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INTERNATIONAL/191: Kuba - Containerhafen für Wirtschaftssonderzone in der Bucht von Mariel eingeweiht (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 29. Januar 2014

Kuba: Containerhafen für Wirtschaftssonderzone in der Bucht von Mariel eingeweiht

von Patricia Grogg


Bild: © Jorge Luis Baños/IPS

Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff und ihr kubanischer Amtskollege Raúl Castro bei der Einweihung des Containerhafens in der Bucht von Mariel
Bild: © Jorge Luis Baños/IPS

Mariel, Kuba, 29. Januar (IPS) - Kubas Präsident Raúl Castro und Brasiliens Staatschefin Dilma Roussef haben am 27. Januar in Anwesenheit südamerikanischer Amtskollegen einen Containerhafen in der Buch von Mariel 45 Kilometer westlich der kubanischen Hauptstadt Havanna eingeweiht.

Mit der Fertigstellung der Anlage ist die erste von drei Bauphasen zur Errichtung einer Sonderwirtschaftszone (ZED) abgeschlossen. Von dem Gesamtprojekt auf einer Fläche von 465 Quadratkilometern verspricht sich der Karibikstaat neben der nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung ausländisches Kapital, moderne Technologien, Exportsteigerungen und neue Arbeitsplätze.

"Diese Zone wird der Schlüssel zur wirtschaftlichen Entwicklung Kubas sein", sagte die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff am Vorabend des Gipfeltreffens der Gemeinschaft Lateinamerikanischer und Karibischer Staaten (CELAC) in Havanna, das am 29. Januar zu Ende ging. Ihr Land werde das Vorhaben in dieser ersten Etappe mit Waren und Dienstleistungen im Wert von 802 Millionen US-Dollar unterstützten. Nach Abschluss der zweiten Bauphase kämen weitere 290 Millionen Dollar hinzu.

"Brasilien möchte zu einem wichtigen Verbündeten Kubas werden", betonte die brasilianische Staatschefin. An der Einweihung des Containerterminals nahmen unter anderem die Präsidenten Evo Morales (Bolivien), Nicolás Maduro (Venezuela), Donald Rabindranauth Ramotar (Guyana), Michel Martelly (Haiti) und die Ministerpräsidentin Portia Simpson-Miller (Jamaika) teil.


Hoffen auf Arbeitsplätze

"Wir befinden uns auf der ersten Sprosse einer Leiter, die der Stadt, dem Land und der Region den wirtschaftlichen Aufstieg ermöglicht", meinte Edel Mayol, Leiter des Museums von Mariel, der ebenfalls bei der Einweihung zugegen war. "Die Menschen hier sind hochmotiviert und würden gern an dem Projekt mitwirken."

Mayol zufolge wird das in der ZED vorgesehene Polytechnische Zentrum mit neuen Entwicklungen zum wirtschaftlichen Aufstieg Kubas beitragen. Er wies darauf hin, dass Mariel schon immer eine Industriestadt gewesen sei. In der 44.480 Einwohner zählenden Stadt gibt es bereits eine Zementfabrik, eine Weiterverarbeitungsanlage für Marmor, ein Wärmekraftwerk und eine Steinmühle. Nun sei man dabei, die künftig erforderlichen Fachkräfte auszubilden.

Herzstück der ZED, dem ersten Großprojekt seit der Reform von Kubas sozialistischem Wirtschaftsmodell, wird der Hafen von Mariel sein. Sobald die Mole ausgebaggert ist, können hier auch größere Containerschiffe anlegen.

Wie die ZED-Büroleiterin Ana Teresa Igarza am 25. Januar gegenüber den lokalen Medien erklärte, besteht der Containerhafen aus sechs Terminals, einem Erdöllager, einer Werft und weiteren Anlegestellen zum Auftanken. Gebaut wurde der Containerhafen vom brasilianischen Unternehmen Odebrecht, finanziert von der brasilianischen Nationalbank für wirtschaftliche und soziale Entwicklung.

Der Hafen werde zu einem wichtigen regionalen Warenumschlagplatz werden, zeigte sich Igarza überzeugt und wies darauf hin, dass Mariel schon für den Handel mit der ehemaligen Sowjetunion eine wichtige Rolle gespielt habe.

Der Niedergang des Ostblocks stürzte Kuba in eine schwere Wirtschaftskrise, die viele Kubaner zur Emigration veranlasste. 1994 versuchten 36.000 Kubaner von Mariel aus das Land in Booten zu verlassen. Bereits 1980 waren ebenfalls von dort aus 130.000 Kubaner in Richtung USA in See gestochen.

In dem Hafen laufen bereits erste Vorbereitungen für die Aufnahme der riesigen Postpanamax-Containerschiffe, die nach der Vertiefung des Panama-Kanals Mariel ansteuern werden. Sie verfügen über eine Ladekapazität, die die der normalen Schiffe um das Dreifache übersteigt.


Liebäugeln mit geplantem Nicaragua-Kanal

Im Rahmen der ZED sind zudem eine Freihandelszone, Autobahnen, Eisenbahnlinien und Zubringerstraßen zu den Flughäfen vorgesehen. Auch ist die Anbindung an den geplanten interozeanischen Nicaragua-Kanal geplant, der Ende des Jahres gebaut werden soll. Innerhalb der Wirtschaftszone sollen insbesondere die Entwicklung der Biotechnologie und der pharmazeutischen Industrie, die erneuerbaren Energien, die Agroindustrie und der Tourismus vorangebracht werden.

Investitionsanfragen liegen bereits von Unternehmen aus Argentinien, Brasilien, Chile, der Dominikanischen Republik und Mexiko vor. Den Unternehmen werden Anreize wie Steuererleichterungen in Aussicht gestellt. Darüber hinaus stimmt das kubanische Parlament im März auf einer Sondersitzung über ein neues Gesetz für ausländische Investitionen ab.

Wirtschaftswissenschaftlern zufolge werden vor allem die Einwohner der westlichen Provinzen Artemisa, wo sich Mariel befindet, Mayabeque, Pinar del Río und Havanna in Form von Arbeitsplätzen profitieren. (Ende/IPS/kb/2014)


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http://www.ipsnoticias.net/2014/01/una-zona-economica-inaugura-llave-de-desarrollo-en-cuba/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Januar 2014