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ORGANISATION/509: Weltbildungstag - UNICEF fordert mehr Investitionen in Grundbildung (UNICEF)


UNICEF - Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen - Köln, 06.09.2011

Weltbildungstag: UNICEF fordert mehr Investitionen in Grundbildung

"Deine Stimme für Bildung!"

Berliner Grundschüler und UNICEF-Botschafterin Sabine Christiansen übergaben 83.314 Unterschriften an Entwicklungsminister Niebel


Berlin/Köln, 06.09.2011. Während in Deutschland nach den Sommerferien jetzt alle Kinder wieder in die Schule gehen, haben Millionen Kinder in Afrika keine Chance auf Schule. Anlässlich des Weltbildungstags am 8. September machten Berliner Schülerinnen und Schüler zusammen mit UNICEF auf den anhaltenden Bildungsnotstand in Afrika aufmerksam. Sie übergaben Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel 83.314 Unterschriften für das Menschenrecht auf Bildung.

"In Deutschland stöhnen die Kinder manchmal, dass sie in die Schule müssen. In Afrika freuen sie sich, wenn sie dürfen", sagte Leon Boldt (10) von der Berliner Lietzensee-Schule. Unterstützt wurden die Kinder von UNICEF-Botschafterin Sabine Christiansen: "Jedes Kind braucht eine Chance auf Schule. Bildung ist die beste Investition in die Zukunft eines Landes", erklärte die bekannte Moderatorin.

Mit dem Millenniumsentwicklungsziel Nr. 2 haben sich die Regierungen dazu verpflichtet, dass bis 2015 jedes Kind die Grundschule abschließen kann. Doch bis heute gehen weltweit über 100 Millionen Kinder nicht zur Schule. Besonders gravierend ist die Situation im südlichen Afrika: Hier ist immer noch jedes dritte Kind von Bildung ausgeschlossen, das sind insgesamt rund 45 Millionen Mädchen und Jungen. "Kindern den Zugang zu Bildung vorzuenthalten, heißt ihnen ein elementares Menschenrecht verwehren", sagte Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel. "Bildung ist Voraussetzung für nachhaltige Entwicklung."


Über 83.000 Bundesbürger unterstützen UNICEF-Aufruf

Unter dem Motto "Gib ab" hat UNICEF Deutschland seit der Fußballweltmeisterschaft in Südafrika Unterschriften gesammelt, um der Forderung nach mehr Investitionen in die Grundbildung der Kinder in Afrika Nachdruck zu verleihen. Prominente wie Harry Belafonte, Sir Roger Moore, Sabine Christiansen, Steffi Jones, Eva Padberg, Christiane Paul, Katja Riemann, Robert Atzorn, Dieter Pfaff, Nana Mouskouri, Nina Ruge, Julia Stegner und Sandra Thier haben den Aufruf unterstützt. Viele haben in den sozialen Netzwerken Facebook, Twitter und auf anderen Webseiten zum Mitmachen aufgerufen. Während der Fußball-WM 2010 in Südafrika und der Frauen-Fußball-WM in Deutschland 2011 organisierten die ehrenamtlichen UNICEF-Gruppen bundesweit über 100 Veranstaltungen.


Vier Forderungen an die Politik

Anlässlich des Weltbildungstages bekräftigte UNICEF die vier Forderungen der Kampagne:

- Forderung 1:
In Bildung investieren! Die Bundesregierung soll ihr Versprechen einlösen und 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens in Entwicklungshilfe investieren. Sie muss deutlich mehr für den Ausbau der Grundbildung für Kinder in besonders benachteiligten Ländern bereitstellen.

Am 1. März 2011 hat der Bundesentwicklungsminister Eckpunkte einer Bildungsstrategie vorgestellt. Die Mittel für die schulische Bildung in Afrika sollen von knapp 70 Millionen Euro bis 2013 verdoppelt werden. Die angekündigte Erhöhung reicht jedoch bei weitem nicht aus. Die Bundesregierung hält weiterhin an ihrem Versprechen fest, ab 2015 jährlich 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für Entwicklungshilfe bereit zu stellen.

