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ARBEIT/2220: Welches Unternehmen passt zu mir? (idw)


Nordakademie - Hochschule der Wirtschaft - 23.10.2013

Welches Unternehmen passt zu mir?



Elmshorn - Die Arbeitswelt in Deutschland hat sich verändert. Übernahmen noch vor Jahren auch gut ausgebildete Berufseinsteiger beim Bewerbungsgespräch die Rolle des Bittstellers, so ist dieses Verhalten heute völlig überholt. Junge Hochschulabsolventen, die beispielsweise ein Studium als Wirtschaftsingenieure oder Wirtschaftsinformatiker absolviert haben, wissen, dass sie gebraucht werden. Und mit dieser Einstellung gehen sie selbstbewusst in ein Bewerbungsgespräch und loten kritisch aus, welches Unternehmen zu ihnen passt.

Mathias Wiesner (24), Student im siebten Semester Wirtschaftsinformatik an der NORDAKADEMIE in Elmshorn, hat konkrete Vorstellungen davon, was er von seinem künftigen Arbeitgeber erwartet: "Für mich sind Entwicklungs- und Aufstiegschancen wichtig. Auf längere Sicht möchte ich dabei auch Verantwortung übernehmen sowohl für Projekte als auch für ein Team." Wiesner würde sich auch langfristig an ein Unternehmen binden, um dort Erfahrungen im jeweiligen Unternehmensumfeld zu sammeln und neue Strategien mit zu entwickeln.

Eva Christina Werner, im fünften Semester an der NORDAKADEMIE, möchte in ihrem künftigen Job Gestaltungs- und Entscheidungsspielräume haben und eigenverantwortlich arbeiten. Von einem künftigen Arbeitgeber erwartet die 25-Jährige, dass er ihr gute Entwicklungsmöglichkeiten bietet, nach den Prinzip Fördern durch Fordern. Eine langfristige Bindung an ein Unternehmen könnte sich auch Eva Christina Werner vorstellen. Für sie ist darüber hinaus ein positives Betriebsklima wichtig: "Studien belegen, dass ein gutes Betriebsklima Mitarbeiter motiviert und die Leistungsbereitschaft steigert."

David Scheffer, Professor für Wirtschaftspsychologie und Personalmanagement an der NORDAKADEMIE, sieht sich in seiner Ansicht bestätigt, dass sich gut ausgebildete Bewerber nicht mehr anbiedern wollen. Sie möchten vielmehr in ihrer Wertewelt abgeholt werden. Voraussetzung für jeden Bewerber ist jedoch, dass er sich im Klaren darüber ist, welche Ideen er in seinem Job verwirklichen möchte und welche privaten Bedürfnisse er damit verbinden kann. "So sollten sich junge Menschen zunächst fragen: was sie überhaupt tun wollen und wo sie es tun wollen. In einem international tätigen Großbetrieb oder in einem mittelständischen Unternehmen", sagt Prof. Scheffer. Für Großunternehmen, so der Wirtschaftspsychologe, spreche die Möglichkeit im Ausland zu arbeiten. Auf der anderen Seite seien Entscheidungswege in Konzernen häufig sehr lang, was bei Mittelständlern kaum zu finden sei. "Kleinere Unternehmen entscheiden schneller und setzen Entscheidungen schneller um."

"Jeder Bewerber sollte sich nicht nur darüber Gedanken machen, ob er alle geforderten Voraussetzungen mitbringt, sondern auch, ob ihm das jeweilige Unternehmen oder die Branche liegt und ob es zu seinen persönlichen Stärken und Eigenschaften passt", meint Personalmanagementberater Andreas von Studnitz aus Rendsburg.

Um hier Klarheit zu bekommen, haben er und Prof. Scheffer folgende acht Fragen für Bewerber zusammengestellt:

  • Möchte ich lieber in einer Metropole oder in der Provinz arbeiten?
  • Brauche ich im Job feste Strukturen oder benötige ich viel Flexibilität, wenig Hierarchie und zügige Entscheidungen?
  • Habe ich gerne mit Menschen zu tun oder arbeite ich lieber für mich alleine?
  • Wie wichtig sind für mich Harmonie, Teamgeist und schnelle Problemlösung?
  • Warum möchte ich ausgerechnet in dieser Branche arbeiten?
  • Will ich mich möglichst schnell etablieren und suche ich einen Job fürs Leben, um beispielsweise eine Familie zu gründen? Oder bin ich lieber unabhängig und möchte gerne in kürzeren Abständen in anderen Unternehmen Erfahrungen sammeln?
  • Was weiß ich über das Unternehmen wirklich und welchen Ruf genießt es in der Branche und als Arbeitgeber?

Aus seiner beruflichen Praxis weiß Personalexperte von Studnitz, dass Bewerber, die diese Fragen für sich ehrliche beantwortet haben, häufig einen passenden Job gefunden haben.

Leider machen manchmal Berufseinsteiger trotz guter mentaler Vorbereitung die Erfahrung, dass ein Bewerbergespräch in den betrieblichen Ablauf einer Firma reingepresst wird. "Das dauert dann maximal eine Stunde und ist für beide Seiten wenig ergiebig ", sagt von Studnitz. Schließlich gehe es doch darum, einen passenden Mitarbeiter zu finden und nicht nur darum, nur eine Stelle irgendwie zu besetzen, meint der Experte.

Auch für Professor Scheffer ist ein solches Verhalten wenig zielführend. "Einige Unternehmen haben offensichtlich nicht bemerkt, dass auf dem Bewerbermarkt - nicht nur - für High Potentials der demografische Wandel wirkt. Denn mittlerweile haben die Bewerber eine große Auswahl. Darüber hinaus steht für sie die reine Existenzsicherung nicht mehr im Vordergrund", so Scheffer. Deshalb müsse ein Unternehmen heute neben einer passenden Bezahlung auch Aufstiegschancen, Persönlichkeitsentwicklung und Individualität ermöglichen.

Weitere Informationen unter:
http://www.nordakademie.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution867

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Nordakademie - Hochschule der Wirtschaft, Wilfried Rähse, 23.10.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Oktober 2013