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VERKEHR/1185: D.R. Kongo - Flughäfen schlecht ausgerüstet, Bruchlandungen häufig (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 27. Juli 2011

DRC: Flughäfen schlecht ausgerüstet - Häufige Bruchlandungen wegen technischer Mängel

Von Emmanuel Chaco


Kinshasa, 27. Juli (IPS) - Mehrere Flugzeugabstürze in der Demokratischen Republik Kongo wurden offenbar durch gravierende Mängel auf den Flughäfen verursacht. In dem zentralafrikanischen Land wird nun über die dringend notwendige Verbesserung der Flugsicherheit diskutiert.

"Innerhalb eines Jahres hat es vier Flugzeugunglücke gegeben", sagte der Flugkapitän Joachim Jean Paul Ndagano, der für die nationale kongolesische Fluggesellschaft arbeitet, im Gespräch mit IPS. Als Ursachen nannte er ungenaue Wettervorhersagen, Pannen bei der Kommunikation zwischen Fluglotsen und Piloten sowie die schlechte Ausstattung der Flughäfen.

Ndagano kritisierte den Einsatz von Geräten, die nicht den aktuellen Standards der Luftfahrt entsprächen. Die Mängel vor allem in den Kontrolltowern und bei der Wettervorhersage seien unübersehbar. Die Piloten benötigten präzise Informationen in Echtzeit über Wetter, Klima und Temperaturen, betonte er.

Die kongolesische Luftsicherheitsbehörde RVA räumt selbst in einer Untersuchung ein, dass die meisten Flughäfen technisch nicht auf dem neuesten Stand sind. Auch die Brandschutzvorkehrungen und die Parkflächen für Flugzeuge wurden als unzureichend bezeichnet.


Nicht genug Wasser für Löschfahrzeuge

In dem im März veröffentlichten Bericht heißt es weiter, dass es an den Flughäfen zu Stromengpässen komme. Außerdem hapert es beim Wassernachschub für Löschfahrzeuge. In den meisten Fällen gibt es auch nicht genug Zufahrtswege zu den Pisten, über die Einsatzkräfte zu einem brennenden Flugzeug gelangen könnten. Rollfelder und Parkflächen haben zudem oft nicht die vorgeschriebene Größe.

Zuletzt stürzte am 8. Juli eine Boeing 727 der Gesellschaft 'Hewa Bora' kurz vor der Landung auf dem Bangboka-Flughafen in Kisangani im Nordosten des Landes ab. Damit verunglückte bereits zum dritten Mal in nur zwei Jahren eine Hewa-Bora-Maschine. 73 Menschen kamen ums Leben, weitere 43 wurden schwer verletzt, wie die Regierung bekannt gab.

Es fehlt nicht nur an einem zuverlässigen Equipment, wie der Parlamentsabgeordnete Hubert Pierre Moliso kritisierte. Überdies gebe es niemanden, der zur Rechenschaft gezogen werden könne. Der "erbärmliche Streit" zwischen einem Investor und der Regierung über die Verantwortung für den Absturz vom 8. Juli zeige weitere Defizite im Flugverkehr.

Vorläufige Untersuchungen weisen darauf hin, dass das Löschfahrzeug des Flughafens von Kisangani erst nach Stunden am Unglücksort ankam. Eigentlich müsse die Feuerwehr dem Flugzeug sofort nach der Landung auf der Piste folgen, erklärte Moliso. "Welche Konsequenzen werden nun gezogen, und wer wird für den Fehler haftbar gemacht?"

Fünf Tage nach dem Absturz gab der Generaldirektor von Hewa Bora, Stavros Papaioannou, der RVA die Schuld. Am Tag des Unglücks sei der Tower nur mit Auszubildenden besetzt gewesen, prangerte er an. Die Luftsicherheitsbehörde wies den Vorwurf dagegen entschieden zurück.


Flugschreiber von Unglücksmaschine verschwunden

Der Interimsminister für Verkehr, Martin Kabwelulu, erklärte, das Flugzeug sei überladen gewesen. Außerdem hätten die RVA-Mitarbeiter die Maschine schlecht gelotst. Bessere Sicherheitsvorkehrungen an allen Flughäfen des Landes seien dringend notwendig, erklärte er.

Beide Darstellungen wurden von der Vereinigung der kongolesischen Fluglotsen (ACCA) bestritten. ACCA-Vertreter Godard Mamba Makola sagte gegenüber IPS, man werde aber wohl keinen Verantwortlichen benennen können, da der Abschlussbericht zu dem Unglück unveröffentlicht bleibe. Erschwerend kommt hinzu, dass die Flugschreiber der Boeing verschwunden sind. (Ende/IPS/ck/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Juli 2011