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ARBEIT/2540: Frauen in der digitalen Arbeitswelt - Mit der Transformation entstehen neue Entwicklungschancen (idw)


ISF München - Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. - 18.03.2016

Frauen in der digitalen Arbeitswelt: Mit der Transformation entstehen neue Entwicklungschancen


Die digitale Revolution ist kein vorübergehender Hype, sondern ein epochaler Umbruch mit gravierenden Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft. Damit öffnen sich neue Handlungsräume, um Frauen und ihre Entwicklung in den Unternehmen zu fördern. Im Rahmen des BMBF-Projekts "Frauen in Karriere - Fokus Forschung und Entwicklung" haben ExpertInnen des Instituts für Sozialwissenschaftliche Forschung München (ISF) und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) spezifische Gestaltungsszenarien für Frauen in der digitalen Arbeitswelt identifiziert, im Dialog mit Unternehmen weiterentwickelt und damit Neuland in der Arbeitsforschung betreten.


"Die Transformation ist ein offener Prozess mit offenem Ausgang", erklärten die Projektleiterinnen Dr. Kira Marrs (ISF) und Anja Bultemeier (FAU) bei der Vorstellung der Projektergebnisse im Rahmen der heutigen Abschlusskonferenz "Frauen in der digitalen Arbeitswelt von morgen: Zukunftsorientierte Gestaltung von Frauenkarrieren in IT und Ingenieurwesen" in München. "Wir möchten den Aufbruch der Unternehmen ins digitale Zeitalter nutzen, um neue Möglichkeitsräume für die Entwicklung von Frauen auszuloten", betonten die Wissenschaftlerinnen vor rund 150 hochrangigen VertreterInnen der IT-Industrie, des Ingenieurwesens, der Automobilindustrie und des Bereichs Banken und Versicherungen.

Die beiden ExpertInnen ziehen mit Blick auf den Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis eine positive Bilanz. Sie zeigen sich beeindruckt über die Bereitschaft und das Engagement der Unternehmen, sich frühzeitig mit der Frage auseinanderzusetzen, wie Frauen zu Gestalterinnen der digitalen Transformation werden können. "Wir waren über die Bereitschaft erstaunt, radikal neu zu denken, Selbstverständlichkeiten aufzubrechen und eingefahrene Wege zu verlassen."

Marrs und Bultemeier haben bei der SAP SE, der Siemens AG, der Robert Bosch GmbH, der Volkswagen Financial Services AG sowie der Fiducia & GAD IT AG und der Gothaer Systems GmbH fünf Gestaltungsszenarien für die digitale Arbeitswelt und ihre mögliche Umsetzung zur Diskussion gestellt. Sie knüpfen dabei an den grundlegenden Neuerfindungsprozess von Unternehmen an, der sich im Zuge der Digitalisierung gegenwärtig vollzieht und alle Bereiche der Organisationen erfasst.

Handlungsspielräume entstehen im Zuge der digitalen Transformation, weil das technische Feld in Forschung und Entwicklung sich ändert und damit für Frauen attraktiver wird, Kollaboration und Vernetzung ihnen neue Rollen im Arbeits- und Innovationsprozess öffnen, ein kooperativerer Führungsstil mehr Frauen ins Management bringen kann, Agilität neue Karrierewege für weibliche Beschäftigte öffnet und - nicht zuletzt - weil das mobile und flexible Arbeiten der Zukunft ihnen mehr Souveränität und Gestaltungsmöglichkeiten von Arbeit und Leben bietet.

Zum Auftakt der Konferenz erläuterte Xiaoqun Clever, Mitglied des Vorstands und Chief Technology & Data Officer der Ringier AG, im Rahmen ihrer Keynote die disruptive Kraft der digitalen Transformation. Ein prominent besetztes Podium mit Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, Margret Klein-Magar, stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrats und Sprecherin der leitenden Angestellten im Aufsichtsrat der SAP SE, Janina Kugel, Mitglied des Vorstands und Arbeitsdirektorin der Siemens AG, und Jörg Staff, Mitglied des Vorstands und Arbeitsdirektor der Fiducia & GAD IT AG, als DiskutantInnen erörterte, wie Unternehmen die digitale Arbeitswelt für Frauen nachhaltig gestalten können.

Janina Kugel zeigte sich überzeugt, dass die neuen Formen von Kommunikation und Kollaboration, die gegenwärtig im Zuge der digitalen Transformation entstehen, nicht nur die Arbeitskonzepte der Zukunft bestimmen, sondern entscheidend auch den Führungsstil prägen werden. "Die Zusammenarbeit der Zukunft basiert auf Wissensaustausch, Dialog und Vertrauen. Führungskräfte müssen diese Zusammenarbeit fördern - und vorleben", betonte die Siemens-Arbeitsdirektorin.

Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, ist von den Chancen der Digitalisierung überzeugt: "Wir brauchen einen Kulturwandel in den Unternehmen. Mobiles Arbeiten bietet nicht nur Frauen die Chance, Arbeit und Leben besser vereinbaren zu können." Zur Gestaltung der digitalen Arbeitswelt sei ein intensiver gesamtgesellschaftlicher Dialog nötig, damit Frauen und Unternehmen von den Chancen der Digitalisierung profitieren. "Angeblich haben wir einen Fachkräftemangel, aber ich sehe nicht, dass Frauen der rote Teppich ausgerollt wird. So ist Aufstieg und Führung in Teilzeit in deutschen Unternehmen kaum denkbar. Die Digitalisierung bietet neue Möglichkeiten, die wir gemeinsam mit allen Beteiligten gestalten wollen", sagte Benner.

Zum Abschluss stellten die am Wissenschafts-Praxis-Dialog beteiligten Unternehmen ihre Ideen und Konzepte zur Ausgestaltung der neuen Möglichkeitsräume vor. Ob Unternehmen diese Felder aufgreifen und ausbauen, ist für Kira Marrs und Anja Bultemeier jedoch kein Selbstläufer. "Diese Chance könnte auch ungenutzt verpuffen", warnen die beiden Wissenschaftlerinnen. Es entscheide sich jetzt, ob Frauen die digitale Arbeitswelt gestalten und welche Rolle sie darin spielen werden.


Zum Projekt
Das Projekt "Frauen in Karriere - Fokus Forschung und Entwicklung" ist ein Verbundprojekt unter Leitung des ISF München in Kooperation mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Es wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Der Projektverbund kooperiert mit einem Netzwerk renommierter Unternehmen und Verbände, das sich ebenfalls seit vielen Jahren für die Förderung und Gestaltung von Frauenkarrieren stark macht, darunter unter anderem die SAP SE, Robert Bosch GmbH, Telekom AG, Volkswagen Financial Services AG, Software AG und Siemens AG.

Weitere Informationen unter:
http://www.isf-muenchen.de
- Das ISF München

http://www.frauen-in-karriere.de
- Das Projekt Frauen in Karriere

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution741

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
ISF München - Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V.,
Frank Seiß, 18.03.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. März 2016

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