr. Annette Zimmer (Westfälische Wilhelms-Universität Münster) sowie zahlreiche Expertinnen und Experten aus den Freien Wohlfahrtspflege.

Die umfangreiche Gesamtstudie erscheint bei Springer VS in Wiesbaden: Backhaus-Maul, Holger/Speck, Karsten u.a. (2014): Engagement in der Freien Wohlfahrtspflege. Wiesbaden: Springer VS.


Informationen zur Fachtagung:
http://www.der-paritaetische.de/startseite/veranstaltungen/fachtagung-engagementpotentiale-in-der-freien-wohlfahrtspflege/

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution167

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg,
Manuela Bank-Zillmann, 31.03.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. April 2014