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SCHACH-SPHINX/04502: Frecher Geist aus Polen (SB)


Über das unerschütterliche Selbstbewußtsein des amerikanischen Schachheroen Samuel Reshevsky ist viel geschrieben und anekdotenflockig erzählt worden. In der Tat war sein freches Mundwerk für eine hiebfeste Erwiderung immer geölt. So weiß eine Geschichte zu berichten, daß ein deutscher General den siebenjährigen Wunderknaben nach der Annexion Polens im 2. Weltkrieg zu sich holen ließ, um dessen Schachtalent auf die Probe zu stellen. Nach einem kurzem Scharmützel auf dem Brett sagte der Knirps zum besiegten General: "Ihr spielt Milkhoma, ich spiele Schach." Milkhoma ist das jiddische Wort für Krieg. Auch später war Reshevsky felsenfest davon überzeugt, daß ihn niemand auf dem Brett besiegen könnte. Seine Universalfrage an eine Welt, der er sich haushoch überlegen fühlte, lautete: "Wer soll mich schlagen?" Die Zahl seiner Verlustpartien hielt sich tatsächlich in Grenzen, und auch im Alter ließ seine geistige Spannkraft nicht nach. So gab er 1963 in Los Angeles eine Blitz- und Blindvorstellung. Von den 12 Blitzpartien verlor er nicht eine einzige und mußte nur dreimal ins Remis einwilligen. Im heutigen Rätsel der Sphinx war es Meister Vasconcellos, der nach seinem letzten Zug 1...Sb4xd3 aus seinen Träumen in die rauhe Wirklichkeit zurückgerissen wurde. Also, Wanderer, wie bereitete ihm Reshevsky ein kaltes Erwachen?

SCHACH-SPHINX/04502: Frecher Geist aus Polen
Reshevsky - Vasconcellos
Boston 1944

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Ein weißer König auf dem Präsentierteller, und so griff Rubinstein nach 1.g3xh4 herzhaft zu: 1...Da1-f1+ 2.Kf2-g3 Df1-e1+ 3.Td2-f2 De1- g1+ 4.Kg3-f3 Dg1-h1+ 5.Tf2-g2 Dh1-d1+ 6.Kf3-g3 Dd1-g4+ 7.Kg3-f2 Dg4- e2+ nebst Matt.


Erstveröffentlichung am 15. Dezember 2000

13. September 2012