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SCHACH-SPHINX/02779: These von der Kulturmüdigkeit (SB)


Ein Schachfreund äußerte einmal die Meinung, daß die vermehrte Zuwendung zur Spanischen Partie in unserem Jahrhundert die unausweichliche Folge jener Kulturmüdigkeit widerspiegele, unter der das europäische Geistesleben seit den beiden Weltkriegen zu leiden habe. Die Schrecken des Krieges, so seine These, hätten das risikobetonte Spiel der Meister des 19. Jahrhunderts nachhaltig verdrängt, da der moderne Mensch eine größere Stütze und Sicherheit in den langatmigen Konzepten und Überlebensnischen eben der Spanischen Partie sieht. Ein Opfer zu bringen, um auf dem Brett gewissermaßen einen kompromißlosen Krieg der Gedanken auszuführen, wäre den kriegsgeschädigten Generationen wie eine teuflische Rückerinnerung erschienen an die Zeiten existentieller Ungewißheit und Not. Nun, so ganz betulich geht es beim Spanier hin und wieder gar nicht zu. Ein gutes Beispiel dafür ist das heutige Rätsel der Sphinx, wo der Nachziehende mit seinem nächsten Zug einen forcierten Angriff auf die weiße Festung unternahm, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02779: These von der Kulturmüdigkeit (SB)

Belaska - Kobese
Prag 1991

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Nach dem Fehlzug 1...g3xh2? übernahm Kasparows Kontrahent Timman zunächst die Initiative mit 2.Tg1-f1! e4xf3 3.De4xf3 Te8-f8 und sicherte sich dann den Siegespunkt: 4.Ta6xd6 Ld7-g4!? - ein letzter Versuch, Komplikationen heraufzubeschwören - 5.Td6xf6! Lg4xf3 6.Tf6xf7 Lf3xg2+? - danach ging es rasch zu Ende, zäher war 6...Tf8xf7 7.Tf1xf3 Tf7xf3 8.Ld4xg7+ Kh8xg7 9.g2xf3 Tg8-c8 10.d5-d6! oder 8...Tg8xg7 9.g2xf3 Tg7-g1+ 10.Kh1xh2 Tg1-c1 11.Lc2-f5! Tc1xc3 12.d5-d6 - 7.Kh1xh2! und Schwarz gab auf.


Erstveröffentlichung am 11. Juni 1999

30. März 2010