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MELDUNG/692: Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im November 2016 (BMWi)


Bundesministerium für Wirtschaft und Energie - Berlin, 11. November 2016

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im November 2016


  • Die deutsche Wirtschaft befindet sich im Aufschwung. Das Wachstum im zweiten Halbjahr dürfte weniger dynamisch ausfallen als im ersten Halbjahr.
  • Das weltwirtschaftliche Umfeld ist weiterhin schwierig, scheint sich aber allmählich aufzuhellen, sodass sich die Exportaussichten etwas verbessern.
  • Die Produktion im Produzierenden Gewerbe hat sich trotz schwacher Ergebnisse im September im dritten Quartal stabilisiert. Die Indikatoren deuten auf eine gewisse Belebung in den kommenden Monaten hin.
  • Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist weiterhin hoch. Vom Arbeitsmarkt gehen zuverlässige positive Impulse auf den privaten Konsum aus.

Die deutsche Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs. [1] Im zweiten Halbjahr dürfte das Wachstumstempo aber etwas gemäßigter ausfallen als im starken ersten Halbjahr. [2] Nach der Brexit-Entscheidung und der US-Wahl bleibt das weltwirtschaftliche Umfeld zwar von Unwägbarkeiten geprägt. Bedeutende wirtschaftliche Beeinträchtigungen sind aus heutiger Sicht aber erst einmal nicht zu erwarten. Die gesamtwirtschaftliche Leistung dürfte im dritten Quartal weiter leicht zugenommen haben. Die Produktion im Produzierenden Gewerbe hat sich im dritten Quartal zumindest stabilisiert. Die Entwicklung am Arbeitsmarkt fiel allerdings zuletzt verhaltener aus. Dies dürfte mit einer etwas langsameren, aber weiterhin expansiven Gangart im Dienstleistungsbereich einhergehen. Für die kommenden Monate zeichnet sich aber bereits wieder eine gewisse Belebung der Wirtschaft ab. Wichtige binnenwirtschaftliche Auftriebskräfte sind weiterhin wirksam und die Aussichten für den Außenhandel verbessern sich allmählich. Auch die Stimmung in der Wirtschaft hat sich gemessen am ifo-Konjunkturtest nach dem Einbruch im August zum zweiten Mal in Folge deutlich aufgehellt.

Das außenwirtschaftliche Umfeld bleibt aber unsicher. Die Aussichten für die Weltwirtschaft haben sich insgesamt jedoch etwas verbessert. Die weltweite Industrieproduktion wurde in den Sommermonaten gesteigert, was vor allem auf eine leicht anziehende Dynamik in den Schwellenländern zurück zu führen ist. In den Vereinigten Staaten hat die Konjunktur im dritten Quartal mit einem annualisierten Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,9 % an Dynamik gewonnen. Das BIP in der EU-28 dürfte gemäß einer vorläufigen Schnellschätzung im dritten Quartal um 0,4 % gegenüber dem Vorquartal gestiegen sein. Dabei konnte das BIP im Vereinigten Königreich recht deutlich um 0,5 % zulegen. Das Wachstum der Weltwirtschaft wird, aufgrund des schwachen ersten Halbjahrs, in diesem Jahr etwas geringer ausfallen als im vergangenen Jahr. Der Internationale Währungsfonds geht gemäß seiner Prognose vom Oktober von einem Anstieg des globalen BIP von 3,1 % in diesem Jahr aus. Im nächsten Jahr dürfte das globale Wachstum leicht auf 3,4 % anziehen. Die großen rohstoffexportierenden Schwellenländer Russland und Brasilien dürften allmählich die Rezession verlassen. Das Wachstum in China schwächt sich zwar tendenziell ab, bleibt aber vergleichsweise hoch. In den Industriestaaten dürfte sich das Wachstum im nächsten Jahr etwas beschleunigen. Die Abwärtsrisiken und Unsicherheiten im außenwirtschaftlichen Umfeld bleiben allerdings hoch.

