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RENTE/496: Finanzkrise und Altersvorsorge (DIA)


Deutsches Institut für Altersvorsorge - 13.03.2009

Finanzkrise: Wachsende Sorge um die Rente

Deutsches Institut für Altersvorsorge weist Kritik der
Deutschen Rentenversicherung am DIA-Deutschland-Trend-Vorsorge zurück


Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) ermittelt seit Januar 2009 monatlich die Einstellung zur Altersvorsorge in der deutschen Bevölkerung. Dazu wird - erstens - eine monatlich neue Online-Befragung von 1.000 Personen zwischen 18 und 65 Jahren durchgeführt. Zweitens werden vergleichbare öffentlich zugängliche Befragungen ausgewertet und - drittens - zu einem Indexwert - dem DIA-Deutschland-Trend Altersvorsorge - zusammengeführt. Die Deutsche Rentenversicherung Bund hat dieses Vorgehen als "methodisch und inhaltlich insgesamt nicht seriös" bezeichnet. Insbesondere wird eine willkürliche Auswahl von Studien zur Bildung eines Index kritisiert. Die Kritik weist das DIA in aller Entschiedenheit zurück.

1) Zunächst ist zu beachten, dass alle in einer DIA-Pressemitteilung vom 05.März.2009 verbreiteten Zahlen des DIA aus der selbst durchgeführten exklusiven Online-Befragung stammen und mitnichten das Produkt einer Zusammenführung von Studien unterschiedlicher Herkunft sind. Vergleiche, die gegenüber Ergebnissen aus dem Januar gezogen werden, sind ohne Einschränkungen möglich. Die beiden Befragungen sind in Sachen Methode und Stichprobe deckungsgleich. Die Methode der Online-Befragung per se als "unseriös" zu bezeichnen entspricht ferner nicht mehr dem Stand der Wissenschaft. Es konnte vielfach gezeigt werden, dass Online-Befragungen, sofern bestimmte Standards der Stichprobenziehung eingehalten werden, der in der Meinungsforschung weiterhin weit verbreiteten Methode der telefonischen Befragung (CATI) in Sachen Repräsentativität und Genauigkeit mindestens ebenbürtig sind. Dem vom DIA mit der Durchführung der Befragung für den Vorsorge-Index beauftragten Kölner Meinungsforschungsinstitut YouGovPsychonomics ist beispielsweise bei der letzten Hessen-Wahl auf der Basis einer Online-Befragung eine genauere Wahlprognose gelungen als konventionell mit der Methode der Telefonbefragung arbeitende Institute.

2) Das DIA wird von der Deutschen Rentenversicherung darüber hinaus falsch zitiert. Die Aussage, dass 80 Prozent wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise Einnahmenverluste bei der gesetzlichen Rente befürchten, bezieht sich "lediglich" auf den Personenkreis, der sich Sorgen um ihre gesetzliche Rente macht (insgesamt 52 Prozent der Befragten). Dies geht aus der Pressemitteilung und den begleitenden Unterlagen eindeutig hervor.

3) Grundsätzlich ist beim DIA-Deutschland-Trend-Vorsorge zwischen dem DIA-Vorsorge-Index, der einzig und allein auf monatlichen Befragungen des DIA beruht, und dem Deutschlandtrend-Altersvorsorge, der einen Querschnitt aller veröffentlichen Befragungen (ohne die monatliche Befragung des DIA) darstellt, zu unterscheiden. Für den Deutschlandtrend-Altersvorsorge finden alle (!) (im Februar 12 Studien) Berücksichtigung, die

a) innerhalb der letzten zwölf Monate vor dem jeweiligen Veröffentlichungszeitpunkt des Deutschland-Trend-Altersvorsorge durchgeführt wurden
b) im Internet veröffentlicht wurden, d.h. über Suchmaschinen wie Google auffindbar sind
c) eine repräsentative und in ihrer Struktur der monatlichen Befragung des DIA ähnliche Stichprobe aufweisen.

Kleinere Abweichungen in der Stichprobe werden dabei in Kauf genommen. Studien mit größeren Abweichungen, etwa wenn nur jüngere Personen befragt wurden, fließen nicht in den Deutschlandtrend Vorsorge ein. Dieses Vorgehen ist weder willkürlich noch, wie es die Deutsche Rentenversicherung Bund behauptet, auf Studien im Auftrag von Banken und Versicherungen begrenzt. Auch gibt es keine Auswahl der Fragen aus den jeweiligen Studien nach monatlich wechselnden Kriterien. Vielmehr werden dafür die Fragen ausgewählt, die inhaltlich zu den Dimensionen "Sicherheit", "Erwartungen" und "Aktivität" des Vorsorge-Index passen. Die Auswahl der Fragen und Art und Weise, wie diese zu einem Indexwert verrechnet werden, kann jederzeit in entsprechenden Dokumenten auf der Internetseite des DIA nachvollzogen werden.

Das DIA erhält somit selbstverständlich die Aussage aufrecht, dass die Sorge in Bezug auf die eigene Vorsorge im Februar in Bezug auf den Vormonat deutlich gestiegen ist. Personen, die sich verstärkt Sorge um ihre gesetzliche Rente machen (insgesamt 52 Prozent aller Befragten, (gegenüber Januar: +6 Prozent) befürchten in erster Linie wegen der Wirtschafts- und Finanzkrise sinkende Einnahmen der Rentenversicherung (80 Prozent) und erst in zweiter Linie persönliche Faktoren wie drohende Arbeitslosigkeit (21 Prozent) oder ein geringerer Verdienst (24 Prozent). Wachsende Sorgen um die gesetzliche Rente (52 Prozent) sind deutlich weiter verbreitet in der Bevölkerung als Sorgen um die private Vorsorge (31 Prozent) oder um die betriebliche Vorsorge (16 Prozent). Eine schlechtere Entwicklung schließt im Übrigen auch Herbert Rische, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Rentenversicherung Bund in einem vielfach verbreiteten Interview nicht aus.

Auf die Frage, wann die Rentenversicherung Bund die Krise spüren würde, antwortete Rische: "Letztlich wird es darauf ankommen, ob die Prognose zutrifft, dass es im Sommer wieder aufwärts geht. Wenn das so ist, dürfte die Krise für die Rentenversicherung nicht so dramatisch werden. Dramatischer würde es, wenn die Krise lange anhält, der Arbeitsmarkt kräftig einbricht und die Zahl der Arbeitslosengeld-II-Empfänger stark ansteigt." (zitiert aus: Onlineausgabe Kölnische Rundschau 27.2.). Eine Verschlechterung der Wirtschaftslage gegenüber der Regierungsprognose aber, so die Meinung der Überzahl der Experten, wird vermutlich, mit allen Folgen für die Arbeitsmarkt- und die Rentensituation der Fall sein.


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Quelle:
DIA-Presseinformation vom 13. März 2009
Herausgeber: Deutsches Institut für Altersvorsorge
Hansaring 61, 50670 Köln
Telefon: (0221) 161 21 13
Telefax: (0221) 161 25 69
E-Mail: info@dia-vorsorge.de
www.dia-vorsorge.de,


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. März 2009