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INTERNATIONAL/247: Tote Kinder durch Unfälle mit Militärfahrzeugen in Südosttürkei nehmen zu (Civaka Azad)


Civaka Azad - Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V.
Pressemitteilung vom 29. Oktober 2018

Tote Kinder durch Unfälle mit Militärfahrzeugen in Südosttürkei nehmen zu


Im Jahr 2017 kamen bei Verkehrsunfällen von türkischen Polizei- und Militärfahrzeugen vier Kinder in der Südosttürkei ums Leben, zahlreiche weitere wurden teilweise schwer verletzt. Am 2. November 2017 fuhr in dem Stadtviertel Sûr (Diyarbakir) ein Panzerfahrzeug die achtjährige Ruken Cansırı an und verletzte sie schwer. Am 30. November 2017 wurde in Silopî der Fuß der zehnjährigen Çiğdem Başak in einer automatischen Bodenschwelle eines Polizeifahrzeuges eingeklemmt. Im Falle des gewaltsamen Tods der Geschwister Furkan (6 Jahre) und Muhammed (7 Jahre) Yıldırım am 3. Mai 2017 kam es nun am vergangenen Donnerstag, den 25.10.2018, zum fünften Verhandlungstag des Prozesses.

Furkan und Muhammed waren ums Leben gekommen, nachdem ein Panzerwagen des türkischen Militärs in das elterliche Haus in der Stadt Şirnak gefahren war. Ömer Yeğit, der als Fahrer des Militärfahrzeugs angeklagt ist, war nach der ersten Anhörung am 17. Oktober 2017 aus der Haft entlassen worden. Auch sein Vorgesetzter Murat Maden steht im Zusammenhang mit dem Fall vor Gericht. In einem Untersuchungsbericht wird der Angeklagte Yeğit als Nebenschuldiger dargestellt, während dem gepanzerten Fahrzeug die Hauptschuld an dem Tod der beiden Kinder gegeben wird. Diese äußerst fragwürdige Darstellung gibt Anlass zur Sorge, dass die beiden Angeklagten mit geringen Strafen oder sogar ohne jegliche Verurteilung aus dem Prozess hervorgehen.

Bereits vor Beginn des fünften Verhandlungstages hatten sich die Eltern angesichts des Prozessverlaufs hoffnungslos gezeigt. Der Vater der beiden getöteten Kinder, Mesut Yıldırım, äußerte sich wie folgt: "Ich erwarte mir mittlerweile keinerlei Gerechtigkeit von diesem Verfahren." Bezüglich der auffällig langen Prozessdauer vermutet der Vater: "Sie schieben den Fall auf die lange Bank, um Personen zu finden, die ein Urteil in ihrem Sinne sprechen." Mitglieder des IHD (İnsan Hakları Derneği - Menschenrechtsverein) und die HDP-Abgeordnete Nuran İmir waren am fünften Prozesstag als Beobachter im Gericht anwesend.

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Quelle:
Civaka Azad - Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Oktober 2018

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