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ENERGIE/1401: Recht auf Strom - Internationale Energiebehörde fordert Zugang für alle (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 10. März 2011

Energie:
Recht auf Strom - Internationale Energiebehörde fordert Zugang für alle


Von Richard Johnson


Paris, 10. März (IPS/IDN(*)) - Die Internationale Energiebehörde (IEA) drängt auf eine Vollfinanzierung der Maßnahmen zur Bekämpfung der 'Stromarmut'. Ziel müsse sein, allen Menschen der Welt den Zugang zu Energie zu verschaffen, so die von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) als Antwort auf die Ölkrise 1973/1974 ins Leben gerufene Institution.

Auf dem Weg ins 'Internationale Jahr für nachhaltige Energie für alle' 2012 gelte es dafür zu sorgen, dass jeder einzelne Erdenbürger mit Energie versorgt werde, betont der IEA-Chefökonom Fatih Birol. Trotz realistischer Vorstellungen darüber, was das Vorhaben koste, gebe es keine Einigung in der Frage, wie die notwendigen Gelder aufgebracht und verwaltet werden sollen.

Der im November erscheinende IEA-Weltenergieausblick 2011 wird deshalb Vorschläge über die möglichen Finanzierungswege beinhalten. Einen Monat zuvor sollen sie bereits auf einem von Norwegen ausgerichteten hochkarätigen Treffen von Regierungsvertretern, internationalen Institutionen und anderen Schlüsselakteuren im Oktober in Oslo erörtert werden.

Derzeit haben 1,4 Milliarden Menschen - ein Fünftel der Weltbevölkerung - keinen Zugang zu Strom. Von ihnen leben 585 Millionen in Afrika südlich der Sahara (mehr als 76 Millionen in Nigeria and 69 Millionen in Äthiopien) und der überwiegende Rest in Asien. In Indien leiden allein 400 Millionen unter Stromarmut, in Bangladesch 96 Millionen.


Gelder unzureichend

Schon in ihrem Weltenergieausblick 2010 hatte die IEA die finanziellen Zusagen der OECD-Industrieländer als unzureichend kritisiert. Ohne die Bereitstellung zusätzlicher Mittel in Höhe von jährlich 33 Milliarden US-Dollar (700 Milliarden Dollar bis 2030) werde die Energiearmut anhalten. 2030 hätten dann 1,2 Milliarden Menschen, von denen 87 Prozent in Dörfern leben, weiterhin keinen Zugang zu Strom.

Familien ohne Zugang zu Energie sind jedoch in vielerlei Hinsicht benachteiligt. Kinder, die nach Sonnenuntergang ihre Hausaufgaben nicht mehr machen können, Kranke, die keinen Kühlschrank haben, um ihre Medikamente zu kühlen, sind nur zwei Beispiele, die der IEA-Vertreter Birol nennt.

Einwände, dass der universelle Zugang zu Energie zu einem dramatischen Anstieg der klimaschädlichen Treibhausgase führen werde, lässt der Wirtschaftsexperte nicht gelten. Der Anstieg der CO2-Emissionen würde bei unter einem Prozent liegen, versichert er.

Die Bedeutung der universellen Energieversorgung wird nicht nur durch den Beschluss der UN-Vollversammlung betont, 2012 zum internationalen Jahr der nachhaltigen Entwicklung für alle zu erklären. Unterstrichen wird sie ferner durch den Aufruf der UN-Beratergruppe für Energie und Klimawandel unter Vorsitz von Kandeh K. Yumkella, Generaldirektor der UN-Organisation für industrielle Entwicklung (UNIDO), bis spätestens 2030 allen Menschen den Zugang zu Energie zu gewährleisten.


In saubere Holzöfen investieren

Die IEA beschäftigt aber auch die Abhängigkeit der derzeit 2,7 Milliarden Menschen von Feuerholz. Sie geht davon aus, dass bis 2030 2,8 Milliarden Menschen auf Feuerholz angewiesen sein werden. Der Anstieg lässt bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Alarmglocken schrillen. Sie fürchtet, dass der Betrieb traditioneller Holzverbrennungsöfen in geschlossenen Räumen ohne adäquate Belüftungssysteme bis 2030 jährlich mehr als 1,5 Millionen Menschen in Entwicklungsländern das Leben kostet.

Um insgesamt mehr als 2,8 Milliarden Menschen zu gesundheitlich unbedenklichen Kochstellen zu verhelfen, wären nach IEA-Schätzungen Investitionen bis 2030 in Höhe von 56 Milliarden Dollar erforderlich. Zusammen mit den Ausgaben für eine universelle Stromversorgung ergibt sich somit eine Summe von 756 Milliarden Dollar.

"Der Betrag mag auf den ersten Blick utopisch sein, doch stellt er nur drei Prozent der globalen Investitionen in den Energiebereich von mehr als 26 Billionen Dollar dar, die zwischen 2010 und 2030 investiert werden", so der IEA-Chefökonom Birol. (Ende/IPS/kb/2010)


(*) Der von 'Global Cooperation Council' und 'Globalom Media' erstellte Informations- und Analysendienst IDN-InDepthNews ist Partner von IPS-Deutschland.

Links:
http://www.iea.org/index.asp
http://www.indepthnews.net/news/news.php?key1=2011-03-0323:32:26&key2=1

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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. März 2011