UNICEF - Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen - Köln, 30.06.2015
UNICEF-Report 2015
Jedes zehnte Kind wächst im Krieg auf
UNICEF-Report 2015 fordert engere Verzahnung von Nothilfe und Entwicklungshilfe
Berlin, den 30.6.2015. Jedes zehnte Kind auf der Welt wächst laut UNICEF derzeit in einem Land oder einer Region auf, die von bewaffneten Konflikten geprägt sind. Dies bedeutet, dass rund 230 Millionen Mädchen und Jungen in ihren entscheidenden Lebensjahren vor allem Unsicherheit, Hass und Gewalt erleben. Ihre Versorgung mit elementaren Gütern wie Nahrung, Wasser und medizinischer Hilfe ist vielfach schlecht. Und sie können nicht oder nur selten eine Schule besuchen. In Bürgerkriegen wie in Syrien, Irak, Südsudan und der Zentralafrikanischen Republik werden Kinder zur Zielscheibe unaussprechlicher Misshandlungen.
Mit seinem Report "Kinder zwischen den Fronten" ruft UNICEF Deutschland Regierungen und Konfliktparteien dazu auf, die fundamentalen Rechte der Kinder in Kriegsgebieten zu verteidigen. Um Gesundheit, Bildung und Schutz der Kinder auch unter schwierigsten Bedingungen sicher zu stellen, muss humanitäre Hilfe bereits die Brücke zu nachhaltiger Entwicklungshilfe schlagen. Insbesondere müssen mehr Mittel für psychosoziale Betreuung und Bildungsprogramme für Kinder in Krisengebieten bereitgestellt werden.
"Kinder und Jugendliche sind die Hauptleidtragenden in Krisen und gewaltsamen Konflikten. Gleichzeitig haben sie es als Erwachsene von morgen in der Hand, den Übergang zum Frieden zu gestalten. Wir müssen dazu beitragen, die notwendigen Voraussetzungen dafür zu schaffen. Neben Schutz vor Gewalt, ausreichend Nahrung und gesundheitlicher Versorgung brauchen die jungen Menschen vor allem Bildung und Ausbildung", sagte Dr. Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
"Wir erleben weltweit eine der schlimmsten Phasen von Konflikten seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges", sagte Ted Chaiban, Programmdirektor von UNICEF in New York. "Es besteht die Gefahr, dass ganze Generationen von Kindern Gewalt und Instabilität als normalen Teil ihres Lebens ansehen. Diese Erfahrung darf sich nicht verfestigen. Humanitäre Hilfe muss auch langfristige Perspektiven für Kinder und Jugendliche schaffen."
"Nothilfe ist unverzichtbar. Aber wir dürfen dabei nicht stehen bleiben", sagte Dr. Jürgen Heraeus, Vorsitzender von UNICEF Deutschland. "Die Chance zur Rückkehr zu Stabilität und zu einer friedlichen Entwicklung hängt entscheidend davon ab, ob es gelingt, Heranwachsenden Orientierung und Arbeit zu geben."
Seit Anfang des Jahres sind auch zehntausende Flüchtlingskinder nach Deutschland gekommen. Aus einem Treffen der ehrenamtlichen Gruppen von UNICEF in Deutschland erwuchs der "Königsteiner Appell für Flüchtlingskinder". "Ein gutes Miteinander ist eine Chance für die Flüchtlingskinder - und für Deutschland", heißt es in dem Aufruf, der von über 200 ehrenamtlichen UNICEF-Gruppen und JuniorTeams, den Mitgliedern des ehrenamtlichen Vorstands und des Komitees sowie den hauptamtlichen Mitarbeitern von UNICEF Deutschland getragen wird:
"Jeder Einzelne kann sich engagieren und dazu beitragen, dass Flüchtlingskinder positiv aufgenommen werden.
Jede Kommune muss ihre sofortige und umfassende Verantwortung für Flüchtlingskinder anerkennen und unkompliziert Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung sicherstellen. Dafür brauchen die Kommunen Unterstützung.
Die Bundesregierung muss Vorurteilen und Ängsten in Deutschland entgegenwirken und sich auf europäischer Ebene für den Schutz von Flüchtlingskindern einsetzen."
Rund 8.000 Bundesbürger engagieren sich ehrenamtlich bei UNICEF. Sie informieren in Schulen, organisieren Ausstellungen und Aktionen, sammeln Spenden und verkaufen UNICEF-Grußkarten.
Das Deutsche Komitee für UNICEF hat im Jahr 2014 Einnahmen in Höhe von 91,3 Millionen Euro aus Spenden und dem Verkauf von Grußkarten erzielt. 72,9 Millionen Euro wurden für die Hilfe für Kinder in Entwicklungs- und Krisenländern bereitgestellt. Zu diesem guten Ergebnis haben erneut Hunderttausende Menschen in Deutschland beigetragen.
Die Einnahmen liegen erwartungsgemäß unter dem Ergebnis des Vorjahres (knapp 97 Millionen Euro), als es nach dem Taifun Haiyan auf den Philippinen eine besonders hohe Spendenbereitschaft gab, und deutlich über den Einnahmen von 2012 (83,9 Millionen Euro).
UNICEF Deutschland konnte im vergangenen Jahr knapp 14 Millionen Euro für Nothilfe zur Verfügung stellen - unter anderem halfen Spenden aus Deutschland, in den Ebola-Gebieten in Sierra Leone Gesundheitszentren aufzubauen. Im Nordirak wurde die Versorgung von Flüchtlingskindern mit warmer Winterkleidung, sauberem Wasser und Notschulen unterstützt.
Im Rahmen der nachhaltigen Entwicklungsarbeit ermöglichten Spenden aus Deutschland u.a. eine bessere Wasserversorgung in armen Gemeinden in Sambia und die Einrichtung zusätzlicher Klassenräume sowie Schullatrinen in Niger. In Malawi wurde das UNICEF-Aids-Programm unterstützt, um zum Beispiel Schwangere auf eine HIV-Infektion zu testen und die Virus-Übertragung auf ihre Babys zu verhindern.
Besonders wichtig sind Spenden ohne Zweckbindung in Höhe von 35,8 Millionen Euro. Mit ihnen kann UNICEF flexibel überall dort tätig werden, wo die Hilfe gerade dringend nötig ist - wie in Krisengebieten, die nicht im Fokus der Medien stehen.
Die Kosten für Verwaltung sowie Öffentlichkeitsarbeit und Werbung in Deutschland betrugen - gemäß den Kriterien des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen - 15,33 Prozent. UNICEF Deutschland trägt das DZI-Spendensiegel und wurde mehrfach für seine transparente Berichterstattung über seine Finanzen, Strukturen und Arbeitsweise ausgezeichnet.
Den Geschäftsbericht 2014 von UNICEF Deutschland sowie
weiterführende Informationen und Videos finden Sie unter
www.unicef.de/geschaeftsbericht
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Quelle:
UNICEF - Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen
Pressemitteilung vom 30. Juni 2015
Herausgeber: Deutsches Komitee für UNICEF, Pressestelle
Höninger Weg 104, 50969 Köln
Telefon: 0221/936 50-0, Fax: 0221/93 65 02 79
E-Mail: mail@unicef.de
Internet: www.unicef.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Juli 2015
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