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FAMILIE/256: Selbstständige Paare vereinbaren erfolgreich Beruf und Familie (idw)


Universität Mannheim - 12.12.2011

Mehr Kinder und höheres Einkommen - selbstständige Paare vereinbaren erfolgreich Beruf und Familie

Selbstständige Paare haben ein höheres Einkommen und häufiger Kinder. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Instituts für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim


"Mann macht Karriere, Frau hütet die Kinder" - das klassische Modell der Rollenverteilung in Paarbeziehungen ist zwar nicht mehr zeitgemäß, aber meistens sind es eben doch die Frauen, die zugunsten von Kindern und Familie beruflich kürzer treten. Doch es gibt Erwerbsmodelle, mit denen sich Familie und Karriere erfolgreich vereinbaren lassen, wie eine Studie des Instituts für Mittelstandsforschung (ifm) der Universität Mannheim und des Stiftungslehrstuhls für Entrepreneurship der Universität Hohenheim zeigt. Sie ist Teil des Verbundprojektes "Durch Selbstständigkeit zur Doppelkarriere" der Universitäten Mannheim und Hohenheim, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie dem Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert wird, und neue Zusammenhänge von Selbstständigkeit und Doppelkarriere in Paarbeziehungen aufzeigt.

Die Forscher haben anhand von Mikrozensusdaten Paare untersucht, bei denen beide Partner erwerbstätig und dabei jeweils so erfolgreich sind, dass man von einer "Doppelkarriere" sprechen kann. Anhand derer konnten sie herausfinden, welche Kombinationen aus Festanstellung und Selbstständigkeit zur besten Vereinbarkeit von Familie und Beruf führen. Das Ergebnis: Paare, bei denen beide Partner selbstständig sind, verfügen weit häufiger über ein höheres Einkommen und haben im Vergleich zu anderen Doppelkarrierepaaren auch öfter Kinder - letzteres vor allem dann, wenn die Frau selbstständig ist.

Auf Basis der Mikrozensuserhebungen analysierte Marc Langhauser, Mittelstandsforscher am ifm der Universität Mannheim, Karrieremerkmale wie wöchentliche Arbeitszeit, Einkommen, Stellung im Betrieb und Qualifikation. Deren Verteilung zeigt, dass Paaren mit zwei selbstständigen Partnern häufiger eine doppelte Karriere gelingt als Paaren mit anderen Erwerbskonstellationen: Bei einem Drittel dieser Paare weisen beide Partner ein überdurchschnittliches Einkommen auf.

Im Gegensatz dazu gilt das nur für rund zehn Prozent der angestellten Doppelverdiener. Aber auch die Selbstständigkeit nur eines Partners führt zu einer erfolgreichen Doppelkarriere. Interessant dabei ist die geschlechtsspezifische Verteilung: Ist die Frau in einer Partnerschaft selbstständig, in der beide erwerbstätig sind, lassen sich 22 Prozent dieser Paare als "Doppelkarrierepaare" identifizieren. Ist es der Mann, sind es nur 16 Prozent.

"Doppelkarrieren sollen jedoch nicht nur ein höheres Einkommen gewährleisten", sagt Marc Langhauser vom ifm, Autor der Analyse. "Ihr Sinn wächst dadurch, wenn beiden Partnern nicht nur eine eigene Karriere, sondern zudem auch eine Balance zwischen Beruf und Familienleben ermöglicht wird." Ein Grund dafür, dass eine Doppelkarriere häufiger bei Paaren mit selbstständigen Partnern auftritt, könnte deshalb darin liegen, dass die Selbstständigkeit eine höhere Flexibilität in Bezug auf Arbeitszeit und -ort ermöglicht. Familie und Beruf lassen sich so besser miteinander vereinen.

Hinweise darauf gibt auch die Analyse des Mikrozensus: Von den Doppelkarrierepaaren mit zwei abhängig beschäftigten Partnern hat fast die Hälfte Kinder. Ist mindestens ein Partner selbstständig, liegt der Anteil der Paare mit Kindern höher. Der Analyse zufolge ist die Konstellation "Frau selbstständig - Mann abhängig beschäftigt" möglicherweise am besten geeignet, um eine Doppelkarriere mit Kindern zu vereinbaren: 61 Prozent solcher Paare haben Kinder.

"Nach unseren bisherigen Befunden kann man zum einen bestätigen, dass Selbstständigkeit prinzipiell Doppelkarrieren unterstützt und andererseits daraus schließen, dass eine Selbstständigkeit für Paare grundsätzlich eine bessere Vereinbarkeit von Doppelkarriere und Familienleben ermöglicht als eine abhängige Beschäftigung", sagt der Mannheimer Mittelstandsforscher Marc Langhauser. Um weitere Aussagen über Voraussetzungen, Optionen und Gestaltungskraft von Doppelkarrieren treffen zu können, hat das ifm im Rahmen des Verbundprojektes eine Onlinebefragung gestartet. Darin werden rund 1.000 hochqualifizierte erwerbstätige Männer und Frauen nach ihrer beruflichen Laufbahn, ihrer Paarbeziehung und ihren Lebensverhältnissen befragt. Dadurch wollen die Wissenschaftler ein genaueres Bild davon erhalten, welche Beschäftigungsverhältnisse und Lebenskonzepte dazu beitragen, eine erfolgreiche Karriere mit dem Privatleben zu vereinbaren. Die Auswertung dieser umfassenden Befragung wird voraussichtlich Anfang 2012 bekanntgegeben.


Über das ifm Institut für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim
Das Institut für Mittelstandsforschung (ifm) ist eine zentrale Forschungseinrichtung der Universität Mannheim und führt Forschungsvorhaben zu aktuellen und strukturellen mittelstandsbezogenen Themen durch. Seine besondere Stärke liegt in der interdisziplinären Ausrichtung und der Brückenfunktion zwischen Wissenschaft und Praxis. Der Forschungsbereich "Neue Selbstständigkeit" hat sich in den letzten Jahren vor allem mit den unternehmerischen Neigungen von Frauen und auch von Migrantinnen befasst.
www.ifm.uni-mannheim.de

Über den Stiftungslehrstuhl Entrepreneurship der Universität Hohenheim
Der SEH ist als Lehrstuhl in der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät verankert. Er betreibt eine interdisziplinäre Forschung und Lehre im Bereich Unternehmertum und Unternehmensgründung, die Studierenden aller Fakultäten offen steht. Durch Zusammenarbeit mit Unternehmen und die Mitarbeit in Entrepreneurship fördernden Netzwerken werden Unternehmertum und Unternehmensgründungen aktiv durch den SEH gefördert.
www.seh.uni-hohenheim.de

Weitere Informationen unter:
http://www.dcc-selbstaendig.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution61


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Mannheim, Katja Bär, 12.12.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Dezember 2011