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SCHACH-SPHINX/02719: Augenblick der Verzagtheit (SB)


"Der größte Teil des Unheils", schrieb einmal unser Dichterkönig Goethe, "und dessen, was man bös in der Welt nennt, entsteht bloß, weil die Menschen zu nachlässig sind, ihre Zwecke recht kennenzulernen, und wenn sie solche kennen, ernsthaft darauf loszuarbeiten." Ach hätte Matthias Deutschmann doch bloß den Spruch im Kopf gehabt, als er in seiner Partie gegen den Magdeburger Darnstädt im Brennpunkt kämpferischer Entscheidung seinen nächsten Zug mit den weißen Steinen wählen mußte. Statt in betont aggressiver Weise, wie er bis dahin gezogen hatte, weiter zu verfahren, beschlichen ihn plötzlich seltsamste Bedenken. So spielte er verzagt 1.Se3-g2? und mußte nach 1...Tf8-g8 2.Dg3-h4 Se7xf5 3.Dh4-h3 Le5xf4 4.Lc2xe4 Lf4xd2+ im Angesicht einer völlig zerrütteten Stellung aufgeben. Ein wenig mehr Ehrgeiz und Mut hätten Not getan, denn statt des fehlerhaften, fast feigen Springerzuges hätte er im heutigen Rätsel der Sphinx durchaus eine sehr vorteilhafte Zugfolge wählen können, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02719: Augenblick der Verzagtheit (SB)

Deutschmann - Darnstädt
Bundesliga 1999

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Sokolows Pfeil schwirrte von der Bogensehne, sauste durch die Luft und traf Kasparow an der verwundbarsten Stelle: 1.Dc1-b1+! Kh7-h8 - denn 1...f7-f5 scheitert an 2.Lb2xd4 nebst 3.Db1xb7+ und 1...De5-f5 verliert wegen 2.Tg3-g7+ Kh7-h8 3.Db1xf5 Sd4xf5 4.Tg7-g8+ nebst 5.Tg8xd8 - 2.Db1-f1! De5-e6 3.Df1-g2! und Schwarz gab auf. Angesichts der Drohung 4.Tg3-g8+ hätte er entweder 3...f7-f6 spielen müssen, doch dann folgt 4.Tg3-h3!, oder 3...De6-f6 mit der Mattfolge 4.Tg3-g8+ Kh8- h7 5.Dg2-g7+! Df6xg7 6.Tg1xg7+ Kh7-h6 7.Lb2-c1+ Kh6-h5 8.Tg7-h7#


Erstveröffentlichung am 25. Mai 1999

10. März 2010