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SCHACH-SPHINX/04453: Siegeszug der Hinterbänkler (SB)


Früher war es gang und gäbe, daß neben einem Großmeisterturnier auch für den Nachwuchs eine Plattform errichtet wurde, das sogenannte Meisterturnier. Über diese Stufe stiegen dann viele talentierte Jungmeister in das schachliche Oberhaus auf. Im Sommer 1907 trafen in Ostende die Häupter der damaligen Schachwelt zum Figurenrücken zusammen. Siegbert Tarrasch, in der Blüte seiner Schaffenskraft, siegte. Doch das Augenmerk der Zeit richtete sich auf das Meisterturnier, wo 29 Recken um Caissas Gunst stritten. Die zweite Garde, die später die Turnierhallen erobern sollte, stand Gewehr und Fuß. Hochfavorisiert waren Mieses, Nimzowitsch, Teichmann, Duras, Tartakower, Spielmann und Blackburne. Doch ihre Zeit war 1907 noch nicht gekommen. Den geteilten Sieg im Meisterturnier mit je 19,5 Punkten errangen Bernstein und Rubinstein. Beide stürmten später die vordersten Turnierplätze und verdrängten die alte und alternde Elite aus ihrem Elfenbeinturm. Bedauerlich, daß Bernstein sich nie mit dem Gedanken anfreunden konnte, dem Schachspiel seine ganze Kraft zu widmen. Statt dessen wählte er eine andere Berufskarriere und eröffnete in Moskau eine Anwaltskanzlei. So fand er nur noch selten Gelegenheit zum schachlichen Ringen. Nachdem er 1914 in St. Petersburg keinen Geringeren als den Weltmeister Emanuel Lasker in einer Partie schlug, verabschiedete sich Bernstein für eine lange Zeit von der Welt der 64 Felder. In Ostende 1907 war ihm gegen den Kieler Meister Johannes Metger unter der Drohung eines "Stickmatts" ein glänzender Sieg gelungen. Also, Wanderer, verknüpfe im heutigen Rätsel der Sphinx das Motiv der Erstickung mit der strukturellen Realität auf dem Brett.



SCHACH-SPHINX/04453: Siegeszug der Hinterbänkler (SB)

Bernstein - Metger
Ostende 1907

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Chancenreich sind Opfer wie 1.Sf3xg5! in solchen Stellung allemal. Da die Annahme der Qualität nach 1...Lh5xd1 2.Db1xd1 wegen der drohenden Damenwanderung Dd1-h5 allzu gefährlich war, zog sich der schwarze Läufer lieber zurück. Aber auch nach 1...Lh5-g6 hielt der weiße Druck nahezu unvermindert an: 2.Db1-c1 Sc6xe5 3.Sg5xe6 f7xe6 4.Sd2-b3 und statt nun mit der kurzen Rochade wenigstens noch Widerstand zu leisten, beschleunigte Wiedenkeller das Ende mit 4...Le7-d6? 5.Le3-d4 0-0 - nun zu spät und auch hoffnungslos - 6.Dc1-e3 Se5-f7 7.Lh3xe6 Dd7- d8 8.De3-h6 und das Matt war nicht mehr zu verhindern.


Erstveröffentlichung am 28. November 2000

26. Juli 2012