Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → WIRTSCHAFT

INTERNATIONAL/027: Südafrika - Tummelplatz für indische Investoren, Bilaterale Beziehungen wachsen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 12. April 2011

Südafrika:
Tummelplatz für indische Investoren - Bilaterale Beziehungen wachsen

Von Louise Redvers


Johannesburg, 12. April (IPS) - Viel wird über den Fußabdruck der Chinesen in Südafrika gesprochen. Doch auch Indien als die viertgrößte Wirtschaftsmacht der Welt mit einer Mittelschicht von 400 Millionen Menschen hinterlässt am Kap durchaus ihre Spuren.

Die größte Demokratie der Welt hat den gesamten afrikanischen Kontinent fest auf ihrem Radar. Auch wenn sich indische Unternehmen aufgrund der historischen Arbeitsmigration vor allem im Osten des schwarzen Kontinents niedergelassen haben, wissen sie Südafrika als wichtiges Tor zu Afrika durchaus zu schätzen.

Beide Länder haben sich mit Brasilien zum Indien-Brasilien-Südafrika-Dialogforum (IBSA) zusammengeschlossen. Auch gehören sie zusammen mit Russland der Gruppe der aufsteigenden BRIC-Schwellenländer an. Wirtschaftsanalysten sind zuversichtlich, dass die Zusammenarbeit zwischen den vier Partnern zunehmen wird.

Bei einem Besuch in Mumbai Anfang April erklärte Südafrikas Vizehandelsministerin Elizabeth Thabethe, dass der bilaterale Warenaustausch bis Ende des laufenden Finanzjahres von zehn Milliarden auf 15 Milliarden US-Dollar angestiegen sein wird.


Fast 100 indische Unternehmen vor Ort

Die beiden Automobilhersteller 'Tata', und 'Mahindra & Mahindra' sowie der Mobiltelefonanbieter 'Reliance' gehören zu den 96 indischen Unternehmen, die derzeit in Südafrika investieren. Etliche indische Banken sind ebenfalls auf dem Sprung. Vollzogen wurde er bereits von der 'State Bank of India', 'ICICI Bank' und 'Bank of Baroda'.

In Indien wiederum hat sich die südafrikanische Firma SABMiller zum zweitgrößten Bierbrauer des Landes mit einem Marktanteil von 38 Prozent aufgeschwungen. Die 'First Rand Group' war die erste afrikanische Bank, der Indien eine Genehmigung erteilte. Südafrikanische Versicherungsanstalten wie 'Old Mutual' und 'Sanlam' sind ebenfalls dabei, sich in Indien niederzulassen.

Südafrika, das im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft 2010 seine Ingenieursfähigkeiten unter Beweis stellen konnte, hofft auf lukrative Bauverträge im Rahmen des indischen Fünfjahresplanes, der 800 Milliarden US-Dollar für Infrastrukturvorhaben vorsieht.

'Airports Company South Africa' (ACSA) wiederum hat den Zuschlag für die Modernisierung des Internationalen Chattrapathi-Shivaji-Airport in Mumbai erhalten. Die Hoffnungen auf Folgeaufträge sind hoch.

Nach Ansicht von Abdullah Verachia, Leiter von 'Frontier Advisory', einem Strategie- und Forschungsunternehmen mit Sitz in Johannesburg, sind der indisch-südafrikanischen Zusammenarbeit keine Grenzen gesetzt. "Indien betrachtet Südafrika als Tor für Investitionen in den Rest der Region", sagte er. "Südafrika verfügt über eine solide Infrastruktur, einem starken Finanz- und Bankensektor und eine international anerkannte Börse."


Kolonisationserfahrung als Bindemittel

Die indisch-südafrikanische Freundschaft basiert auf der Erfahrung von Kolonisation und Kampf. Mahatma Gandhi, der mehrere Jahre in Südafrika zubrachte, ist vielen Südafrikanern nach wie vor präsent. Außerdem bestehen enge Beziehungen zwischen der Regierungspartei Afrikanischer Nationalkongress und der indischen Kongresspartei. "Südafrika hat im Herzen der Inder einen besonderen Platz", so Verachia. "Indiens aufstrebende Multis sind in Südafrika gern gesehen."

Im vergangenen Jahr begingen die in Südafrika lebenden Inder den 150. Jahrestag der vertraglich geregelten Ankunft von Arbeitskräften aus Indien ins koloniale Afrika. Inzwischen leben 1,3 Millionen Inder in Südafrika, viele von ihnen bereits in der vierten oder fünften Generation. Verachia zufolge ist diese große Diaspora ein weiterer wichtiger Motor für indische Investitionen am Kap. "Kulturell sind die Beziehungen stark", zeigte er sich überzeugt. "Bollywood-Filme sind in Kapstadt und Durban äußerst gefragt und die indischen Kricketmeisterschaften in Südafrika im letzten Jahr haben Kapstadt wieder ins Bewusstsein der Inder zurückgeholt."

Obwohl vor allem große indische Konzerne den südafrikanischen Markt frequentieren, fühlen sich auch kleinere Investoren angezogen. Die meisten indischen Investitionen in Südafrika werden über den Privatsektor abgewickelt. Das chinesische Engagement auf dem Kontinent hingegen ist staatlich gesteuert.

Elizabeth Sidiropoulos, Leiterin des 'South African Institute of International Affairs' (SAIIA), ist der Meinung, dass Indien von dem Wunsch beseelt ist, mit den chinesischen Bemühungen um den schwarzen Kontinent Schritt zu halten.

In einer im letzten Monat in London veröffentlichten Mitteilung der Denkfabrik 'Chatham House' in London stellte Sidiropoulos die Frage, ob Südafrika und Indien in Afrika Entwicklungspartner werden könnten. Ihr zufolge verbinden beide zwar ähnliche Wirtschaftsinteressen, doch können ihre politischen Entscheidungen und die Art und Weise, wie sie sich in der internationalen Arena positionieren, unterschiedlicher nicht sein.

Das Zusammenspiel der beiden Länder sei das Ergebnis von den Veränderungen der globalen Machtstrukturen, meinte Sidiropoulos. Außerdem seien beide bereit, "eine positive Rolle im Entwicklungsbereich zu spielen und globale Verantwortungen zu schultern." (Ende/IPS/kb/2011)


Link:
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=55215

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 12. April 2011
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. April 2011