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UNTERNEHMEN/2808: Fatale Entscheidung zur Kohlemine - Siemens hält an Adani-Deal fest (urgewald)


urgewald - Kampagne für den Regenwald - Pressemitteilung vom 13. Januar 2020

Fatale Entscheidung zur Kohlemine: Siemens hält an Adani-Deal fest

- Siemens-Chef gibt grünes Licht für Beteiligung an Adani-Mine
- Absehbar verheerende Folgen für Klimaziele und Great Barrier Reef
- Absage für das Geschäft hätte Minenprojekt stark verzögern können


Berlin/Sydney - Die am Sonntagabend von Siemens-Konzernchef Joe Kaeser bekanntgegebene Entscheidung an dem Auftrag zum Bau einer Bahn-Signalanlage für die Carmichael-Kohlemine in Australien festzuhalten, trifft auf massive Kritik bei Umweltschutzgruppen in Australien und Deutschland.

Regine Richter, Energie-Campaignerin bei urgewald, sagt: "Behaupten er sei auf Seiten der Klimaschützer, Siemens könne jedoch leider nicht von dem Deal zurücktreten, während in Australien verheerende Feuer wüten, das ist unglaublich schwach. Versprechen gegenüber Kunden, egal wie dreckig, sind dem Unternehmen wichtiger als Klimaschutz, das hat Siemens damit klar gemacht. Kaeser hat seinem Konzern einen nachhaltigen Reputationsschaden beschert, und das für ein in Siemens-Maßstäben mehr als überschaubares Geschäft. Siemens kann weiter über seinen Einsatz für den Klimaschutz schwadronieren, nur wird es niemand mehr glauben."

Inzwischen wurde durch australische Aktivist*innen bekannt, dass Alstom und Hitachi Rail, die ebenfalls Bahn-Signalanlagen anbieten, in der Vergangenheit eine Zusammenarbeit mit Adani abgelehnt haben.[1] Siemens könnte der einzige Anbieter sein, der zum Bau der Anlage für die Kohle-Transportstrecke zwischen der Mine und einem Kohlehafen an Australiens Nordostküste noch übrig bleibt. Eine Absage für das Geschäft hätte daher den Bau der Mine zumindest deutlich verzögern können.

"Siemens hat damit die Chance vertan, Sargnagel bei einem der verheerendsten Minenprojekte unserer Zeit zu sein. Kaeser macht Siemens zum Mittäter", kritisiert Richter.

Ben Pennings, Sprecher der Galilee Blockade, die gegen die Erschließung von Kohleminen wie Carmichael im australischen Galilee-Becken kämpft, sagt: "Siemens hat gerade für einen 18 Millionen Euro-Auftrag einen milliardenschweren Ruf in die Tonne getreten. Diese rücksichtslose Ignoranz angesichts des Leidens in Australien wird hart verurteilt werden. Jetzt und in Zukunft, wenn die Menschheit auf diesen entscheidenden Moment zurück blickt."

Julien Vincent, Geschäftsführer der australischen Umweltschutzorganisation Market Forces, sagt: "Carmichael ist das umstrittenste fossile Projekt in der Geschichte Australiens. Die Absicht, eine so gewaltige Kohlemine zu erschließen, nachdem eine Fläche von einem Fünftel der Größe Deutschlands gerade in den australischen Buschfeuern verbrannt ist, ist widerlich. Siemens wird diese Entscheidung bereuen. Was der Konzern nun erntet sind weltweite Empörung und ein verschärfter Klimawandel."

Die vom indischen Konzern Adani vorangetriebene Carmichael-Mine in der Region Queensland wäre Australiens größte Kohlemine und eine der größten der Welt. Sie dürfte über 4 Milliarden Tonnen CO2-Ausstoß verursachen, mehr als das Fünffache der deutschen Jahresemissionen. Neben dem katastrophalen Einfluss auf das globale Klima hätte die Kohlemine auch Folgen für den Wasserhaushalt in der Region Queensland. Klimatische Veränderungen haben dort schon jetzt zu extremer Dürre und in der Folge verheerenden Buschbränden geführt. Das nahegelegene, schon jetzt stark geschädigte Weltkulturerbe Great Barrier Reef dürfte durch die Klimafolgen endgültig absterben.

Die Mine wird seit Jahren von zivilgesellschaftlichen Gruppen bekämpft. Über 60 Unternehmen, darunter viele Versicherungen, Investoren und Banken, haben eine Beteiligung ausgeschlossen. Adani muss daher einen Großteil der Kosten alleine tragen.


Anmerkung:
[1] https://www.afr.com/companies/infrastructure/bushfires-fuel-anti-adani-protests-at-siemens-hq-20200109-p53q0r

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Quelle:
Pressemitteilung, 13.01.2020
Herausgeber: urgewald e.V.
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Internet: www.urgewald.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Januar 2020

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