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SCHACH-SPHINX/03005: Jagdreviere der Großmeister (SB)


Tiere, die Beute schlagen müssen, entwickeln bestimmte Jagdgewohnheiten, die sich tief in ihr Wesen graben. In einem gewissen Sinne läßt sich dies auch von Schachspielern sagen. Sie besitzen Sympathien und Gepflogenheiten, wenn sie das Brett durchstreifen, passend zu ihrer inneren Struktur der Befähigung. Manche bevorzugen gedrückte Positionen, hinter denen sie sich verstecken können, bis der Kontrahent einen Fehler macht. Dann springen sie hervor und machen Beute. Andere wiederum lieben den Schlachtenlärm so sehr, daß sie von vornherein Stellungen anstreben, die ihrem taktischen Talent entgegenkommen. So besitzt fast jeder Großmeister ein Repertoire an Eröffnungen bzw. Varianten, die sein Jagdgebiet umgrenzen. Selten und meist aus psychologischem Kalkül heraus weicht er von dieser Linie ab. Der Engländer Michael Adams beispielsweise ist ein fanatischer Anhänger des Marshall-Gambits in der Spanischen Partie. Er ist so tief verwurzelt in dieses Abspiel, das er virtuos beherrscht, daß er noch nie eine Partie damit verloren hat - bis auf eine, vor kurzem in Dortmund gegen den ungarischen Jungsporn Peter Leko. Letzterer am Zuge bereitete Adams nun die erste Niederlage mit seinem hochgeschätzten Marshall-Gambit, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/03005: Jagdreviere der Großmeister (SB)

Leko - Adams
Dortmund 1999

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die Herren Kritiker irrten sehr, denn nach 1.Sf3xe5 hätte Schwarz galant-elegant mit 1...Da6xa2+! 2.Dd2xa2 Ta8xa2+ 3.Ka1xa2 Tf8-a8+ 4.Ka2-b2 Le7-a3+ 5.Kb2-a2 La3-c1# schlicht und ergreifend mattgesetzt.


Erstveröffentlichung am 25. August 1999

13. Juni 2010