- Forderung 2:
Bildung bei den Staatschefs zum Top-Thema machen! Die Bundesregierung soll sich bei den G8- und G20-Staaten dafür einsetzen, dass alle Geberländer gemeinsam 16 Milliarden US-Dollar pro Jahr für Grundbildung aufbringen. Deutschlands gerechter Anteil liegt bei mindestens 777 Millionen US-Dollar im Jahr.

Während die G8 bereits seit einigen Jahren Entwicklungsthemen, darunter auch Bildung, auf ihre Agenda setzen, haben die G20 erstmals in Seoul 2010 eine Arbeitsgruppe zur Entwicklungszusammenarbeit ins Leben gerufen. Der G20-Gipfel 2011 in Frankreich sollte der wachsenden

Verantwortung für Entwicklung Rechnung tragen. Konkrete Ergebnisse, beispielsweise über die gemeinsame Finanzierung von Entwicklungsprogrammen, sind jedoch von G8 oder G20 bislang nicht erreicht worden.

- Forderung 3:
Gemeinsam mit Afrikas Regierungen für Grundbildung! Die Bundesregierung soll das Thema Bildung im Dialog mit den Partnerländern in der Afrikanischen Union ganz oben auf die Tagesordnung setzen. Die Regierungen sollen gemeinsam für jedes Kind den Zugang zu Bildung sicherstellen, für genügend Schulen und guten Unterricht sorgen.

Nach Angola, Guinea, Malawi und Mosambik hat Deutschland auch bei den afrikanischen Partnerländern Äthiopien und Nigeria den Schwerpunkt der weiteren Entwicklungszusammenarbeit auf den Bereich Bildung gelegt.

- Forderung 4:
Über Afrika informieren! Kinder in Deutschland müssen im Schulunterricht mehr über die Situation der Kinder in den Entwicklungsländern erfahren. Entwicklungspolitische Bildung und Kinderrechte gehören verpflichtend in alle Lehrpläne.

Das Entwicklungsministerium und die Kultusministerkonferenz geben seit 2007 einen Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung heraus. Darin wird die Behandlung der Situation von Kindern in Entwicklungsländern im Unterricht empfohlen. Eine verbindliche Verankerung in den Lehrplänen der 16 Bundesländer gibt es jedoch noch nicht.


Schulen für Afrika

Bereits 2005 haben UNICEF, die Nelson Mandela Stiftung und die Peter Krämer Stiftung die Kampagne "Schulen für Afrika" ins Leben gerufen. Seither haben die Bundesbürger hierfür insgesamt knapp 10 Millionen Euro gespendet. Mit den Gesamtspenden aus der weltweiten Kampagne in Höhe von rund 88 Millionen US-Dollar konnte UNICEF damit über 1.100 Schulen neu bauen oder instand setzen. Fast 1.000 Schulen haben Trinkwasseranschluss erhalten, über 900 Schulen getrennte Toiletten für Mädchen und Jungen. 2.900 Schulen wurden mit neuen Tischen und Stühlen ausgestattet. Rund 116.000 Lehrer wurden darin geschult, ihren Unterricht kinderfreundlicher zu gestalten. Hierdurch konnten rund 5,5 Millionen Mädchen und Jungen in den elf Projektländern (Angola, Äthiopien, Burkina Faso, Madagaskar, Malawi, Mali, Mosambik, Niger, Ruanda, Simbabwe und Südafrika) von besseren Lernbedingungen profitieren.


Weitere Infos unter
www.schulenfuerafrika.de
www.unicef.de


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Quelle:
UNICEF - Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen
Pressemitteilung vom 6. September 2011
Herausgeber: Deutsches Komitee für UNICEF, Pressestelle
Höninger Weg 104, 50969 Köln
Telefon: 0221/936 50-0, Fax: 0221/93 65 02 79
E-Mail: mail@unicef.de
Internet: www.unicef.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. September 2011