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ENERGIE/1694: Kuba - Suche nach Öl im Golf von Mexiko (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 5. März 2013

Kuba: Suche nach Öl im Golf von Mexiko - Karibikstaat will bei Energieversorgung autark werden

von Ivet González

Bild: © Jorge Luis Baños/IPS

Die lang vernachlässigte Erdölraffinerie Cienfuegos
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Havanna, 5. März (IPS) - Kuba deckt den Großteil seines Energiebedarfs nach wie vor mit Erdöl. Ausländische Investoren sollen dem karibischen Inselstaat dabei helfen, vorhandene Produktionsanlagen zu erweitern. Außerdem hofft das Land auf die Entdeckung neuer und erschließbarer Ölfelder im Golf von Mexiko. Der Ausbau alternativer Energien ist ebenfalls geplant.

Investitionen in die Erdölraffinerie 'Camilo Cienfuegos' zielten auf die Wiederaufbereitung der Produktionsrückstände und die Automatisierung des Ladeprozesses, berichtet der Raffineriedirektor Humberto Padrón. Außerdem sollen die Förderkapazitäten des Werkes verdoppelt werden.

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Die Kapazität der Anlage Cienfuegos soll verdoppelt werden
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Die noch zu Sowjetzeiten gebaute Anlage in der Bucht von Cienfuegos, 230 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Havanna, wurde nach jahrelangem Stillstand 2007 wieder in Betrieb genommen. Sie ist Teil eines petrochemischen Komplexes in einer Sonderentwicklungszone, mit der die Regierung von Präsident Raúl Castro der angeschlagenen Wirtschaft auf die Beine helfen wollte.

Dass die Raffinerie ihre Arbeit wieder aufnehmen konnte, ist einem Abkommen zwischen den Staatsbetrieben 'Cubapetróleo' (Cupet) und 'Petróleos de Venezuela' (PDSA) zu verdanken. Die Kosten beliefen sich auf 180 Millionen US-Dollar.

Zurzeit wird das Werk von dem kubanisch-venezolanischen Konsortium 'Cuvenpetrol' betrieben. Dort werden täglich 65.000 Barrel Rohöl aus Venezuela verarbeitet. Camilo Cienfuegos ist die größte der insgesamt drei Erdölraffinerien auf der Insel. Die anderen beiden Anlagen befinden sich in Havanna und Santiago de Cuba, 850 Kilometer südöstlich der Hauptstadt. Vorgesehen ist, die Ölfördermenge auf 85.000 Barrel pro Tag zu steigern. Nach dem Bau weiterer Anlagen sollen es 150.000 Barrel pro Tag werden.

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In Cienfuegos sollen künftig 150.000 Barrel Öl pro Tag raffiniert werden
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Zusammenarbeit mit Ingenieuren aus China und Italien

Ingenieure aus China und Italien arbeiten derzeit an der Erweiterung der Raffinerie. Danach soll das Vorhaben ausländischen Investoren vorgestellt werden, wie Ricardo Caballero, der Geschäftsführer von Cuvenpetrol, Anfang Februar vor der internationalen Presse erklärte.

2011 hatte der damalige chinesische Vizepräsident Xi Jinping, der im März das höchste Staatsamt übernehmen soll, zwar ein vorläufiges Abkommen mit Kuba über die Ausbaufinanzierung und den Bau einer Flüssigerdgasanlage geschlossen. Caballero zufolge liegt jedoch keine endgültige Entscheidung vor.

Die kubanische Regierung hofft dennoch, innerhalb der nächsten sechs Monate die passenden Investoren zu finden. Um die Arbeiten wie geplant durchzuführen, sind etwa fünf Milliarden Dollar an Investitionen notwendig. Damit würden für vier Jahre neue Arbeitsplätze geschaffen. Die Zahl der derzeit 868 Beschäftigten, von denen 118 Frauen sind, würde sich demnach verdoppeln.

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Beschäftigte in der Raffinerie
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In Cienfuegos sucht Cuvenpetrol zudem nach Anlegern zur Finanzierung einer Flüssigerdgasanlage. 'Cuvenpeq SA', ein weiteres kubanisch-venezolanisches Konsortium, will zudem eine Produktionsstätte für Ammoniak und Harnstoff bauen.

Wie Caballero erklärte, lässt sich nach der Erweiterung der Raffinerie möglicherweise auch nicht-venezolanisches Öl verarbeiten. In Frage käme beispielsweise das Öl aus den Tiefseevorkommen, die 2012 in kubanischen Gewässern im Golf von Mexiko entdeckt worden sind. Bislang rechnet es sich für das Land jedoch nicht, diese Reserven zu fördern.

Im Januar 2012 wurde die Bohrinsel 'Scarabeo 9' von Asien nach Kuba gebracht, um eine Explorationsbohrung auf dem Meeresgrund im Golf von Mexiko durchzuführen. Nach Schätzungen Kubas könnten sich in einem Gebiet von 112.000 Quadratkilometern bis zu 20 Milliarden Barrel Rohöl befinden. Die USA gehen von nur etwa fünf Milliarden Barrel aus.


Asiatische Bohrinsel brachte keine Fortschritte

Im vergangenen November kündigte jedoch das kubanische Ministerium für Basisindustrie an, dass die Bohrinsel nach drei vergeblichen Bohrversuchen wieder aus Kuba abtransportiert werde. Finanziert wurden die Unternehmungen von PDVSA, dem spanischen Konzern 'Repsol', 'PC Gulf', einer Tochterfirma von 'Petronas' in Malaysia, sowie von dem russischen Unternehmen 'Gazprom Neft'.

Nach diesem Rückschlag erklärte Cupet, dass die in Moskau ansässige Firma 'Sarubeschneft' vor der Küste Nordkubas nach Öl suchen und dabei die norwegische Bohrplattform 'Songa Mercur' nutzen werde. Das staatliche russische Unternehmen arbeitet bereits an einem 6.500 Meter tiefen Bohrloch. Die Arbeiten sollen insgesamt etwa sechs Monate dauern.

Kubas Regierung hat die Hoffnung nicht aufgegeben, sich selbst mit Energie versorgen zu können. So messen die Behörden der Erschließung erneuerbarer Energieträger zunehmende Bedeutung zu. Die Provinz Cienfuegos hat damit begonnen, diese Quellen anzuzapfen, wie die Chefin der Provinzregierung, Mairelys Pernía, erklärt. Demnach wird in Cienfuegos bereits an einem Solarpark mit einer Produktionskapazität von einem Megawatt Strom gebaut. Weitere Projekte sind in der Planung.

2011 kamen erst 3,8 Prozent des Stroms in Kuba aus erneuerbaren Quellen. Die Hälfte des Energiebedarfs wird mit heimischem Erdöl und Erdgas gedeckt. Der Rest, fast 100.000 Barrel Öl pro Tag, muss aus Venezuela importiert werden. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=102434
http://www.ipsnews.net/2013/03/cuba-diversifies-but-energy-focus-still-on-oil/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 5. März 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. März 2013