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MELDUNG/640: Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Juni 2016 (BMWi)


Bundesministerium für Wirtschaft und Energie - Berlin, 10. Juni 2016

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Juni 2016


  • Die deutsche Wirtschaft befindet sich auf einem soliden Wachstumspfad.
  • Das außenwirtschaftliche Umfeld ist nach wie vor schwierig. Es hellt sich nur sehr langsam auf.
  • Die Industrieproduktion ist ordentlich ins zweite Quartal gestartet. Die Frühjahrsbelebung dürfte im Produzierenden Gewerbe insgesamt schwächer ausfallen als üblich. Die konjunkturelle Grundtendenz bleibt aber aufwärtsgerichtet.
  • Die Beschäftigung wurde insbesondere in den Dienstleistungsbereichen weiter deutlich erhöht.

Die deutsche Wirtschaft ist ordentlich in das zweite Vierteljahr 2016 gestartet. Die Erzeugung im Produzierenden Gewerbe erreichte im April nahezu das hohe Produktionsniveau des ersten Quartals, das durch Sondereffekte begünstigt war. Die Beschäftigung nahm bis zum aktuellen Rand insbesondere in den Dienstleistungsbereichen schwungvoll zu. Nachfrageseitig wird der Zuwachs der wirtschaftlichen Aktivität vor allem von den privaten und staatlichen Konsumausgaben getragen. Die privaten Konsumausgaben stiegen im ersten Vierteljahr das siebte Quartal in Folge an. Auch die inländischen Investitionen expandierten im ersten Quartal merklich. Dabei wurden die Bauinvestitionen durch günstige Witterungsbedingungen gestützt.

Die Erwartungen der deutschen Wirtschaft haben sich im Mai den dritten Monat in Folge verbessert. Auch die aktuelle Lage schätzen die Unternehmen als günstig ein. Nach dem positiven Start in das Jahr 2016 dürfte sich das Wachstum der deutschen Wirtschaft im zweiten Vierteljahr etwas verlangsamen, nicht zuletzt weil die Frühjahrsbelebung im Baugewerbe nach dem milden Winter weniger ins Gewicht fallen dürfte als üblich.[1] Die dahinter liegende konjunkturelle Grundtendenz der Gesamtwirtschaft dürfte aber solide aufwärtsgerichtet bleiben.

Die Weltwirtschaft wächst derzeit wenig dynamisch. Nach Schätzung der OECD dürfte das Wachstum mit 3,0 % in diesem Jahr in etwa so hoch ausfallen wie im vergangenen Jahr. In den Vereinigten Staaten hat sich das Expansionstempo im ersten Quartal 2016 stark verlangsamt. Die Wirtschaftsleistung in Japan hat sich demgegenüber im ersten Quartal überraschend deutlich erholt. Auch im Euroraum hat sich das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal beschleunigt. Unter den Schwellenländern verzeichnet China weiterhin ein hohes Wachstum, es verlangsamt sich aber weiter. Die aktuellen Frühindikatoren für die globale Wirtschaft deuten auf eine sehr allmähliche konjunkturelle Belebung hin.

Trotz des nach wie vor schwierigen Umfelds zeigten sich die deutschen Warenausfuhren überraschend stark.[2] Nach deutlichen Anstiegen in den beiden Vormonaten stagnierten die Exporte im April in jeweiligen Preisen. Im saisonbereinigten Dreimonatsvergleich sind sie jedoch um 1,9 % gestiegen. Angesichts der Aufwertung des Euro und der verhaltenen Wachstumsperspektiven der Weltwirtschaft dürften die Exporte in den nächsten Monaten eher verhalten expandieren.

