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FRAGEN/044: Der Reichtum der Vielfalt - Verein muslimischer Frauen AN-NUR (Pressenza)


Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin

Der Reichtum der Vielfalt: Verein muslimischer Frauen AN-NUR

Von Ángeles González, Redaktion Valencia, 28. November 2018



Bild: © Redaktion Valencia

Cherifa Ben Hassine
Bild: © Redaktion Valencia

Wir haben Cherifa Ben Hassine (geboren 1964 in Tunesien) interviewt, sie ist arabische Philologin, Präsidentin des Vereins muslimischer Frauen AN-NUR, Mitglied des interreligiösen Vereins der Frauen SOPHIA, Mitglied des Vorstands des Lehrstuhls der drei Religionen an der Universität von Valencia und Humanistin.

Arabische Version des Artikels [1]

Was ist AN-NUR?

Der Verein muslimischer Frauen AN-NUR ist eine Gruppe von engagierten Frauen, wir haben uns Islamischen Kulturzentrum in Valencia kennengelernt und uns entschieden, eine Vereinigung zu gründen, unsere eigenen Aktivitäten zu entwickeln, und daraus ist dann der Verein entstanden, der auf nationales Niveau ausgelegt ist.

Was bedeutet AN-NUR?

AN-NUR ist ein arabisches Wort und es bedeutet Licht. Unsere religiösen Referenzen sind Licht, wir bestreiten nicht, dass der Islam Frauen diskriminiert, wie es viele glauben. Deshalb haben wir das Wort Licht gewählt, zudem macht es Sinn für uns, in die Welt hinaus zu gehen, anstatt nur innerhalb der vier Wände unseres Zentrums aktiv zu sein.

Welche Art von Frauen machen bei Eurem Verein mit?

Frauen allen Alters, aus verschiedenen sozialen Schichten, mit verschiedenem intellektuellen Niveau, Frauen, die erst vor kurzem aus Nordafrika oder aus Osteuropa angekommen sind, aber auch Studentinnen, Professorinnen, Psychologinnen und so weiter und so fort.

Was sind Eure Ziele?

Wir haben verschiedenen Ziele, aber das wichtigste ist uns die Förderung von muslimischen Frauen. Solidarität unter Frauen. Muslimische Frauen sind immer noch eine unbekannte Welt für den Westen. Wir engagieren uns, damit sich die Frauen ihrer Rolle bewusst werden, die sie im täglichen Leben spielen, wie sie sich an die Normen und Umstände anpassen, in denen sie leben müssen, an die Gesetze, an diese Kultur. All das hat sehr gut funktioniert, besser als wir es erwartet haben. Wir haben uns immer willkommen gefühlt, mit offenen Armen, man hat sich um uns gekümmert, uns zugehört, mit uns zusammengearbeitet, auch finanziell. Die valencianische Gesellschaft ist sehr offen und einladend, wir haben sehr gute Beziehungen im Bezirk und in der gesamten Gemeinschaft von Valencia. Als Muslima möchte ich, dass sich diese Art von Verein in ganz Spanien verbreitet, denn es gibt nur drei oder vier im ganzen Land.

Wie passen sich die Frauen an diese Kultur an?

Es ist schon eine Anstrengung, die wir da machen müssen, aber es ist überhaupt nicht kompliziert. Es ist die gleiche Herausforderung, der sich jeder Fremde in einem anderen Land stellen muss. Um das zu tun, braucht es gute Absicht und die Bereitschaft, zu verstehen, wie diese Kultur funktioniert, ihre Sprache und Bräuche zu lernen, ihre Gesetze zu kennen. In unserem Verein helfen wir den Frauen dabei Schritt für Schritt. Die Kulturen müssen sich kennenlernen, sich gegenseitig respektieren und dazu fähig sein, in Frieden miteinander zu leben. Das ist der Reichtum der Vielfalt. Als Beispiel für den Humanismus haben wir in Toledo "die Stadt der drei Kulturen", in der Juden, Christen und Muslime mit ihren jeweils eigenen Bräuchen in Frieden koexistieren. So entstand auch im zwölften Jahrhundert die "Schule der Übersetzer von Toledo", von der aus die Weisheit des Orients nach Europa gebracht wurde, besonders die der Griechen und der Araber der Antike.

Was sind die Aktivitäten des Vereins?

Aktivitäten aller Art. Von einfachen Workshops zur Erstellung von Studienprogrammen bis hin zu Arbeitsgruppen für eine Kultur der Gewaltfreiheit. Wir sind im Stadtteil Orriols in Valencia, wo sich der Verein befindet und wo wir viele Freunde haben, mit vielfältigen Gruppen aktiv. Wir haben auch an internationalen Veranstaltungen teilgenommen, an Kongressen für den Dialog zwischen den Zivilisationen, am Weltweiten Marsch für Frieden und Gewaltfreiheit [2], an Treffen für Gewaltfreiheit zwischen verschiedenen Religionen und Kulturen, etc.

Für uns ist der Mensch der höchste Wert. Bei unseren Zusammenkünften laden wir immer Menschen aus anderen Kulturkreisen, mit anderem Glauben ein. Und immer lernen wir voneinander und es ist sehr klar für uns, dass das die Richtung unserer Arbeit ist.


Übersetzung aus dem Französischen von Evelyn Rottengatter


Anmerkungen:
[1] https://www.pressenza.com/de/2018/11/der-reichtum-der-vielfalt-verein-muslimischer-frauen-an-nur/#arab
[2] https://www.pressenza.com/search_gcse/?q=weltweiter%20marsch%20f%C3%BCr%20frieden


Der Text steht unter der Lizenz Creative Commons 4.0
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

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Quelle:
Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin
Reto Thumiger
E-Mail: redaktion.berlin@pressenza.com
Internet: www.pressenza.com/de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. November 2018

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