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FORSCHUNG/846: Ergebnisse zur Studie "Wahrnehmung von E-Mobilität in Europa" (idw)


Duale Hochschule Baden-Württemberg - 17.06.2016

DHBW Stuttgart präsentiert erstmalig Ergebnisse zur Studie "Wahrnehmung von E-Mobilität in Europa"

Testfahrt und Kaufbonus als wichtige Push-Faktoren


Wie bewerten Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen die Nutzung der Elektromobilität und welche Erkenntnisse können große Automobilhersteller und die Politik daraus ableiten? Diese Fragen untersuchten Studierende der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Stuttgart bereits im Jahr 2014 anhand einer Vergleichsstudie zwischen deutschen, chinesischen und amerikanischen Autofahrern unter der Leitung von Prof. Dr. Marc Kuhn und Prof. Dr. Julia Heigl. Diese User-Experience Studie wurde nun um eine Analyse in den Niederlanden und Dänemark ergänzt. Die dabei gewonnenen, neuen Erkenntnisse wurden am 16.06.2016 in Stuttgart vorgestellt.


Im Dezember 2015 bot sich im Rahmen einer "User-Experience"-Untersuchung für über 150 niederländische und dänische Fahrer die Möglichkeit, Elektrofahrzeuge hautnah zu erleben. Die Studierenden befragten Testfahrerinnen und Testfahrer zu verschiedenen Leistungsdimensionen der Elektromobilität, jeweils vor und nach einer Testfahrt mit dem Elektrofahrzeug. Durch die Kombination der Daten mit denjenigen aus 2014 hat sich eine einmalige internationale Datenbasis ergeben, die die Ableitung weitreichender Erkenntnisse ermöglicht. Diese wurden im Vortrag "Förderung und Fan-Gemeinden: E-Mobilität im Kulturvergleich" am 16.06.2016 an der DHBW Stuttgart vorgestellt.

Die sicher wichtigste Erkenntnis des Abends: Quer durch alle Kulturkreise zeigen alle Testpersonen nach der Testfahrt ein deutlich positiveres Bild von Elektrofahrzeugen. Vor allem die Leistungsdimensionen Fahrspaß und Leistung wurden vor der Testfahrt signifikant unterschätzt. Hatten vor der Testfahrt 50 Prozent der Probanden den Fahrspaß mit einem Elektrofahrzeug positiv eingeschätzt, so waren es danach 71 Prozent.

Die gegenüber herkömmlichen Fahrzeugen geringere Reichweite von Elektroautos wird hingegen von allen Kulturgruppen negativ bewertet. Überraschend bewerten jedoch Chinesen die Reichweite von E-Fahrzeugen - trotz der Größe ihres Landes - mit positiveren Attributen als die anderen Nationen.

Darüber hinaus boten und bieten die erhobenen Daten Diskussionsstoff für die aktuelle Frage, ob die Subventionspraxis Einfluss auf die Wahrnehmung von Elektromobilität hat. Die Auswertung der Daten zeigt, dass Nationen, in denen Elektromobilität durch einen Kaufbonus subventioniert wird, eine höhere Kaufbereitschaft für Elektrofahrzeuge zeigen als Nationen, in denen Subventionen in Form von Steuererleichterungen vorhanden sind.

Es zeigt sich zudem, dass die laufenden Gesamtkosten in Ländern mit höheren Subventionen nicht besser bewertet werden als in Ländern mit niedrigeren Subventionen.

Prof. Dr. Marc Kuhn: "Bundesregierung und Automobilindustrie haben beschlossen, 600 Millionen Euro als Kaufanreiz für E-Fahrzeuge zur Verfügung zu stellen. Käufer eines rein elektrisch betriebenen Fahrzeugs bekommen demnach 4.000 Euro Prämie, für Plug-In sind 3.000 Euro vorgesehen. Fraglich ist dennoch, inwieweit sich diese Förderung auf das Kaufverhalten auswirken wird. Die kulturvergleichende Studie zieht Vergleiche mit europäischen Ländern, in denen eine Förderung bereits besteht, und gibt interessante Einblicke in die Wirksamkeit von Kaufanreizen."

Darüber hinaus berichteten die Studierenden in ihrem Vortrag: "Freude und Frust: Mit dem E-Auto durch Europa" von ihren Erlebnissen und Herausforderungen zur selbst organisierten und durchgeführten Fahrt mit den E-Testfahrzeugen von Stuttgart zu den europäischen Erhebungsorten und zurück.

Prof. Dr. Julia Heigl fasste den Vortrag zusammen: "Die Erfahrungen reichten von nicht aktivierten oder defekten Ladesäulen über technische Defekte bis hin zu einer komplett problemfreien 500-km-Tour. Gerade deshalb waren der grandiose Rückhalt und die Unterstützung durch die Elektromobile Community äußerst positiv. Allein diese Erfahrung der Studierenden war also eine Art User Experience Studie."

Abgerundet wurden die Präsentationen der Studierenden durch zwei Praxisvorträge zum Thema Carsharing und Elektromobilität durch Vertreter des Carsharing-Anbieters car2go sowie dem Fachverband Electrify-BW.

Das rund 120 Personen starke Veranstaltungspublikum bestand zu großen Teilen aus Fachkräften der Automobilbranche sowie der Hochschule. Unterstützt wurde die Erhebung der Studie durch das Zentrum für empirische Forschung (ZEF) der DHBW Stuttgart.


Über DHBW Stuttgart (www.dhbw-stuttgart.de)
Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) ist die erste und einzige staatliche praxisintegrierende Hochschule in Deutschland. Mit ca. 34.000 Studierenden ist sie mittlerweile die größte Hochschule des Landes. Sie wurde am 1. März 2009 gegründet und führt das seit über 40 Jahren erfolgreiche duale Modell der früheren Berufsakademie Baden-Württemberg fort. Bundesweit einzigartig ist die am US-amerikanischen State University-System orientierte Organisationsstruktur der DHBW mit zentraler und dezentraler Ebene. An ihren neun Standorten und drei Campus bietet die DHBW in Kooperation mit über 9.000 ausgewählten Unternehmen und sozialen Einrichtungen eine Vielzahl von national und international akkreditierten Bachelorstudiengängen. Der Standort in Stuttgart ist der größte und verzeichnet rund 8.400 Studierende in Bachelorstudiengängen. In Kooperation mit ausgewählten Unternehmen und sozialen Einrichtungen - den Dualen Partnern - bieten die Fakultäten Wirtschaft, Technik und Sozialwesen mehr als 40 national und international anerkannte Bachelor-Studienrichtungen an. Zentrales Merkmal ist der regelmäßige Wechsel zwischen den Theoriephasen an der Hochschule und den berufspraktischen Phasen beim ausbildenden Dualen Partner. Mit dualen Masterprogrammen in allen Fakultäten ermöglicht die DHBW Stuttgart seit Herbst 2011 eine berufsintegrierte Weiterentwicklung auch über den Bachelorabschluss hinaus.


Weitere Informationen unter:
http://www.dhbw-stuttgart.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1337

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Duale Hochschule Baden-Württemberg, Carolin Höll, 17.06.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Juni 2016

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