Im Produzierenden Gewerbe wurde im April 0,8 % mehr produziert als im Vormonat. Im Teilbereich Industrie wurde die Erzeugung sogar noch etwas kräftiger ausgedehnt (+1,1 %). Erfreulich entwickelte sich die Herstellung von Investitionsgütern (+2,2 %), während die Erzeugung von Vorleistungsgütern stagnierte (+0,0 %). Die Produktion im Baugewerbe ging saisonbereinigt den zweiten Monat in Folge zurück (April: -1,7 %). Die Energieerzeugung wurde dagegen den zweiten Monat in Folge ausgeweitet (April: +1,1 %). Die Industrieproduktion ist damit ordentlich ins zweite Quartal gestartet. Ihr Produktionsniveau liegt leicht über dem des ersten Quartals. Im Baugewerbe und hier insbesondere im Bauhauptgewerbe konnte das Produktionsniveau des ersten Quartals saisonbereinigt nicht gehalten werden. Baumaßnahmen wurden aufgrund des milden Winters in diesem Jahr teilweise bereits ins erste Quartal vorgezogen. Das Geschäftsklima im Baugewerbe ist aber nach wie vor außergewöhnlich positiv und die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Nach dem Auslaufen der witterungsbedingten Produktionsverschiebungen wird sich die gute Konjunktur im Baugewerbe wieder sichtbarer durchsetzen. Die Stimmung in der Industrie hat sich in den vergangenen Monaten etwas aufgehellt. Bei den Auftragseingängen gab es im April zwar einen deutlichen Rückprall (-2,0 %), sie blieben aber in der Tendenz leicht aufwärtsgerichtet. Die Industrie dürfte daher nach der außenwirtschaftlich bedingten leichten Schwächephase im zweiten Halbjahr 2015 ihre moderate Belebung fortsetzen.

Der private Konsum bleibt ein Treiber der konjunkturellen Entwicklung. Im ersten Quartal 2016 erhöhten sich die privaten Konsumausgaben um 0,4 % gegenüber dem Vorquartal. Die Umsätze im Einzelhandel ohne Kfz haben sich nach den Rekordwerten zum Jahreswechsel zuletzt allerdings deutlich abgeschwächt und fielen im April sogar unter den Vorjahreswert. Auch gingen die Umsätze im Kfz-Handel im März zurück, im Trend blieben sie jedoch aufwärtsgerichtet. Die Zahl der Kfz- Neuzulassungen privater Fahrzeughalter lag im Mai deutlich über dem Vorjahreswert. Die ohnehin gute Stimmung unter den Einzelhändlern fiel im Mai nochmals optimistischer aus und auch das Konsumklima der Verbraucher hellte sich weiter auf. Die gute Lage am Arbeitsmarkt und die niedrige Preisentwicklung bilden weiterhin günstige Rahmenbedingungen für die Konsumnachfrage.

Vom Arbeitsmarkt kamen im Berichtsmonat unverändert positive Signale. Die Erwerbstätigkeit stieg im April gegenüber März saisonbereinigt um 41.000 Personen. Der Zuwachs erfolgte im Bereich der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Die registrierte Arbeitslosigkeit sank im April auf 2,66 Mio. Personen. Auch in der saisonbereinigten Betrachtung ging die Arbeitslosigkeit um 11.000 Personen weiter zurück, wobei entlastende arbeitsmarkpolitische Maßnahmen eine größere Rolle spielten. Die kräftige Zuwanderung durch Flüchtlinge wirkte sich noch moderat auf den Arbeitsmarkt insgesamt aus. Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit wird jedoch zunehmend beeinflusst. Die Nachfrage nach Arbeitskräften bleibt hoch. Die Frühindikatoren senden alles in allem weiterhin positive Signale.

Hinweis:
Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung wird in der Juli-Ausgabe des Monatsberichts "Schlaglichter der Wirtschaftspolitik" veröffentlicht. Diese Ausgabe wird voraussichtlich in der 26. Kalenderwoche auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie zu finden sein.

[1] In diesem Bericht werden Daten verwendet, die bis zum 9. Juni 2016 vorlagen.

[2] Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis preisbereinigter sowie nach dem Verfahren Census X-12-ARIMA kalender- und saisonbereinigter Daten.

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Quelle:
BMWi-Pressemitteilung vom 10. Juni 2016
Herausgeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Telefon: 030-186150
E-Mail: info@bmwi.bund.de
Internet: http://www.bmwi.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Juni 2016

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