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SCHACH-SPHINX/03211: Am Anfang steht das Nein (SB)


Eine Rebellion beginnt nicht mit einem Kompromiß. Und so marschierte der Haufen von Neudenkern nach Ende des 1. Weltkrieges, der sich anschickte, die überkommenen Gesetze des Schachspiels von Grund auf zu hinterfragen, denn auch mit stolzen Bannern in die Turnierhallen ein und verkündete lautstark, daß eine neue Zeit angebrochen sei - die Zeit des Hypermodernen. Wie jede Bewegung, die sich zumal an ihrem Anfang zu etablieren sucht, fehlte es den Avantgardisten der Hypermodernen nicht an kernigen Leitsätzen, Herausforderungen im Grunde, mal frech, mal überkühn. Alles zum Zwecke, um sich in Front zum vorherrschenden Stil ihrer Zeitgenossen zu stellen. So prägte einer ihrer Vordenker, der ungarische Meister Gyula Breyer, den Satz: "Nach 1.e2-e4 liegt das Spiel des Weißen in den letzten Zügen." Der Bruch mit der alten Tradition wurde jedoch nie vollzogen. Nicht weil dieser Bewegung der Enthusiasmus und Ernst gefehlt hätte, vielmehr starben die führenden Köpfe sehr früh und nahmen ihren Ideenreichtum vor Vollendung ihres Werkes mit ins Grab. Wenn Weiß also nach 1.e2-e4 im Grunde schon kapitulieren müßte, so wurde im heutigen Rätsel der Sphinx die Partie ausdrücklich mit 1.d2-d4 eröffnet. Und schließlich entstand folgende Stellung, in der Schwarz zuletzt 23...Sd6-f5 gezogen hatte, und damit lag seine Stellung durchaus in den letzten Zügen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/03211: Am Anfang steht das Nein (SB)

Taimanow - Kuzmin
UdSSR 1975

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Alexander Aljechin traf den Nerv der weißen Stellung mit 1...Sc4-d2! 2.Te4xa4 - oder 2.Te4-e3 Te6-g6 3.Tb5-b8+ Kg8-h7 4.Tb8-b2 Sd2-f3+ 5.Kg1-h1 Df5xh3+ - 2...Df5-c2! 3.Ta4-a8+ Kg8-h7 4.Kg1-h1 Tf7-f1+ 5.Lc5- g1 Tf1xg1+! 6.Kh1xg1 Dc2-c1+ 7.Kg1-f2 Te6-f6+ 8.Kf2-e3 Sd2-b1+ und der Anziehende gab auf.


Erstveröffentlichung am 28. Oktober 1999

22. August 2010