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ROHSTOFFE/082: Chile - Spitzenreiter im Kupferbergbau, hohe Energiekosten schaffen aber Probleme (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 28. Mai 2013

Chile: Spitzenreiter im Kupferbergbau - Hohe Energiekosten schaffen aber Probleme

von Marianela Jarroud


Bild: © Marianela Jarroud/IPS

Schmelzofen in der Kupfermine 'El Teniente'
Bild: © Marianela Jarroud/IPS

Santiago de Chile, 28. Mai (IPS) - Auch wenn Chiles Status als weltgrößter Kupferproduzent nicht in Gefahr ist, steht das Land vor der Herausforderung, aus dem Industriezweig langfristig soziales Kapital zu schlagen. Notwendig sind laut Experten außerdem Maßnahmen gegen die hohen Energiekosten, die sich in den vergangenen zehn Jahren versiebenfacht haben.

"Die komparativen Vorteile des Landes sind in gewisser Weise durch den Preisanstieg bedroht, vor allem in den Bereichen Elektrizität und Zulieferungen", sagt Rodrigo Balbontín vom Studienzentrum für Kupfer und Bergbau (CESCO).

Mit einem globalen Marktanteil von 36 Prozent und 28 Prozent aller bekannten Kupfervorkommen bleibt Chile weiterhin der weltweit führende Produzent des Metalls. Der Kupferbergbau war 1971 von dem damaligen sozialistischen Staatspräsidenten Salvador Allende verstaatlicht worden. Kupfer macht 45 Prozent der chilenischen Exporte aus und trägt zu einem Drittel zu den staatlichen Einkünften bei.

Nach Angaben der Chilenischen Kupferkommission (Cochilco) produzierte das südamerikanische Land 2012 etwa 5,5 Millionen Tonnen Kupfer, drei Prozent mehr als im Vorjahr. Das staatliche Kupferunternehmen Codelco sorgte im vergangenen Jahr für Einnahmen von 7,52 Milliarden US-Dollar. Es reguliert den Sektor, in dem auch transnationale Konzerne wie der anglo-australische 'BHP Billiton', 'Anglo American' sowie 'Xstrata' mit Sitz in der Schweiz vertreten sind.


Kupferproduktion noch für 80 Jahre gesichert

Laut Bernardo Reyes, Leiter der Abteilung für Bergbauingenieurswesen an der Universität von Santiago, sichern die derzeitigen Kupfervorkommen in Chile die Aufrechterhaltung der Produktion für weitere 80 Jahre. Die Lagerstätten neigten sich aber zunehmend dem Ende zu, warnt er. "Wenn Codelco nicht die notwendigen Investitionen tätigt, wird die Produktion sinken."

Codelco hat vor, im Zeitraum 2013 bis 2020 27 Milliarden Dollar in den Sektor zu pumpen, vor allem, um die Produktion zu erhöhen und den Reinheitsgrad des Kupfers zu verbessern. Kurzfristig soll die Förderung 2015 auf 6,3 Millionen Tonnen erhöht werden.

Der nördliche Nachbar Peru, der nach Chile zweitgrößte Kupferproduzent, will bis 2016 die Produktionsmenge des vergangenen Jahres verdoppeln. Das Ergebnis in 2012 war bereits um 141 Prozent höher als 2011 und erreichte drei Millionen Tonnen. Von 2016 bis 2021 peilt Peru eine stabile Produktionsrate von sechs Millionen Tonnen jährlich an.

Balbontín rechnet damit, dass nicht nur Peru, sondern auch der Konkurrent China allmählich zu Chile aufschließen wird. Diesen Ländern bescheinigt er ein größeres Wachstumspotenzial, doch sei Chiles Vorrangstellung nicht in Gefahr. Peru sei weniger eine Bedrohung, sondern eher ein möglicher strategischer Partner, mit dem man Wissen und Erfahrungen austauschen könnte. Auch die USA betrachtet Balbontín nicht als Konkurrenten des chilenischen Kupfersektors. Die Vereinigten Staaten produzierten für den Inlandsmarkt, erklärte er.

Das Argument, die Arbeitskosten seien in Chile zu hoch, wollen die Experten nicht gelten lassen. Reyes wies darauf hin, dass die Löhne in Chile niedriger seien als in den USA. Sie seien also kein Hinderungsgrund für Investitionen. Weit stärker wirkten sich stattdessen die hohen Kosten für Infrastruktur und Energie aus. Die Produktion könnte vor allem deshalb teurer werden, weil der Zugang zu Wasser problematisch sei.

"Die Energiekosten in Chile sind innerhalb von zehn Jahren um etwa das Siebenfache gestiegen. Dies wirkt sich auf die Höhe der Produktionskosten aus", meinte Reyes. Bei der elektrolytischen Raffinierung von Kupfer würden enorme Mengen an Strom verbraucht.


Wasserknappheit treibt Produktionskosten hoch

Die Wasserknappheit in den nordchilenischen Wüstenregionen, in denen sich die größten Kupfervorkommen befinden, habe die Unternehmen dazu gezwungen, das erforderliche Wasser aus dem Meer zu holen. Dieses Wasser muss aber entsalzt und in eine Höhe von 800 Metern über dem Meeresspiegel transportiert werden. "Wasser die Anden hochzupumpen erfordert zudem umfangreiche Infrastrukturen und Energieressourcen."

Balbontín bringt das Stromproblem mit der geografischen Lage der Kupfervorkommen, der Konzentration auf dem Energiemarkt und einer Energiemischung in Verbindung, die auf Kohle und Diesel basiert. Es sei wichtig zu analysieren, wie die Förderung eines Rohstoffes langfristig soziales Kapital generieren könne, denn Kupfer sei bekanntermaßen keine erneuerbare Ressource.

Gleichwohl erwartet Balbontín, dass die Nachfrage nach dem Metall in den nächsten zehn Jahren weltweit ansteigen wird. Die Preise werden nach seiner Prognose stabil bleiben und nicht unter zwei Dollar pro Pfund fallen. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://www.cesco.cl/
http://www.cochilco.cl/
http://www.ipsnews.net/2013/05/chilean-development-still-tied-to-copper-mining/
http://www.ipsnoticias.net/2013/05/desarrollo-chileno-atado-a-su-liderazgo-en-el-cobre/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 28. Mai 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Mai 2013