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UNTERNEHMEN/2477: Puma muss für existenzsichernde Löhne in Zulieferbetrieben sorgen (Kritische Aktionäre)


Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre
Pressemitteilung Nr. 11 - Köln, 6. Mai 2015

Puma muss für existenzsichernde Löhne in Zulieferbetrieben sorgen

Kritische Aktionäre sprechen heute [06.05.2015] bei Hauptversammlung in Herzogenaurach


Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre zweifelt trotz Bemühungen des Sportartikelkonzerns Puma an dessen Glaubwürdigkeit hinsichtlich Sozial- und Umweltstandards. Bei der Hauptversammlung heute in Herzogenaurach verlangen die Kritischen Aktionäre, dass sich Puma für existenzsichernde Löhne und wirksame Kontrollen in seinen Zulieferbetrieben einsetzt.

"Puma muss sich seiner Verantwortung für die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Produktionsstätten stellen, anstatt die Situation in Schwellen- und Entwicklungsländern auszunutzen", fordert der Geschäftsführer des Dachverbands, Markus Dufner. Zwar versuche der drittgrößte Sportartikelhersteller der Welt seit einigen Jahren, mit einer Reihe von Maßnahmen sein Image zu verbessern. Diese reichten jedoch nicht aus.

Trotz dieser Bemühungen bezweifelt der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, dass damit substantielle Verbesserungen bei Sozial- und Umweltstandards herbeigeführt werden. "Puma garantiert weder einen existenzsichernden Grundlohn, noch lässt sich das Unternehmen auf eine Definition dessen ein", sagt Dufner. "Damit verkommen die grundsätzlich zu begrüßende Kooperation mit der Fair Labour Association und die Mitarbeit innerhalb des Fair Wage Networks zu einer bloßen Imagekampagne."

Zusätzlich nutze Puma die niedrigen lokalen Mindestlöhne und seine eigene Stellung als dringend benötigter Investor gezielt aus, um die Lohnkosten in den Produktionsländern weiterhin gering zu halten. "Der staatlich festgesetzte Mindestlohn von rund 160 Dollar in der Textilbranche reicht bei weitem nicht aus, um eine Familie über die Runden zu bringen", stellt Dufner fest. Auch im Hinblick auf die Kontrollen der Produktionsstätten verstecke sich Puma hinter staatlichen Bestimmungen und entziehe sich so seiner Verantwortung.

"In den Textilfabriken, die für den Weltmarkt produzieren, den sogenannten Maquilas, werden staatliche Kontrollen und Auflagen mitunter ignoriert", berichtet Dufner. Als Teilnehmer einer Delegation der Christlichen Initiative Romero (CIR) hatte er sich vor drei Monaten Eindrücke von den Arbeitsbedingungen der Näherinnen und Stickerinnen in El Salvador verschaffen können. Bei einem Gespräch mit der Arbeitsministerin Sandra Edibel Guevara Pérez sei deutlich geworden, dass ihr Ministerium über zu geringe finanzielle Mitteln, zu wenig Personal und zu wenig gesetzliche Kompetenzen verfügt, um wirksame Kontrollen in den Maquilas durchzuführen. "Die Chefs der Textilfabriken nehmen lieber die niedrigen staatlichen Bußgelder in Kauf, als dass sie die Produktionsbedingungen in den Betrieben verbessern."

"Besonders verantwortungslos verhält sich Puma im Fall der Fabrik Industrias Florenzi in El Salvador", kritisiert Dufner. "Auch nach zweimaliger Nachfrage unseres Kooperationspartners Christliche Initiative Romero bleibt Puma bei der Entscheidung, die Produktionsbeziehungen mit der Fabrik vollständig abzubrechen." Die Antwort von Puma sei nicht hinnehmbar, meinte Dufner. Puma beharre auf der Auffassung, dass es nicht in seiner Verantwortung liege, für stabile und sichere Arbeitsplätze in der Fabrik zu sorgen. Das Unternehmen begründe diese Entscheidung damit, dass es sich bei der Beziehung mit Florenzi um eine "nicht autorisierte Untervergabe" durch die offiziell anerkannte Fabrik Confecciones del Valle gehandelt habe. Von dieser habe man in der zentralen Verwaltung des Konzerns nichts gewusst.

"Dieses Statement sagt einiges über die Einkaufspolitik von Puma aus", so Dufner. "Das Unternehmen scheint keine effektiven Kontrollmechanismen gegenüber den Fabriken zu haben, welche derartige Untervergaben verhindern könnten." Durch vertraglich geregelte und überwachte Vereinbarungen mit den Lieferanten könne man solchen Auslagerungen vorbeugen. "Schließlich werden mit den Praktiken der Weitervergabe, die Ausbeutung und Arbeitsrechtsverletzungen Tür und Tor öffnen, offizielle Puma-Produkte hergestellt."

Weitere Informationen zur Hauptversammlung der Puma SE unter:
www.kritischeaktionaere.de

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Quelle:
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Internet: www.kritischeaktionaere.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Mai 2015

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