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SCHACH-SPHINX/02903: Empfehlung des Grandseigneurs (SB)


"Bietet sich keine Gelegenheit zu einem direkten Mattangriff, so muß man versuchen, jede Schwäche im feindlichen Lager zu vergrößern, oder, wenn noch keine vorhanden ist, solche zu schaffen. Eine Drohung bedeutet stets einen Vorteil; aber man soll die Drohung nur dann wirklich ausführen, wenn auch etwas dabei zu holen ist. Die schwebende Drohung zwingt den Gegner, sich gegen ihre Ausführung zu sichern und dafür Material in Bereitschaft zu halten. Dadurch wird er leicht von dem Angriff an einer anderen Stelle abgelenkt, oder ist auch oft gar nicht imstande, einem solchen zu begegnen. Wenn aber die Drohung erst einmal ausgeführt ist, besteht sie nicht mehr, und der Gegner kann seine Aufmerksamkeit den eigenen Plänen widmen. Das beste und erfolgreichste Manöver dieser Art besteht darin, Drohungen auf dem einen Flügel aufzubauen und so die feindlichen Truppen nach dieser Seite hinzulocken, um dann durch die größere Beweglichkeit der eigenen Steine diese schnell auf den anderen Flügel zu werfen und dort durchzubrechen, bevor der Gegner Zeit gefunden hat, die nötigen Streitkräfte zur Verteidigung heranzubringen." So die Empfehlung des Grandseigneurs und ehemaligen Weltmeisters José Capablanca. In der Anwendung auf das heutige Rätsel der Sphinx stellt sich die Frage, wie Weiß seinen deutlichen Materialvorteil verwerten kann, denn es scheint, daß Schwarz dank seines aktiven Turmduos immer wieder Gelegenheit zu störenden Schachs bekommen wird. Im Diagramm war Weiß am Zuge, und er mußte auf das Schachgebot reagieren. Mit welcher tatgewordenen Drohung entledigte er sich der Störungen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02903: Empfehlung des Grandseigneurs (SB)

Ftacnik - Gonzales
Mexiko 1999

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Das indische Schachtalent Shanker nutzte den Umstand der schwarzen Grundreihenschwäche für seine materialgewinnende Kombination: 1.Sf3xe5! Sc6xe5 - oder 1...Lf6xe5 2.Lg2xc6 Db6xc6 3.Dc4xc6 b7xc6 4.Ld6xe5 - 2.Ld6xe5 Lf6xe5 - 2...Te8xe5 3.Te1xe5 Lf6xe5 4.Dc4-b5! - 3.Dc4-d4! Db6xb2 4.Te1xe5 Lc8-e6 5.Td1-e1 Le6-f7 6.Te5xe8+ Ta8xe8 7.Te1xe8+ Lf7xe8 8.Lg2-d5! - stärker als 8.Dd4-d8 Db2-b1+ 9.Lg2-f1 Db1- e1 - 8...h7-h6 - nichts mehr genützt hätte auch 8...Db2-e2 9.Dd4-c5 h7- h6 10.Ld5xb7 bzw. 9...De2-d1+ 10.Kg1-g2 Dd1xd5+ 11.Dc5xd5 Le8-c6 12.Dd5xc6 b7xc6 13.Kg2-f3 und Weiß gewinnt auf Grund seines aktiveren Königs - 9.Dd4xa7 Db2xc3 10.Da7xb7 Kh8-h7 11.Kg1-g2 Dc3-d4 12.Db7-a8 Dd4-d1 13.Ld5-e6 und Schwarz gab auf, denn nach 13...Dd1-h5 14.Da8-c8 f5-f4 15.g3-g4 war weiterer Materialverlust nicht mehr zu vermeiden.


Erstveröffentlichung am 20. Juli 1999

10. Mai 2010