Schattenblick → INFOPOOL → POLITIK → WIRTSCHAFT


GEWERKSCHAFT/1826: Zahl deutscher Seeleute halbiert - ver.di fordert Anpassung der Hafenverordnungen (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 23. Mai 2019

Zahl deutscher Seeleute halbiert - ver.di fordert Anpassung der Hafenverordnungen und Ausweitung der Mitbestimmung


Berlin - Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat davor gewarnt, die heute zu Ende gehende 11. Nationale Maritime Konferenz in Friedrichshafen "als reine Schaufensterveranstaltung" abzuwickeln. "Die deutschen Reeder sind in der Pflicht, den Erhalt des maritimen Know-hows in Deutschland als Grundlage der eigenen Existenz zu betreiben. Von Bundeskanzlerin Merkel hätte ich erwartet, dass sie dies den Reedern deutlich macht", erklärte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christine Behle am Rande der Konferenz.

Die Zeiten seien sehr ernst. Die Zahl der deutschen Seeleute habe sich in den letzten Jahren trotz umfangreicher staatlicher Förderung der Schifffahrt um die Hälfte reduziert. "Die Förderung der Schifffahrt muss künftig an Beschäftigungseffekte und Ausbildungsangebote gekoppelt werden. Dazu brauchen wir Mittel, um die Ausbildungsinhalte der Seefahrtsschulen und weiterer Bildungsträger an die Herausforderungen des digitalen Wandels anzupassen", sagte die Gewerkschafterin. Im Rahmen der Automatisierung und Digitalisierung müsse die Bundesregierung die Mitbestimmung im Betriebsverfassungsgesetz ausweiten. "Der Wandel der Arbeitswelt kann nur mit den Beschäftigten gelingen. ver.di hat mit dem Tarifvertrag Zukunft eine Vorlage geliefert", so Behle.

Hafenverordnungen müssten jetzt schnellstens angepasst werden, fordert die Gewerkschaft. Sicherheitsrelevante Aufgaben wie die Landungssicherung dürften nicht von Schiffsbesatzungen, sondern müssten von ausgebildeten Hafenarbeitern mit professioneller Ausrüstung durchgeführt werden. Antwerpen als einer der am stärksten wachsenden Häfen in Europa habe gezeigt, dass eine entsprechende Hafenverordnung keine wirtschaftlichen Nachteile birgt.

Die Bundesregierung dürfe auch nicht zögerlich sein, die Möglichkeiten der EU-Hafenverordnung anzuwenden, um die deutsche Seeschifffahrt zu erhalten. "Warum schreiben wir für die nautisch-technischen Dienstleistungen bei der Schleppschifffahrt nicht die nationale Flagge vor? Andere EU-Staaten machen das mit Erfolg", sagte Behle. Bei allen Maßnahmen sei wesentlich, die Infrastruktur in den Häfen zur öffentlichen Daseinsvorsorge zu erklären. Als öffentliches Eigentum dürften die Häfen nicht privatisiert und so der demokratischen Kontrolle entzogen werden. "Nur so bleibt die Möglichkeit erhalten, die Beschäftigten in den Mittelpunkt des digitalen Veränderungsprozesses zu stellen", erklärte Christine Behle.

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft wird bei der 11. Nationalen Maritimen Konferenz von Christine Behle (ver.di Bundesvorstand), Robert Hengster (ver.di-Bundesfachgruppenleiter Maritime Wirtschaft) und Thomas Mendrzik (Vorsitzender ver.di-Bundesfachgruppe Maritime Wirtschaft) vertreten.

*

Quelle:
Presseinformation vom 23.05.2019
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Bundesvorstand, Pressestelle
Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin
Telefon: 030/6956-1011 und -1012, Fax: 030/6956-3001
E-Mail: pressestelle@verdi.de
Internet: www.verdi.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Mai 2019

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang