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ORGANISATION/495: Millenniumsziel "Grundbildung für alle" verwirklichen (UNICEF)



UNICEF - Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen - Köln, 08.09.2010

Heute [8.9.2010] ist Weltbildungstag

Millenniumsziel "Grundbildung für alle" verwirklichen

Konferenz von UNICEF, Globaler Bildungskampagne und Friedrich-Ebert-Stiftung heute in Berlin im Vorfeld des Millenniumsgipfels am 20.9.2010 in New York

Am heutigen Weltbildungstag [8.9.2010] rufen UNICEF und die Globale Bildungskampagne zur Verwirklichung des Rechts auf Bildung für alle Menschen auf. "In Afrika südlich der Sahara gehen 43 Millionen Kinder nicht zur Schule. Dabei ist Bildung der Schlüssel zur Rettung des afrikanischen Kontinents, Bildung schafft eine bessere Welt", sagte der Initiator der Kampagne "Schulen für Afrika" und UNICEF Deutschland-Vorstand Peter Krämer anlässlich der heutigen Konferenz von UNICEF, Globaler Bildungskampagne und Friedrich-Ebert-Stiftung. "Die internationale Gemeinschaft hat das Ziel gesetzt, bis 2015 allen Kindern eine gute Grundbildung zu ermöglichen. Diese Verpflichtung müssen wir einhalten - uns bleiben dazu nur noch fünf Jahre Zeit."

Die Berliner Konferenz "Versprochen und gebrochen - Scheitert das UN-Millenniumsziel 'Grundbildung für alle' an der Finanzierung?" findet im Vorfeld des Millenniumsgipfels in New York (20.- 22. September) statt. Heute kommen 150 internationale und deutsche Expertinnen und Experten zusammen, darunter die Koordinatorin der weltweiten UNICEF-Bildungsprogramme Changu Mannathoko, die Koordinatorin der UN-Millennium-Kampagne Eveline Herfkens und die Vorsitzende der internationalen Initiative "Bildung für alle", Carol Bellamy. Der entwicklungspolitische Experte Reinhard Hermle stellt bei der Tagung eine neue Studie zum deutschen Beitrag zur Bildungsförderung in der Entwicklungszusammenarbeit vor. Fazit ist ein enttäuschendes Bild von großen Versprechen, die nicht eingehalten werden und eine tiefe Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit offenbaren.

"Bildung ist das Mittel, um langfristig Armut und Hunger zu bekämpfen", sagte die Vorsitzende der Global Campaign for Education, Assibi Napoe. "Bildung kann wesentlich zum Kampf gegen HIV/Aids beitragen und senkt nachweislich die Mütter- und Kindersterblichkeit, sie schafft Selbstbewusstsein und stärkt Potenziale zur Selbsthilfe. Trotzdem haben die meisten Regierungen der G8-Staaten, darunter auch Deutschland, ihren fairen Beitrag zur Erreichung dieses Millenniumsziels noch nicht geleistet."

Ulrich Thöne, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), forderte: "Deutschland muss Bildung zum Schwerpunkt seiner Entwicklungshilfearbeit machen und dem Ausbau der Grundbildung Priorität einräumen. Bis heute ist die Bundesrepublik weit hinter ihren finanziellen Zusagen zurückgeblieben."

Die Kritik und die Forderungen an die Bundesregierung fasst ein Bericht, der im Auftrag der Globalen Bildungskampagne erstellt und von der GEW-nahen Max-Traeger-Stiftung finanziert wurde, folgendermaßen zusammen:

Die Bundesregierung muss mehr finanzielle Mittel zur Förderung der Bildung in armen Ländern zur Verfügung stellen. Im Vergleich zu kleineren Staaten wie Niederlande oder Dänemark und zu G8-Staaten wie Großbritannien, Frankreich und Kanada fällt der Beitrag Deutschlands bescheiden aus. Deutschland muss insbesondere die Grundbildung stärker fördern. Lediglich etwa 0,7 Prozent der deutschen Entwicklungshilfe stehen dafür zur Verfügung. Das ist eindeutig zu wenig.
Die Anzahl der Partnerländer mit Bildung als Schwerpunkt muss erhöht werden, mit besonderem Fokus auf die Länder Afrikas südlich der Sahara.
Im Fokus der Bildungszusammenarbeit muss der langfristige Auf- und Ausbau öffentlicher Bildungssysteme stehen. Es sollten mehr Mittel bereitgestellt werden, die in den Empfängerländern Reformen des Bildungssystems über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren ermöglichen. Diese Planungssicherheit ist notwendig, um zum Beispiel Schulgebühren abzuschaffen oder Lehrer/innen zu qualifizieren.
Bei der Erhöhung der Ausgaben für Bildung dürfen die Mittel nicht einfach von anderen Sektoren abgezogen und umgeschichtet werden. Vielmehr muss die Bundesregierung - anders als in den bisherigen langfristigen Haushaltsplanungen vorgesehen - den Etat für Entwicklungshilfe insgesamt deutlich erhöhen, mit dem Ziel, bis 2015 endlich die versprochenen 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens zu erreichen. Dazu sollte sie einen konkreten Plan vorlegen.