Die Exportentwicklung war in den Sommermonaten sehr volatil. Nach dem Anstieg im August sind die Ausfuhren an Waren im September im Vormonatsvergleich saisonbereinigt um 0,7 % gesunken. Im dritten Quartal insgesamt haben die Ausfuhren nahezu stagniert (+0,1 %). Bei einem nominalen Rückgang um saisonbereinigt 0,5 % im September sind die Wareneinfuhren im dritten Quartal demgegenüber deutlich angestiegen (+1,4 %). Damit ergab sich im dritten Quartal ein positiver Saldo des Warenhandels in Höhe von saisonbereinigt 68,4 Mrd. Euro, das waren 2,7 Mrd. Euro weniger als im zweiten Quartal. Der Wachstumsbeitrag des Außenhandels dürfte daher im dritten Quartal leicht negativ gewesen sein. Die Indikatoren deuten auf eine moderate Belebung der Exporte hin. Zwar haben die Bestellungen der Industrie aus dem Ausland im dritten Quartal spürbar um 2,4 % zugenommen. Auch die aktuellen Wachstumserwartungen für die deutschen Absatzmärkte sprechen für eine leichte Besserung im Außenhandel.

Die Industrieproduktion entwickelte sich zuletzt sehr unstetig. Nach einem starken Anstieg im Vormonat gingen im September sowohl die Industrieproduktion (-1,7 %) als auch die Umsätze (-1,3 %) wieder zurück. Insbesondere das Ergebnis der Investitionsgüterproduzenten fiel schwächer aus als im August. Die Schwankungen gehen nicht zuletzt auf Brückentageeffekte und die untypische Konstellation der (Werks-)Ferien zurück, die nicht vollständig von den üblichen Saisonbereinigungsverfahren erfasst werden. Insgesamt scheint sich die Lage in der Industrie im dritten Quartal aber stabilisiert zu haben. So konnte im dritten Quartal das Produktionsniveau des Vorquartals zumindest gehalten werden (+0,0 %). Der Anstieg der Auftragseingänge im dritten Quartal (+0,5 %) sowie die Aufhellung der Stimmungsindikatoren lassen eine allmähliche Belebung der Industriekonjunktur erwarten. Die Bauproduktion ging im September um 1,5 % zurück, hat sich im dritten Quartal insgesamt aber positiv entwickelt (+0,9 %). Dies dürfte sich trotz leicht rückläufiger Auftragseingänge so fortsetzen. Die Stimmung in der Baubranche befindet sich auf einem Allzeithoch.

Der private Konsum bleibt weiterhin wichtiger Pfeiler der konjunkturellen Entwicklung. Allerdings können die Umsätze im Einzelhandel (ohne Kfz) nicht an die dynamische Entwicklung im Vorjahr anknüpfen. Mit dem Rückgang im September (-1,4 %) haben sie im dritten Quartal das Niveau des Vorquartals gerade gehalten (+0,0 %). Die Umsätze im Kfz-Handel, die allerdings auch gewerbliche Käufe einschließen, haben sich im dritten Quartal insgesamt positiv entwickelt. Die Stimmung im Einzelhandel hatte sich zuletzt wieder aufgehellt und liegt weiterhin über ihrem langjährigen Durchschnitt.

Die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt setzt sich fort. Die Erwerbstätigkeit ist in diesem Jahr kontinuierlich gestiegen, wenn auch nach der aktuellen Datenrevision vor allem in den Sommermonaten nicht mehr ganz so dynamisch wie zuvor ausgewiesen. Der Aufwärtstrend bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung war im Juni und Juli unterbrochen, setzte sich aber im August gedämpft wieder fort. Die Erwerbstätigkeit lag im September bei 43,8 Mio. Personen und damit 0,9 % höher als vor einem Jahr. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen sank im Oktober saisonbereinigt um 13.000 Personen. Sie liegt nach den Ursprungszahlen bei 2,54 Mio. Personen. Gebremst wird ihr Abbau durch den nunmehr stärkeren Zugang von Flüchtlingen zum Arbeitsmarkt. Auf diesen wird mit einer deutlichen Ausweitung arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen reagiert. Die Nachfrage nach Arbeitskräften befindet sich weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Vom Arbeitsmarkt dürften daher auch weiterhin positive Impulse für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung ausgehen.

Hinweis:
Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung wird in der Dezember-Ausgabe des Monatsberichts "Schlaglichter der Wirtschaftspolitik" veröffentlicht. Diese Ausgabe wird voraussichtlich in der 48. Kalenderwoche auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie zu finden sein.

[1] In diesem Bericht werden Daten verwendet, die bis zum 10. November 2016 vorlagen.

[2] Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis preisbereinigter sowie nach dem Verfahren Census X-12-ARIMA kalender- und saisonbereinigter Daten.

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Quelle:
BMWi-Pressemitteilung vom 11. November 2016
Herausgeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Telefon: 030-186150
E-Mail: info@bmwi.bund.de
Internet: http://www.bmwi.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. November 2016

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