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SCHACH-SPHINX/02993: Gespenster anlocken (SB)


Die bizarresten Argumente bekommt man zu hören, wenn Schachspieler über den Zustand ihrer fast schon verlorenen Stellungen ein paar Worte äußern. Um das Unvermeidliche zu verwischen, greifen sie tief in die Kiste der Umschreibungen. Die Stellung stehe ein bißchen kritisch, man sei mit dem Erreichten nicht ganz zufrieden, die Hoffnung sei das Letzte, was man aufgeben dürfe, und so weiter und so fort. Der sonst so nüchterne Verstand scheint plötzlich Gefallen an verhüllenden Nebeln zu finden. Alles wird an Kulisse aufgefahren, um ja nicht die Worte auszusprechen, die angemessen wären. Ein Winden und Verkriechen hinter dem Versprechen, vielleicht doch noch mit einem blauen Auge davonzukommen. Warum diese mangelnde Bereitschaft, den Realitäten ins Auge zu blicken? Nun, Schachspieler hatten in ihrer Laufbahn oft Begegnungen mit dem Gespenst des Zufalls. Ein kleiner Fehler des Kontrahenten kann tatsächlich das Schlechte zum Guten wenden. Vielleicht verbirgt sich hinter dem Mummenschanz einfach der Glaube, daß man diesen Zufall nicht mit Pessimismus verscheuchen dürfe. Im heutigen Rätsel der Sphinx bekam Weiß beispielsweise ein Geschenk frei Haus, als sein Kontrahent zuletzt den tragisch-verhängnisvollen Fehler 1...Dc7-b6?? beging, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02993: Gespenster anlocken (SB)

Skrobek - Adamski
Polen 1977

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der Maßstab muß stimmen, sonst wird das Ganze zur Farce, zu einem Wolkenkuckucksheim. Schwarz gewann mit 1...Lc5xf2! 2.Ld3xe4 - oder 2.Dg3xf2 Le4xd3+ 3.Se1xd3 Df5xd3+ - 2...Lf2xe1+! und Weiß gab auf. Das Endspiel war so oder so für ihn verloren, zum Beispiel 3.Le4xf5 Le1xg3 oder 3.Kf1xe1 Df5xe4+ und weiterer Bauernverlust ist unvermeidlich.


Erstveröffentlichung am 22. August 1999

09. Juni 2010