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SCHACH-SPHINX/02933: Naivität der Möglichkeiten (SB)


Diese durch nichts zu tolerierende Naivität der Möglichkeiten, des unbegrenzten Potentials an schöpferischer Verausgabung, gekoppelt an die Sinnlosigkeit der Freude, überladen mit Augenblicken voller Wonne, Kummer, Selbstüberschätzung, Furcht, Faszination - ein ganzer Zirkus von Fatalitäten heißt einen willkommen, sobald man den ersten Zug einer Partie ausführt. Aufgrund einer folgenschweren Verwechslung heftete irgend jemand - wahrscheinlich war es ein schwermütiger Philister - dem Schachspiel eine gekräuselte Stirnfalte an, und seitdem - Anpassung ist ja bekanntlich der Grundtrieb des Menschen - gräbt sich jedermann einen Krater ins obere Teil des Gesichtsfeldes und macht es diesem Philister nach. Was für eine Verschwendung! Als gäbe es keinen anderen Ausdruck! Wie gut, daß mancher das Königliche Spiel so ernst nimmt und sich beim Denken nicht mit Nebensächlichkeiten aufhält. Im heutigen Rätsel der Sphinx zum Beispiel hatte sich Schwarz lange und mit angespannter Stirnpartie überlegt, daß es nun wohl am besten wäre, mit 1...c5xd4? den weißen Läufer auf c4 zu fesseln, um so indirekt den f7-Bauern zu decken. Und auch das war ein nicht wiedergutzumachendes Gedankenstolpern, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02933: Naivität der Möglichkeiten (SB)

Khalifmann - Knaak
Bundesliga 1998

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Als hätte er nur eine Übungspartie gespielt, so erhob sich Kramnik vom Stuhl nach seiner Partie gegen Svidler: 1.e5-e6! Kg8-f8 2.e6-e7+ Kf8- e8 3.Lb3xf7+! und Schwarz gab auf. Auf 3...Ke8xf7 gewinnt 4.d6-d7.


Erstveröffentlichung am 29. Juli 1999

20. Mai 2010