Schattenblick →INFOPOOL →SCHACH UND SPIELE → SCHACH

SCHACH-SPHINX/04432: Treffpunkt zweier Generationen (SB)


Die schlimmsten Inflationsjahre lagen knapp anderthalb Jahre zurück, als in Baden-Baden im Frühjahr 1925, angeregt durch den "Nürnberger Doktor" Siegbert Tarrasch, ein Treffen der damals weltbesten Spieler arrangiert wurde. Tarrasch hatte innigst gehofft, den damals amtierenden Weltmeister José Capablanca sowie den Ex-Weltmeister Emanuel Lasker für dieses Turnier gewinnen zu können. Doch beide stellten derart hohe und unerfüllbare Honorarforderungen, daß man schließlich Abstand nehmen mußte von ihrer Teilnahme. Trotzdem waren zuletzt 21 namhafte Meister zum Baden-Badener Turnier angetreten, dieser Schnittstelle zweier Schachgenerationen. Vornehmlich mit Réti und Tartakower nahmen die Vertreter und Verfechter eines neuen, die Zentrumslehre neuartig auslegenden Stils teil, gewissermaßen als Vorhut verstanden gegen die von Steinitz, Tarrasch und Lasker ausgearbeitete klassische Schachschule. In diesem Aufeinandertreffen zweier Strömungen der Schachkunst war es jedoch eine dritte Fraktion, die den Sieg und schließlich auch die Wortführerschaft im Königlichen Spiel an sich reißen sollte, nämlich der aus Rußland exilierte Alexander Aljechin, der in Baden-Baden einen Höhepunkt seiner unvergleichlichen Karriere erreichen sollte. Ohne einen einzigen Punkt abzugeben, mit acht Remisen und zwölf Siegen, fünf davon zuletzt in Folge, überflügelte er alle anderen Teilnehmer. Aljechin selbst sagte später, daß er seinerzeit das mit Abstand beste Schach seines Lebens gespielt habe. In seiner Partie gegen den amerikanischen Meister Marshall gelang ihn mit den weißen Steinen eine denkwürdige Siegeskombination, bei der er mit einigen feinen Zwischenzügen brillieren konnte. Ein Genuß ohnegleichen, Wanderer, sie im heutigen Rätsel der Sphinx zu finden!



SCHACH-SPHINX/04432: Treffpunkt zweier Generationen (SB)

Aljechin - Marshall
Baden-Baden 1925

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Van der Wiel war hinterher untröstlich und konnte sich selbst nicht erklären, warum er sich zu 1.Sg3-h5? hatte verleiten lassen, denn nach 1...Se5-d3+ 2.Kf2-g2 Lg5xc1 3.Ta1xc1 g7-g6 verlor er wegen 4.Sf5-h6+ Kg8-f8 5.Sh5-g3 Dd8-g5 glatt eine Figur.


Erstveröffentlichung am 21. November 2000

05. Juli 2012