Das zweite Millenniumsziel - was noch zu tun ist

Vom 20. bis 22. September 2010 hat UN-Generalsekretär Ban Ki-moon ein Gipfeltreffen der Vereinten Nationen in New York einberufen. Dort soll zehn Jahre nach der Verabschiedung der Millenniumsziele Bilanz gezogen werden. Im Jahr 2000 hatten alle Regierungen versprochen, bis zum Jahr 2015 einen Katalog von acht messbaren Zielen zur Überwindung von Armut und Unterentwicklung umzusetzen. "Grundbildung für alle Kinder" ist das zweite Millenniumsziel. Heute gehen weltweit zwar mehr Kinder zur Schule als im Jahr 2000, doch die Erreichung dieses Ziels bedarf noch großer Anstrengungen, denn:

Nach Schätzungen von UNICEF aus dem Jahr 2008 besuchen etwa 100 Millionen Kinder im Grundschulalter keinen Unterricht, 52 Prozent davon sind Mädchen.
In Südasien gibt es absolut gesehen die meisten Kinder, die die Schule abbrechen oder gar nicht erst hingehen - es sind 33 Millionen. Es folgen West- und Zentralafrika mit 25 Millionen nicht eingeschulten Kindern im schulfähigen Alter und Ost- und Südafrika mit 19 Millionen.
Kinder in Afrika südlich der Sahara haben die geringste Chance auf eine Grundschulbildung. Dort gehen nur 65 von 100 Kindern im Grundschulalter zur Schule.

Die Global Campaign for Education (GCE), ein weltweites Bündnis von zivilgesellschaftlichen Netzwerken, Bildungsgewerkschaften und Entwicklungsorganisationen, darunter auch UNICEF und die GEW, macht sich für die Durchsetzung des grundlegenden Menschenrechts auf eine gebührenfreie und qualitativ gute Grundbildung für alle Menschen stark.


Die Kampagne "Schulen für Afrika"

UNICEF, die Nelson-Mandela-Stiftung und die Hamburger Gesellschaft zur Förderung der Demokratie und des Völkerrechts haben 2005 die Aktion "Schulen für Afrika" ins Leben gerufen. Ziel ist es, für Kinder in elf afrikanischen Ländern eine gute Grundbildung sicherzustellen. UNICEF unterstützt den Bau zusätzlicher Klassenzimmer, stellt Schulmaterial bereit und schult die Lehrer/innen. In Deutschland haben bisher bereits über 155.000 Menschen für "Schulen für Afrika" gespendet. Allein 600.000 Kinder haben an Schülerläufen für Bildungsprojekte teilgenommen. Rund 3.000 Unternehmen haben die Kampagne unterstützt. UNICEF konnte so in Angola, Malawi, Mosambik, Ruanda, Simbabwe und Südafrika über 700 Schulen neu bauen oder reparieren. Mehr als eine Million Kinder konnten in die Schule gebracht werden. Die Lernsituation von fünf Millionen Kindern hat sich deutlich verbessert. Mehr als 95.000 Lehrer/innen wurden aus- oder fortgebildet.


Mehr Informationen unter
www.unicef.de
www.bildungskampagne.org.


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Quelle:
UNICEF - Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen
Pressemitteilung vom 8. September 2010
Herausgeber: Deutsches Komitee für UNICEF, Pressestelle
Höninger Weg 104, 50969 Köln
Telefon: 0221/936 50-0, Fax: 0221/93 65 02 79
E-Mail: mail@unicef.de
Internet: www.unicef.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. September 2010