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INTERNATIONAL/166: Tansania - Einheimische Händler fürchten chinesische Konkurrenz (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 16. August 2013

Tansania: Hauptstadtviertel wird Chinatown - Einheimische Händler fürchten chinesische Konkurrenz

von Kizito Makoye


Bild: © Sarah McGregor/IPS

Auf dem Kariakoo-Markt in Dar es Salaam gehen Fälschungen gut
Bild: © Sarah McGregor/IPS

Dar es Salaam, 16. August (IPS) - Im Geschäftsviertel Kariakoo, einen Steinwurf vom Zentrum der tansanischen Hauptstadt Dar es Salaam entfernt, liegt das neue Chinatown. Hier bieten Chinesen ihre Importware an. "Sie sind geschäftstüchtiger als wir", meint die einheimische Marktfrau Zuwena Simba. "Die Regierung sollte uns vor dieser Konkurrenz schützen."

Die Stadtbehörden schätzen, dass derzeit mehr als 100.000 Ausländer in Dar es Salaam einer illegalen Beschäftigung nachgehen. Dem Ministerium für Industrie und Handel zufolge liegen zwar keine genauen Zahlen vor. Allgemein wird jedoch angenommen, dass jedes Jahr tausende chinesische Unternehmen hierher kommen, um Güter wie Küchenutensilien, Kleidung, Vorhänge, Elektrogeräte, Mobiltelefone und Regenschirme zu verkaufen. Selbst chinesische Medizin wird stark nachgefragt.

Das Ministerium geht davon aus, dass die meisten chinesischen Geschäfte illegal arbeiten, weil sie nicht den seit 1997 vom Gesetzgeber geforderten Investitionsmindestbetrag von 100.000 Dollar beim Tansanischen Investitionszentrum (TIC) hinterlegt haben. Einen solchen Betrag müssen theoretisch alle Ausländer aufbringen, die in Tansania ein Geschäft aufziehen wollen.

Wie der TIC-Direktor für Investitionsförderung, John Mnali, erklärt, nimmt im Fall, dass sich Investoren nicht an die lizenzierten Aktivitäten halten, die Gerechtigkeit ihren Lauf. "Das Gesetz ist da eindeutig. Wir können jedem, der sich nicht an die Spielregeln hält, die Lizenz entziehen, und zwar noch bevor rechtliche Schritte eingeleitet werden", sagt er.


Markenpiraterie

Die Behörden beschuldigen die Chinesen, den Markt mit Produktfälschungen zu überschwemmen. Auf diese Weise gehen den Behörden nach Schätzungen des Tansanischen Industrieverbands jedes Jahr 20 Prozent ihrer Einnahmen verloren.

Doch Zheng Chong, der auf dem Markt von Kariakoo Vorhänge verkauft, widerspricht der weitläufigen Ansicht. Wie er betont, funktioniert der Markt nach den Prinzipien von Angebot und Nachfrage. "Wir verstoßen gegen keine Gesetze, es gibt also keinen Grund, uns zu hassen", meint er gegenüber IPS.

Doch diese Darstellung hält der Wirklichkeit nicht stand. Ein Gang über den Markt zeigt Fälschungen von Radio-Sets, Mobiltelefonen, Haushaltsgeräten und Medikamenten allerorten.

Wie Lazaro Msasalaga von der Qualitätsüberprüfungsbehörde 'Tanzania Bureau of Standards', erklärt, stellt der Import von Markenfälschungen für Tansania ein großes Problem dar. "Wir geben zwar unser Bestes, um diese Produkte aus dem Verkehr zu ziehen, doch gelingt uns das nicht immer. Es fehlt an finanziellen Mitteln und Absprachen zwischen den Behörden." Nur ein übergreifender Ansatz werde die illegalen Geschäfte beenden.

Das Gesetz für den fairen Wettbewerb von 2003 hält fest: Jeder, der gefälschte Markenprodukte verkauft, macht sich strafbar. Doch Analysten zufolge fehlt es in Tansania an dem erforderlichen Personal, um die Einhaltung der Gesetze zu gewährleisten.

Nach Ansicht von Goodluck Chuwa, der sich auf Unternehmensrecht spezialisiert hat, braucht das Land zur zufriedenstellenden Regelung ein umfassendes Gesetz. Die Regierung müsste zunächst eine Regulierungsstelle beschließen, die diese importierten Billigwaren untersuchen würde. "Jeder von uns ist auf die ein oder andere Art von diesen Produkten betroffen", meint er. "Doch da die Gesetze gefälschte Markenprodukte nicht näher definieren, finden Importeure dieser Erzeugnisse immer wieder ein Schlupfloch."


Mangelhafte Kontrollen

Vor zwei Jahren hatte das Ministerium für Industrie und Handel den illegalen chinesischen Händlern eine Frist von 30 Tagen gesetzt, um sich aus den Straßen von Dar es Salaam zurückzuziehen. Doch die Drohung wurde nie wahr gemacht.

Beobachter fürchten, dass der Mangel an Mechanismen, um die kleinen und mittleren Unternehmen gegen die chinesische Konkurrenz abzusichern, langfristig die einheimischen Händler vom Markt fegen wird.

Nach Angaben von Honesty Ngowi, einer Wirtschafsdozentin an der Mzumbe- Universität, findet derzeit ein gefährliches Spiel statt, das sich gerade für die schwache Partei verhängnisvoll auswirken könnte. "Wenn wir nicht aufpassen, werden wir die Verlierer sein, weil chinesische Unternehmen die dritte Welt zum Testgebiet für ihre raubkopierten Güter machen, die nirgendwo sonst auf der Welt akzeptiert würden." (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://www.tbs.go.tz/
http://www.ipsnews.net/2013/08/tanzanian-traders-seek-rescue-from-chinese/

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IPS-Tagesdienst vom 16. August 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. August 2013