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SCHACH-SPHINX/04464: Letzte Pflichterfüllung (SB)


Der Kapitän verläßt als Letzter das sinkende Schiff oder geht mit dem Kahn unter. In zahllosen Filmen und Romanen ist dieser an Rührigkeit grenzende Pathos verarbeitet worden. Ehre, Pflicht und Verantwortungsgefühl sind die praktische Kehrseite dieser Medaille. Das Schiff für einen Schachspieler ist das Brett, und so hat es häufiger, als man denkt, Meister gegeben, die im Augenblick ihres Todes am Brett saßen oder zumindest bei einer Schachpartie zugegen waren. Der Ex-Weltmeister José Capablanca beispielsweise starb am 8. März 1942 im Alter von erst 54 Jahren, nachdem er einen Tag zuvor im Manhattan Chess Club einen Schlaganfall erlitten hatte. Nicht aktiv am Brett, sondern als Zuschauer einer Partie ging er der Welt verloren. Auch der rumänische Großmeister Victor Ciocaltea fand den Tod im Kreise seiner Kollegen. Ein Schlaganfall in der vierten Runde eines Turniers in Manresa 1983 raffte ihn vom Angesicht der Welt. An ihm soll im heutigen Rätsel der Sphinx gedacht werden. Ciocaltea fand für Schachmeister sehr spät den Weg zum Königlichen Spiel. Erst mit 16 Jahren lernte er das ABC des Schachspiels, doch bereits vier Jahre später gewann er die rumänische Meisterschaft. Sechsmal sollte er noch den Landestitel tragen, 1970 gemeinsam mit Florin Gheorghiu. Sein Stil steckte voll taktischem Einfallsreichtums - strenge Logik war gepaart mit spielerischer Wagnis. Als Erforscher von theoretischem Neuland machte er ebenso von sich reden wie als Mensch von Umgänglichkeit und korrekten Umgangsformen. Also, Wanderer, Schwarz am Zuge scheint mit seinem gleichzeitigen Angriff auf die weißen Bauern f5 und b2 den Ausgleich sicher zu haben, allein, Ciocaltea hatte da noch ein Wörtchen mitzureden.



SCHACH-SPHINX/04464: Letzte Pflichterfüllung (SB)

Ciocaltea - Mititelu
Rumänien 1979

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Bedauerlich für Polugajweski, denn zumindest einen halben Punkt hätte er auf sein Konto einzahlen können. Nach 1...Sc6-d4+! 2.Kf3-f2 - 2.Kf3xf4 Sd4-e6+ - 2...Sd4-e6 hätte er eine weiße Figur gewinnen und das Remis völlig problemlos halten können.


Erstveröffentlichung am 02. Dezember 2000

06. August 2012