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EL-AAIUN/010: Westsahara-Gespräche werden im nächsten Monat fortgesetzt (UNO)


UNO, New York - Pressemitteilung vom 10. November 2010

Die Parteien der von der UNO geleiteten Westsahara-Gespräche vereinbaren weiteres Treffen für nächsten Monat


Schattenblick erläutert:

Trotz des marokkanischen Überfalls auf das saharauische Protestlager Gdeim Izik bei El-Aaiun fand unter Leitung des Westsaharabeauftragten der UNO, Christopher Ross, die dritte informelle Gesprächsrunde der Vertreter der saharauischen Befreiungsbewegung Frente Polisario mit Vertretern Algeriens, Marokkos und Mauretaniens statt. Die Reaktion der offiziellen UNO, namentlich ihres Sprechers Martin Nesirky angesichts der marokkanischen Aggression, bei der nach Angaben des saharauischen Informationsministeriums vom 8. November mindestens 11 Menschen durch die Streitkräfte getötet und 723 verletzt wurden - 159 Menschen galten zudem als vermißt -, fiel nicht nur zurückhaltend aus, sondern könnte als stillschweigende Unterstützung der marokkanischen Besatzungspolitik gewertet werden:

"Uns stehen derzeit nur unzureichende und widersprüchliche Informationen über die Gründe für diese Operation und das Ausmaß der ausgeübten Gewalt, die Reaktion der Menschen im Lager sowie die Zahl der Toten und Verletzten unter den Protestierenden und den Sicherheitskräften zur Verfügung."[1]

"Es ist äußerst unglücklich, daß diese Operation und die vorangehenden wie auch folgenden Ereignisse die Atmosphäre, in der diese Gespräche stattfinden, beeinträchtigt haben", sagte UN-Sprecher Martin Nesirky. "Wir appellieren an alle beteiligten Parteien, in den nächsten Stunden und Tagen äußerste Zurückhaltung zu zeigen."[1]

Eine Stellungnahme der Frente Polisario-Delegation, die eine UNO-Mission zu Untersuchung der Greueltaten fordert, dokumentierte der Schattenblick unterPolitik → Ticker → El-Aaiun/009.

SB-Redaktion


[1] UN Press Service, 08.11.2010 http://www.un.org/apps/news/story.asp?NewsID=36696&Cr=western+sahara&Cr1=


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AFRIKA/2006: Westsahara - UN-Gespräche ohne Fortschritte, Marokko verwüstet "Lager der Würde" (SB)


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UNO - Pressemitteilung vom 10. November 2010

Die Parteien der von der UNO geleiteten Westsahara-Gespräche vereinbaren weiteres Treffen für nächsten Monat

10. November 2010 - Die dritte Runde der von den Vereinten Nationen unterstützten informellen Gespräche über den Westsaharakonflikt endete mit der Vereinbarung zwischen Marokko und der Frente Polisario, ihre Gespräche im nächsten Monat und Anfang nächsten Jahres fortzusetzen.

Die UNO bemüht sich seit 1976, als nach dem Ende der spanischen Kolonialverwaltung über das Territorium die Kämpfe zwischen Marokko und der Frente Polisario ausbrachen, um eine Befriedung in der Westsahara.

Marokko hat einen Autonomieplan vorgelegt, die Frente Polisario vertritt hingegen die Position, daß der endgültige Status des Territoriums in einem Referendum zur Frage der Selbstbestimmung entschieden werden sollte, das die Unabhängigkeit als Möglichkeit mit einschließt.

Laut einem Kommuniqué, das gestern Abend zum Ende der Gespräche herausgegeben wurde, die auf Einladung von Christopher Ross, des persönlichen Westsaharabeauftragten des UNO-Generalsekretärs außerhalb der Stadt New York stattfanden, wurden die gegenseitigen Vorschläge in einer "breiten und freimütigen" Diskussion intensiv erörtert.

Das Kommuniqué lautete weiter, daß diese trotz der Tatsache stattfanden, daß "jede der Parteien weiterhin die Vorschläge der anderen Seite als Basis für weitere Verhandlungen zurückweist."

"Um ein Umfeld zu schaffen, das den Fortschritt fördert, haben die Gesprächsparteien begonnen, eine neue Dynamik für die nächsten Schritte des Verhandlungsprozesses festzulegen." hieß es zudem.

Das Kommuniqué hielt darüber hinaus fest, daß die Delegationen der zwei Parteien sowie der zwei Nachbarstaaten Algerien und Mauretanien erstmals gemeinsam über das Programm für die vertrauensbildenden Maßnahmen gesprochen haben, die vom Hohen Kommissar für Flüchtlinge (UNHCR) festgelegt wurden.

Ein Element des Programms, das 2004 verabschiedet wurde, sind Flüge, die es saharauischen Flüchtlingen, die in Lagern der Region Tindouf in Algerien leben, ermöglichen, mit ihren Verwandten in der Westsahara zusammenzutreffen.

Die Geprächsparteien kamen übrerein, die Familienbesuche über den Luftverkehr unverzüglich wieder aufzunehmen und die Zunahme von Familienbesuche über die Straße zu beschleunigen. Die vier Delegationen planen, mit dem UNHCR (1) zusammenzutreffen, um diese Frage weiter zu beraten.

Am Ende des Treffens - das am Montag begann, während zur gleichen Zeit gewalttätige Zusammenstöße zwischen marokkanischen Sicherheitskräften und saharauischen Protestierenden in dem Gebiet stattfanden, die Berichten zufolge eine Anzahl von Tote nach sich zogen -, wurde vereinbart, daß die Parteien ihre Gespräche im Dezember sowie Anfang nächsten Jahres weiter fortsetzen werden.

(1) http://www.unhcr.org/cgi-bin/texis/vtx/home

englischsprachiger Originaltext:
http://www.un.org/apps/news/story.asp?NewsID=36713&Cr=western+sahara&Cr1=


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Quelle:
UN Press Service, UNO, New York
Pressemitteilung vom 10. November 2010
in einer Übersetzung des Schattenblick aus dem Englischen


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. November 2010