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UNTERNEHMEN/2708: VW muss Fahrzeuge nachrüsten (Kritische Aktionäre)


Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre e.V.
Pressemitteilung vom 30.04.2018

VW = Abgasskandal + Kartell + Kollaboration mit Militärdiktatur

Kritische Aktionäre fordern Nachrüstung aller Volkswagen - Autokonzern muss Dividende halbieren und Rückstellungen erhöhen


Wegen seiner Rolle im Abgasskandal, Kartellabsprachen und Kollaboration mit der brasilianischen Militärdiktatur verweigert der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre Vorstand und Aufsichtsrat der Volkwagen AG bei der Hauptversammlung am 3. Mai die Entlastung. Für anstehende Nachrüstungen von VW-Dieselfahrzeugen und Entschädigungen von Kundinnen und Kunden soll der Auto-Konzern die Dividende halbieren und die Rückstellungen um rund 1 Milliarde Euro erhöhen.

"Wir nehmen die Taktik des Vorstands, nur Verfehlungen zuzugeben, die bereits gerichtsfest nachgewiesen wurden, nicht weiter hin", kritisiert BUND-Verkehrsreferent Jens Hilgenberg den Vorstand der Volkswagen AG. Hilgenberg, Vorstandsmitglied des Dachverbands mahnt weiter: "Auch die Aktionärinnen und Aktionäre sollten ein Interesse daran haben, dass der ohnehin schon angeschlagene Ruf des Konzerns und der Marken nicht weiter geschädigt wird."

Hilgenberg verlangt von Volkswagen, dass alle Verfehlungen umgehend und vollumfänglich zugegeben werden, nur so könne verlorenes Vertrauen wieder zurückgewonnen werden. "Als ersten Schritt muss VW alle bereits verkauften Pkw so nachrüsten, dass alle Grenzwerte auch im Realbetrieb eingehalten werden, notfalls auch mit dem Einbau zusätzlicher Abgasminderungssysteme. Der Vorstand muss zudem gewährleisten, dass sich die Modellpolitik des Konzerns zukünftig an den internationalen Klimazielen orientiert. Eine Abkehr von immer größeren, schweren und leistungsstärkeren Modellen ist dafür notwendig."

Der Dachverband wirft dem VW-Konzern zudem schwere Versäumnisse bei der Aufarbeitung der Kollaboration von VW do Brasil mit der brasilianischen Militärdiktatur in den Jahren 1964 bis 1985 vor. "Nach Erscheinen der Studie des von VW beauftragten Historikers Christopher Kopper zur Verstrickung von Volkswagen do Brasil in die Gräueltaten der Militärdiktatur im Dezember 2017 hätte der Konzern auf die betroffenen Arbeiterinnen und Arbeiter zugehen müssen. Eine öffentliche Entschuldigung und angemessene Entschädigungszahlungen wäre das Mindeste gewesen", erklärt Christian Russau, Vorstandsmitglied des Dachverbands und Mitarbeiter des Forschungs- und Dokumentationszentrums Chile-Lateinamerika (FDCL). Dies sei aber nicht erfolgt. "Dem Vorstand von VW do Brasil war vollumfänglich bekannt, dass Brasiliens Regime foltern und morden ließ. Er wusste, was mit den Menschen passierte, nachdem VW do Brasil Informationen über diese Personen an das Folterregime weitergegeben hatte."

Dem Aufsichtsrat der Volkswagen AG hält der Dachverband die Vernachlässigung von Kontrollpflichten vor. "VW sowie Audi und Porsche haben seit den 1990er Jahren Kartellabsprachen mit anderen deutschen Autoherstellern getroffen, darunter Details zu Fahrzeugentwicklung, Preisen und Zulieferern", sagt Markus Dufner, Geschäftsführer des Dachverbands. "Der Ausgang des Kartellverfahrens, das die EU-Kommission seitdem gegen VW und andere Autohersteller führt, ist noch nicht abzusehen, die Ermittlungen laufen weiter."



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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Mai 2018

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