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INTERNATIONAL/067: Papua-Neuguinea - Bevölkerungswachstum schürt Konflikte (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 5. Januar 2012

Papua-Neuguinea: Bevölkerungswachstum schürt Konflikte

von Karina Böckmann


Berlin, 5. Januar (IPS) - In Papua-Neuguinea wächst mit der Bevölkerung die Gefahr gewaltsamer Konflikte. So nehmen in den ländlichen Gebieten die Auseinandersetzungen um immer kleiner werdende Parzellen zu, während sich das ausufernde Heer der Städter notfalls mit Gewalt Raum verschafft.

97 Prozent des nationalen Territoriums befindet sich in den Händen traditioneller Landeigentümer. Sie tun sich oftmals schwer damit, ihre Grundstücke an die expandierenden Städte abzutreten. Die daraus resultierenden Probleme und die generell mit dem Bevölkerungswachstum zusammenhängenden Gefahren sind vielschichtig, wie der UN-Nachrichtendienst IRIN in einem Bericht eindrucksvoll veranschaulicht.

IRIN beruft sich auf Regierungsangaben, wonach sich die den letzten drei Dekaden von 2,1 auf derzeit 6,7 Millionen Menschen angewachsene Bevölkerung in den kommenden 25 Jahren dank einer der höchsten Fruchtbarkeitsraten in der Region verdoppeln wird. So bringt statistisch gesehen jede Frau im pazifischen Inselstaat 4,4 Kinder zur Welt.

Dass sich die Bevölkerung, die sich aus 700 Ethnien zusammensetzt und 800 Sprachen spricht, der Sieben-Millionen-Einwohner-Grenze nähert, stellt die Regierung vor immense Herausforderungen. Die vielen Menschen müssen ernährt werden, brauchen Bildungsangebote, Jobs, eine medizinische und infrastrukturelle Grundversorgung und natürlich Land, das allerdings immer knapper wird.


Land wird knapp

"Dörfer, die einst voneinander getrennt waren, stoßen nun aneinander", schildert Chris Turner von 'Marie Stopes International' das Problem. Die Hilfsorganisation führt Familienplanungsprogramme durch. Die Konkurrenz um die knapper werdende Ressource Land erhöhe in dem ohnehin schon für Clan- und Landstreitigkeiten bekannten Land "definitiv" die Konfliktgefahr, so Turner. So geraten nicht nur Gemeinden aneinander. Der Mangel an Land macht auch aus Familienmitgliedern Feinde, vor allem, wenn die Familie groß ist und die Parzellen unter immer mehr Menschen aufgeteilt werden müssen.

Vergrößert wird die Konfliktgefahr durch den hohen Anteil junger Menschen an der Bevölkerung. Einem Bericht der Weltbank von 2008 zufolge ist fast die Hälfte aller Einwohner Papua-Neuguineas unter 20 Jahre alt. "Das ist so, als liege wildes Gras herum, das nur auf den Funken für ein Buschfeuer wartet", wird Helen Ware, Professorin an der Universität im australischen Neuengland, im IRIN-Bericht zitiert.

Max Kep vom papuaneuguineischen Büro für Urbanisierung berichtet, das der zunehmende Mangel an Land immer mehr Menschen in die Städte schwemmt, die jährlich um 4,5 bis fünf Prozent anschwellen. Die Abneigung vieler traditioneller Landeigentümer, ihren Besitz für Urbanisierungszwecke zur Verfügung zu stellen, macht Städte wie Goroka im östlichen Hochland zu Pulverfässern. Hier nimmt die Zahl illegaler Landnahmen zu.

Albert Sams, ein Gesundheitshelfer aus der Ortschaft Ifula, 20 Kilometer von Goroka entfernt, weiß von Zusammenstößen zwischen sogenannten 'Raskol'-Jugendgangs und Landeigentümern. Aufgrund der schlechten Berufsaussichten junger Leute in den Städten nimmt offenbar auch die Zahl krimineller Raskol zu. Die Arbeitslosigkeit liegt nach Weltbankangaben landesweit bei durchschnittlich 7,7 Prozent. (Ende/IPS/kb/2012)


Links:
http://siteresources.worldbank.org/INTEAPREGTOPSOCDEV/Resources/080904PNGUYEPPNGRapidYouthAssessment.pdfhttp://www.unhabitat.org/pmss/listItemDetails.aspx?publicationID=2965
http://data.worldbank.org/country/papua-new-guinea
http://www.irinnews.org/printreport.aspx?reportid=94512

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Januar 2012