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GEWERKSCHAFT/230: Flugverbot - Regierung stellt Wirtschaftsinteressen über Sicherheit (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 21. April 2010

Flugverbot: Regierung stellt Wirtschaftsinteressen über Sicherheit


Berlin, 21.04.2010 - "Statt auf die Flugkapitäne zu hören, hat diese Regierung dem Druck der Unternehmen nachgegeben", kritisierte Erhard Ott, Mitglied des Bundesvorstands der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di). ver.di unterstütze die Forderung der Vereinigung Cockpit (VC) nach einem auf Fakten, nicht Vermutungen basierenden Krisenmanagement und einer umfassenden Aufklärung. Das widersprüchliche Krisenmanagement der Bundesregierung in der Frage der Sicherheit von Flügen in mit Vulkanasche kontaminierten Flugregionen hätte hingegen auch durch die Regierungserklärung des Bundesverkehrsministers nicht entwirrt werden können.

"Die Sicherheit des Flugverkehrs braucht klare Daten und klare Regeln. Ein 'vielleicht' oder 'auf eigene Gefahr' darf es im kommerziellen Luftverkehr nicht geben. Ob man nun im Instrumenten- oder Sichtflug einen kontaminierten Luftraum durchfliegt, ändert nichts an der möglichen Gefährlichkeit. Die Deutsche Lufthansa und die unter britischem Recht firmierende Air Berlin nutzen juristische Winkelzüge und Grauzonen im internationalen Regelwerk, um dieses Flugverbot zu umgehen", bemängelte Ott. Erschreckend, so Ott, seien die offensichtlich gewordenen Mängel bei der schnellen Analyse des Aschewolken-Phänomens. Die Unsicherheit aufgrund fehlender validierter Daten, die für eine objektive Gefährdungsanalyse unbedingt vonnöten sind, habe den bis zum Wochenende standhaften Verkehrsminister ins Wanken gebracht. Zudem habe dieser Makel das anerkannte Volcanic Ash Advisory Centre (VAAC) in London zur Zielscheibe unwissenschaftlicher, aber von wirtschaftlichen Interessen geleiteter Kritik gemacht.

"Die Bundesregierung ist aufgefordert, die Krisenreaktionsfähigkeit des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und aller anderen maßgeblichen Institutionen sicherzustellen. Neben einer Überprüfung des computergestützten VAAC-Modells muss die Bundesregierung zudem auf internationaler Ebene für klare Regeln eintreten, wie zukünftig mit solchen Phänomenen umgegangen werden solle", stellte der Verkehrsexperte klar.


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Quelle:
Presseinformation vom 21.04.2010
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Cornelia Haß - ver.di-Bundesvorstand
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. April 2010