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ENERGIE/1862: "Lasst es Licht werden" - Vor allem durch nachhaltigen Strom (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 4. Juni 2014

Energie: 'Lasst es Licht werden' - Vor allem durch nachhaltigen Strom

von Thalif Deen


Bild: © IPS

Elektriker bei der Reparatur einer Stromleitung in Somaliland
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New York, 4. Juni (IPS) - Wenn es Nacht wird, versinken mehr als 1,3 Milliarden Erdenbürger in Ermangelung von Strom in tiefster Dunkelheit. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon will diesen Menschen, die vorwiegend in Entwicklungsländern leben, bis 2030 - also weit über sein Mandatsende 2016 hinweg - dabei helfen, Zugang zu vorwiegend sauberer Energie zu erhalten.

Wie Christine Lins, Geschäftsführerin des 'Renewable Energy Policy Network for the 21st Century' (REN21), gegenüber IPS erklärte, ist das Projekt 'Nachhaltige Energie für alle' (SE4ALL) technisch machbar und aus einem sozialen Blickwinkel heraus betrachtet absolut wünschenswert. SE4ALL sieht vor, den Anteil der erneuerbaren Energien mit Blick auf den Endstromverbrauch von 18 Prozent 2010 auf 36 Prozent 2030 zu erhöhen, die Energieeffizienz zu verdoppeln und den Zugang zu nachhaltiger Energie für alle bis 2030 sicherzustellen.

Der 'Renewables Global Status Report' von REN21 zeigt klar und deutlich, dass bereits 144 Länder weltweit, einschließlich 95 Entwicklungsländern, die politischen Rahmen und Ziele für die erneuerbaren Energien gesetzt haben. "Es wurden zahlreiche Energiezugangsprogramme in den unterschiedlichen Teilen der Welt umgesetzt. Auch greifen Energieeffizienzstrategien um sich. Wir müssen diese Entwicklungen nur noch beschleunigen", fügte Lins hinzu.

"Damit nachhaltige Energie für alle zur Realität werden kann, gilt es herkömmliche Denkweisen zu verändern. Es ist längst nicht mehr ausreichend, den Status quo der Flickenteppichstrategien und -maßnahmen aufrechtzuerhalten", betonte sie. "Stattdessen müssen technologische Entwicklungen, Finanzmodelle und durchschaubare Strategien systematisch in die Öffentlichkeit und den Privatsektor getragen werden, mit dem Ziel, den Übergangsprozess zu unterstützen und voranzubringen."

Weltbankpräsident Jim Yong Kim hatte im November erklärt, dass die Finanzierung der Schlüssel ist, um die SE4ALL-Ziele Energiezugang, Energieeffizienz und Erneuerbare zu erreichen. Er schätzt den bis 2030 erforderlichen Betrag auf 600 bis 800 Milliarden US-Dollar.

Den UN zufolge greifen mehr als 2,6 Milliarden Menschen auf traditionelle Energieträger zum Kochen und Heizen zurück, was dazu führt, dass 4,3 Millionen Menschen vorzeitig sterben. Vor allem Frauen und Kinder sind die Opfer von Rauchpartikeln, die in ihren Wohninnenräumen freigesetzt werden.

Auf dem ersten jährlichen SE4ALL-Forum, das vom 4. bis 6. Juni in New York stattfindet, soll auch die UN-Dekade für 'nachhaltige Energie für alle' eingeläutet werden. In einem Zeitabschnitt von zwei Jahren wird der Fokus auf Energie und deren Folgen für die Gesundheit von Frauen und Kindern liegen.

Das Forum, an dem Regierungsvertreter, Unternehmen und zivilgesellschaftliche Aktivisten teilnehmen werden, soll neue Impulse für Lösungsvorschläge im Vorfeld des Klimagipfels im September setzen und die Richtung der Energiepolitik für die nächsten Jahrzehnte vorgeben.

Naji El Haddad, Direktor des Weltzukunftsenergiegipfels 2015, der im Januar in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) stattfinden soll, erklärte gegenüber IPS, dass angesichts der erwarteten Zunahme der Weltbevölkerung von derzeit sieben auf neun Milliarden Menschen in den nächsten zwei Jahrzehnten die Energienachfrage um mehr als 50 Prozent wachsen wird.

"Die Versorgung von zusätzlichen zwei Milliarden Menschen mit zuverlässiger, bezahlbarer und sauberer Energie ist kein kleines Unterfangen. Damit diese Ziele jedoch bis 2030 erreicht werden können, bedarf es politischer Entschlossenheit sowie stabiler und berechenbarer politischer Rahmen in allen drei Bereichen", sagte sie.

Im Juni 2012 hatten die Staats- und Regierungschefs auf dem Rio+20-Gipfel in Brasilien erneut ihre Unterstützung bekräftigt, allen Menschen den Zugang zu nachhaltiger Energie zu ermöglichen und damit gleichermaßen die Armut im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung und eines globalen Wohlstands zu bekämpfen.

Lins zufolge sind erneuerbare Energien die einzige Primärenergieform, die den menschlichen Energiebedarf in einer Weise decken, dass ein gleicher Energiezugang gewährleistet werden kann und die Klimafolgen abgemildert werden können. (Ende/IPS/kb/2014)


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http://www.ipsnews.net/2014/06/let-there-be-light-implores-u-n-chief/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Juni 2014