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INTERNATIONAL/126: Asien - Süd-Süd-Kooperation immer wichtiger, neue Initiativen zur Regionalintegration (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 7. Januar 2013

Asien: Süd-Süd-Kooperation wird immer wichtiger - Neue Initiativen zur Regionalintegration

von Thalif Deen


Bild: © Naimul Haq/IPS

Teppichweberinnen in Bangladesch, die sich über Mikrokredite finanzieren
Bild: © Naimul Haq/IPS

New York, 7. Januar (IPS) - Während die Vereinten Nationen ihr Engagement für die Süd-Süd-Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsländern verstärken, will Asien die regionale Integration in den kommenden zehn Jahren in großen Schritten voranbringen. Der Verband Südostasiatischer Staaten (ASEAN) mit zehn Mitgliedern und die acht Nationen umfassende Südasiatische Vereinigung für regionale Zusammenarbeit (SAARC) stehen an der Spitze einer ehrgeizigen Initiative, die Handels- und Wirtschaftsbeziehungen in beiden Ländergruppen stärken soll.

2015 soll eine neue ASEAN-Wirtschaftsgemeinschaft (AEC) an den Start gehen, während die SAARC vorhat, bis 2020 eine eigene Wirtschaftsunion zu bilden. "Regionale Zusammenarbeit ist wichtig, weil in einer globalisierten Welt regionale Integration zunehmend und vor allem mit Blick auf den Handel als Blockbildung verstanden wird", sagte der SAARC-Generalsekretär Ahmed Saleem mit Sitz in Nepal. Die Pläne von SAARC zielten darauf ab, "die hässliche Fratze des Protektionismus" zu beseitigen, der dem globalen Handel schade.

Die Welthandelsorganisation WTO akzeptiere die Bildung regionaler Wirtschaftsblöcke, solange diese Ländergruppen nicht protektionistisch agierten, erläuterte Saleem, ein früherer Diplomat der Malediven. SAARC gehören Afghanistan, Bangladesch, Bhutan, Indien, die Malediven, Nepal, Pakistan und Sri Lanka an.

Einem ASEAN-Diplomaten zufolge sollte die AEC einen gemeinsamen südostasiatischen Binnenmarkt und Produktionsstandort schaffen. Die Wettbewerbsfähigkeit der Region müsse gefördert und eine ausgeglichene ökonomische Entwicklung vorangetrieben werden, sodass Südostasien vollständig in die Weltwirtschaft integriert werden könne.


Freier Verkehr von Waren und Dienstleistungen angestrebt

"Die Abschaffung der innerhalb von ASEAN geltenden Zolltarife ist eine der wichtigsten Maßnahmen, um den freien Warenverkehr in der Region voranzutreiben", meinte der Diplomat, der sich Anonymität ausbat. Das Staatenbündnis arbeitet derzeit auch an dem freien Verkehr von Dienstleistungen. Das ASEAN-Rahmenabkommen über Dienstleistungen beinhalte zehn Pakete für deren Liberalisierung. ASEAN gehören Brunei, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, die Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam an.

Im vergangenen August kündigten die Reisexportländer Südostasiens ein neues Bündnis zur Exportförderung und Preiserhöhung an. Dieser Allianz haben sich inzwischen Kambodscha, Laos, Myanmar, Thailand und Vietnam angeschlossen. Thailand und Vietnam verkaufen derzeit etwa die Hälfte des weltweit gehandelten Reises. Indien ist der größte Einzelexporteur, wie der in London ansässige 'Grains Council' mitteilte.

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon will die Süd-Süd-Zusammenarbeit allerdings noch weit über den Handel hinaus ausdehnen. "Die regionale Kooperation ist entscheidend", sagte er im Dezember. "Die Herausforderungen durch den Klimawandel, Drogenhandel, Terrorismus und Extremismus können von den Ländern nicht im Alleingang bewältigt werden." Ein gemeinsames Handeln werde den Staaten auch dabei helfen, besser mit ihren Rohstoffen umzugehen, den Handel zu steigern und den Verkehr auszubauen, meinte Ban.

Die Vereinten Nationen haben ein Sonderprogramm für die Volkswirtschaften in Zentralasien (SPECA) aufgelegt, das die regionale Wirtschaftskooperation und die Integration voranbringen soll. Ziel ist der Erfahrungsaustausch zur Wirtschaftsintegration mit anderen Staatenbünden wie ASEAN, SAARC und der Erweiterten Mekong-Subregion (GMS).

Bei einem Treffen in Bangkok im vergangenen November erklärte UN-Untergeneralsekretärin Noeleen Heyzer, die auch Exekutivsekretärin der Wirtschafts- und Sozialkommission für Asien und den Pazifik (UNESCAP) ist, dass die "regionale Wirtschaftsintegration bei der Suche nach neuen Triebfedern für das regionale Wachstum und bei der Förderung eines nachhaltigen Wohlstands für alle immer wichtiger geworden ist".


Nachhaltiges Wachstum und Armutsbekämpfung

Nach Ansicht von Heyzer reichen nationale und sogar bilaterale Ansätze nicht mehr aus, um diese Herausforderungen zu meistern. "Regionale Lösungen durch regionale Kooperation können ein Weg sein, um mehr nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu schaffen, Entwicklungslücken zu schließen und dabei zu helfen, Dutzende Millionen Menschen aus der Armut zu befreien", sagte sie.

Die Arbeit von UNESCAP zur Unterstützung von SPECA konzentriert sich auf die Bereiche Handel, Verkehr, Wasser und Energie, die allesamt von zentraler Bedeutung für die subregionale und regionale Integration Zentralasiens sind.

Nach Ansicht von Saleem hat die Bildung von SAARC die Zusammenarbeit der Mitglieder in vielen Bereichen gefördert und beschleunigt. Das Südasiatische Freihandelsabkommen SAFTA hat den Mitgliedern den Handel untereinander mit bestimmten Erzeugnissen erleichtert, die auch im Rahmen bilateraler Übereinkünfte nicht hätten geschaffen werden können, betonte er.

Der SAARC-Chef wies ferner darauf hin, dass regionale Zusammenarbeit dazu beigetragen hat, politische Spannungen abzubauen. Er geht davon aus, dass die Süd-Süd-Zusammenarbeit auf der Agenda der Vereinten Nationen ab 2015 eine größere Rolle spielen werde als bisher. Mittlerweile hätten nämlich alle erkannt, dass die meisten Länder die UN-Millenniumsentwicklungsziele zur Armutsbekämpfung nicht bis zum Ablauf der Frist 2015 erreichen würden. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://www.aseansec.org/
http://www.saarc-sec.org/
http://www.unece.org/speca/welcome.html
http://www.unescap.org/
http://commerce.nic.in/trade/safta.pdf
http://www.ipsnews.net/2013/01/asia-leaps-forward-in-regional-economic-integration/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Januar 2013