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GEWERKSCHAFT/1859: LSG-Beschäftigte verabschieden Resolution an den Lufthansa-Vorstand (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 6. September 2019

LSG-Beschäftigte verabschieden Resolution an den Lufthansa-Vorstand


Berlin - Bei einem Internationalen LSG-Gipfel in Frankfurt/Main, an dem Beschäftigte der Lufthansa Service Gesellschaft (LSG) und Gewerkschaftsvertreter/innen aus den USA, aus Großbritannien und Deutschland gestern (5. September 2019) teilnahmen, wurde eine Resolution an den Lufthansa-Vorstand verabschiedet.

Gemeinsam vertreten die in Frankfurt zusammengekommenen Gewerkschafter/innen rund 20.000 der weltweit 35.000 LSG-Beschäftigten. Bei diesem Treffen, zu dem die internationalen Transportarbeiterförderationen, die European Transport Workers' Federation (ETF) und die International Transport Workers' Federation (ITF), eingeladen hatten, kam es zum Austausch über die Folgen des geplanten Verkaufs des Caterers sowie die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ist aktives Mitglied in beiden Organisationen.

Im Rahmen des LSG-Gipfels richteten sich die gewerkschaftlichen Vertreter/innen mit einer Resolution an den Vorstandsvorsitzenden der Lufthansa, Carsten Spohr und fordern, dass die Lufthansa den Verkauf der LSG unterlassen solle und Haupteigentümerin bleiben müsse. Des Weiteren müsse die Lufthansa Verantwortung für existenzsichernde Löhne und Arbeitsplatzsicherung übernehmen und einen Zugang zu bezahlbarer Krankenversicherung schaffen. Dabei kritisieren sie unter anderem, dass etwa in den USA die Löhne so niedrig seien, dass viele Vollzeitbeschäftigte der LSG ihre Miete nicht mehr aufbringen könnten. Auch könne sich die Hälfte aller LSG-Beschäftigten in den USA keine Krankenversicherung leisten.

Im Anschluss an den Gipfel fand eine Demonstration am Flughafen Frankfurt gegen den Verkauf der LSG statt. Gemeinsam mit ihren ausländischen Kolleg/innen zogen rund 400 LSG-Beschäftigte vom Terminal zur Unternehmenszentrale der Lufthansa, um dort ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen.

"Wer global Profite erwirtschaftet, trägt auch globale Verantwortung. Wir erwarten daher vom Lufthansavorstand zeitnahe, konkrete Lösungen für alle akuten sozialen Herausforderungen bei der LSG weltweit", betont ver.di Verhandlungsführerin Katharina Wesenick.

Die ver.di-Verhandlungen mit Lufthansa über eine "Best owner Vereinbarung" über die Absicherung der rund 7.000 Beschäftigten der LSG werden am kommenden Donnerstag, dem 12. September, in Frankfurt fortgesetzt.

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Resolution des LSG Beschäftigtengipfels, Frankfurt, 5. September 2019

Wir, die Vertreter/innen von 20.000 LSG Beschäftigten aus Großbritannien, den Vereinigten Staaten von Amerika und Deutschland sind heute zusammen gekommen zu einem internationalen Beschäftigtengipfel der LSG Beschäftigten. Wir erklären hiermit öffentlich und fordern den Lufthansa Vorstand auf:

Herr Spohr: übernehmen Sie Verantwortung für Ihre 35.000 LSG Beschäftigten weltweit, welche Ihrem Unternehmen jahrelang treu gedient haben und deren Zukunft Sie nun gefährden.

Mehr als 7.000 LSG Beschäftigte wenden sich in Deutschland unter dem Motto "LSG-not4sale!" an Sie.

Wir fordern, dass Sie den Verkauf des Unternehmens unterlassen und Haupteigentümerin bleiben.

Sollten Sie am Verkauf festhalten, akzeptieren wir diesen nicht ohne die Absicherung der Arbeitsplätze und den Erhalt sowie die Verbesserung der Sozialstandards. Nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt!

Momentan ist die Lufthansa dabei, LSG Jobs nach Bor, Tschechien, auszulagern, wo Beschäftigte aus den Philippinen für 5 Euro die Stunde arbeiten. Das ist nicht das, was wir unter sozialer Verantwortung verstehen!

In den U.S.A. können sich mehr als die Hälfte der 11.000 LSG Beschäftigten keine Krankenversicherung leisten. Einige Beschäftigte müssen sich verschulden, um zu überleben. Die Bezahlung ist so niedrig, dass viele ihre Miete nicht zahlen können. Einige sind obdachlos geworden, obwohl sie Vollzeit für die LSG arbeiten. Gesundheit und Sicherheit in den Küchen sowie fehlende Altersvorsorge sind ebenfalls von großer Bedeutung.

Deswegen sind tausende Beschäftigte von LSG Sky Chefs kürzlich in die Urabstimmung für einen Streik getreten. Sie sind bereit, ihre Arbeit nieder zu legen, falls und wenn das Nationale Schlichtungskommittee dies erlaubt.

In einer Branche, in der große Airlines wie American, Delta, United und Lufthansa in den letzten Jahren Milliarden an Gewinn gemacht haben, erwarten wir von Lufthansa, dass sie Armutslöhnen ein Ende setzen und Zugang zu bezahlbarer Gesundheitsversorgung schaffen.

In Großbritannien bangen über 3.000 LSG Beschäftigte um ihre Zukunft - viele von ihnen sind unterbezahlt. Die 1.000 Alpha LSG Beschäftigten am Flughafen Heathrow verdienen lediglich 8,21 Pfund in der Stunde, anstatt den Londoner Mindestlohn von 10,55 Pfund. Davon kann man nicht leben.

Wir erwarten von Lufthansa Transparenz über den anstehenden Verkauf, Arbeitsplatzsicherheit und eine bessere Bezahlung.

Herr Spohr: Diese Schilderungen zeigen deutlich, dass wir als globale Gewerkschaften noch stärker zusammenarbeiten werden, da Sie eindeutig nicht in der Lage sind, die Arbeitsbedingungen auf eine Art und Weise zu gestalten, die die harte Arbeit der LSG Beschäftigten respektiert.

Im Rahmen unserer internationalen Transportarbeiterförderationen ETF und ITF akzeptieren wir nicht, dass Sie sich weigern, mit uns in den unmittelbaren, konkreten Dialog zu angemessenen Arbeitsbedingungen, Arbeitsplatzsicherung zu existenzsichernden Löhnen und Zugang zu einer bezahlbaren Krankenversicherung zu treten.

Wir wenden uns auch als Aufsichtsratschef der Internationalen Airline Verbandes IATA an Sie:

Wir sollten belohnt werden, anstatt für unseren Einsatz bestraft, welcher Lufthansa, American und 250 Airlines weltweit Rekordprofite verschafft und dabei gleichzeitig den Passagieren Sicherheit und Komfort ermöglicht.

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Quelle:
Presseinformation vom 06.09.2019
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Bundesvorstand, Pressestelle
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Telefon: 030/6956-1011 und -1012, Fax: 030/6956-3001
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. September 2019

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